Mitte der 1980er-Jahre fiel im Weinbau eine wichtige politische Entscheidung. Rechtlich wurde der Landbesitz lange an alle männlichen Nachkommen vererbt. Sobald ein Winzer also mehr als einen Sohn hatte, mussten sich die Nachkommen das Land untereinander teilen. So wurden die einzelnen Flächen über Generationen immer kleiner. Am Ende hatten fast alle Weingüter verstreute Parzellen, die nicht nebeneinander liegen. Zu vielen führte gerade noch ein Fußpfad. Das macht so viel Arbeit, dass sich der Anbau irgendwann nicht mehr lohnt. In der Flurbereinigung werden deshalb verteilte Parzellen so zusammengelegt, dass die Winzer sie besser bewirtschaften können. Wenn nötig, werden Zufahrtswege gebaut. Was mit Weinbergen passiert, an denen die Flurbereinigung vorbeiging, sieht man an einigen Hängen zwischen Rüdesheim und Assmannshausen im Rheingau. Sie liegen brach. Die mühsame Arbeit auf kleinen Flächen, in denen man kein Geld verdient, tat sich die Großeltern-Generation vielleicht noch aus Liebe zur Scholle an. Doch die nächste Generation winkte ab. Es gibt wesentlich leichtere Arten sein Geld zu verdienen. Aber die Flurbereinigung hat und auch ihre Schattenseiten. Die teilweise sehr großen Monokulturen und die arg eingeschränkte biologische Vielfalt in vielen flurbereinigten Lagen machen diese anfälliger für Erosion und Schädlingsbefall. Auch gingen viele hochwertige Einzellagen mit spezifischen kleinklimatischen Bedingungen verloren.