Ein mythischer Begriff, der eher verwirrt als erklärt. Manchmal liest man so etwas in einer Weinbesprechung: „Man spürt den Schiefer auf der Zunge.“ Dass ein bestimmter Boden durch Wasserversorgung, Mineralstoff- und Stickstoffgehalt den Wein geschmacklich beeinflusst, steht nicht zur Debatte. Und enthält der Boden viel poröses und weiches Gestein, so löst das Grundwasser auch mehr Mineralien aus, als bei sehr dichtem Gestein. Leider können Reben diese groben Mineralien aber gar nicht aufnehmen, sofern ihre Wurzeln überhaupt so tief bis zum Gestein ragen. Und selbst wenn das ginge, könnte die Rebe über ihre mikroskopischen Wurzelöffnungen nur die gelösten und reinen Mineralstoffe aufnehmen, also Magnesium, Kalzium, Schwefel & Co. Und diese reinen und sehr kleinen Elemente tragen keine Spurenelemente von Schiefer oder Gipskeuper in sich. Der mineralische Geschmack im Mund kommt eher vom Zusammenspiel vieler Aromen, hervorgerufen durch bestimmte Gärhefen oder (vielleicht) durch das Säuregefüge im Wein - in Verbindung mit dem Mundgefühl namens Umami. Letzteres wird bekanntlich als „Fleisch oder Blutgeschmack“ bezeichnet und vermittelt manchmal den Geschmack von Eisen. In Verbindung mit frischer Säure wirkt Umami auf der Zunge manchmal wie mineralisches Gestein. Vielleicht wie frischer nasser Schiefer nach einem Landregen im Frühjahr. Vielleicht aber auch nicht.