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Reblaus

Man macht sich ja bei uns gerne lustig über US-Weine und übersieht dabei, dass sich diese Meinung vornehmlich auf Erlebnisse mit langweiligen Supermarktweinen stützt. Ebensogut könnte man die pappsüßen Rieslingexporte der deutschen Weinindustrie als Grundlage für ein Gesamturteil über die Weinkultur hierzulande heranziehen. Das wäre natürlich Quatsch. Und obendrein ungerecht, denn ohne Kalifornien sähe die europäische Weinkultur mager aus. Einer Laune der Natur ist es nämlich zu verdanken, dass in Kalifornien viel mehr ältere Rebstöcke im Boden stecken als in Europa, wo die Reblauskatastrophe im 19. Jahrhundert die Weinwirtschaft fast auslöschte. Das kleine Insekt ist kaum groß genug, um es mit dem bloßen Auge wahrzunehmen, befällt die Wurzel der Rebe und pflanzt sich in der Rinde und auf der Blattunterseite fort. Irgendwann zwischen 1854 und 1860 wurde sie an importierten amerikanischen Wildreben, die als Ziergehölze gedacht waren, nach England eingeschleppt. Von dort gelangte sie nach Frankreich und befiel im Laufe von Jahrzehnten Weinreben in ganz Europa und vernichtete den Großteil der Weinberge. Die Not der Winzer und Weingenießer war so groß, dass sich die Reblaus tief in das Geschichtsbewusstsein einnisten konnte. Sogar in Gedichte, Filme und Lieder - wie dem Wienerlied "Die Reblaus" - hat sie es geschafft. Zum Glück erkannte man in ihrer ursprünglichen Heimat Nordamerika, dass die Rebstöcke dort resistent gegen das gefräßige Insekt sind und rettete 40% des europäischen Weinbestands mittels → Aupfropfen der Reben. Die Reblaus ist in Europa keineswegs ausgerottet. Immer wieder gibt es Meldungen über befallene Rebstöcke, auch in Deutschland. Experten fürchten, dass der Klimawandel die Ausbreitung des Schädlings begünstigt. Mehr darüber gibt es → hier.

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