X
Newsletter
X
X
Login
Passwort vergessen?


Konto erstellen

Die Pfalz ist nicht genug

Kommt hier bald was rein...?
Kommentare
Ähnliche Weine
Ähnliche Artikel
Manche wollen immer weiter. Wie Joachim Wegner mit seinem Cabernet Sauvignon "Machwerk" aus dem Barrique, der nicht nach Pfalz schmecken darf.
Anzeige

Bevor ich zu einem ganz bestimmten Weingut in Bad Dürkheim komme, müsst ihr bei mir ein bisschen Fassologie lernen.

Früher hatte der Winzer keine Wahl. Kunststofftanks gab es nicht, Edelstahl erst recht nicht. Wein kam zum Reifen und Transportieren ins Holzfass.

Dass man sich damals irgendwann auf die Größe von 225 Liter für das sogenannte Barrique einigte, hatte einen praktischen Grund, den Handel.

Man nannte diese Größe früher auch Bordelaiser Schiffsmaß.

Die Weingüter aus der Gegend um Bordeaux verkauften (wenn Engländer und Franzosen gerade mal keinen Krieg gegeneinander führten), ordentliche Mengen ans Inselreich. Rübergebracht wurde der Wein natürlich mit dem Schiff. Und ein Fass dieser Größe konnte ein Matrose gerade noch alleine an Bord rollen.

Außerdem ließ sich leicht überprüfen, ob unterwegs mal einer am Fass genippt hatte. Denn 225 Liter ergeben genau 300 Flaschen.

So viel zur Größe.

Warum aber nehmen Winzer fast überall auf der Welt (abgesehen von den USA) keine einheimische Eiche sondern lassen sich meistens ihre Fässer aus Frankreich liefern?

Zum einen sitzen dort die aus Tradition besten Küfer. Zum anderen gibt es dort die meisten Eichen, aus denen sich Fässer machen lassen.

Natürlich gibt es auch Barriques aus Bäumen, die nicht aus Frankreich oder den USA stammen, sondern zum Beispiel auch aus Deutschland, Österreich und den Ländern des ehemaligen Jugoslawien („slawonische Eiche“).

Früher waren auch Barriques aus polnischen, lettischen und estnischen Eichen sehr verbreitet.

Dann kamen zwei Weltkriege dazwischen. Deutschland und Österreich haben heute als Eichenholzlieferanten nur mehr regionale Bedeutung.

Naja, vielleicht stimmt das nicht ganz. Es gibt in gewissen Kreisen ein Gerücht. Es besagt, dass eine große Menge sogenannter französischer Barriques aus deutschem Eichenholz geküfert wird. Aber das ist sicher nur missgünstiges Geschwätz…

Bis man aus einer Eiche Fässer machen kann, dauert es 150 bis 230 Jahre. So lange muss der Baum wachsen. Die Franzosen haben das schon vor ein paar hundert Jahren verstanden.

Mitte des 17. Jahrhunderts begannen unsere Nachbarn damit, ihre 4,5 Millionen Hektar Eichenwälder (das ist ein bisschen weniger als die Fläche Niedersachsens) sinnvoll zu verwalten. Sinnvoll heißt: auf keinen Fall zu viele Bäume abholzen. Die schönsten und am besten gepflegten Wälder sind jene, die dem Staat gehören. Der lässt noch seltener Bäume fällen als die Privatbesitzer.

Warum ich das so breit erzähle? Weil hier meine Holzfass-Serie ist – in Zusammenarbeit mit dem Barrique Forum Pfalz.

Wer oder was ist das schon wieder?

Zur Erklärung: das Barrique Forum Pfalz ist eine Art Fasslobby, die gegen das Gerücht antritt, dass Barriqueweine vordergründig nach Holzausbau schmecken. Das Gegenteil ist der Fall – wenn der Winzer sein Handwerk versteht. Sagt das Barrique Forum Pfalz und macht deshalb mit mir diese Holzfass-Serie.

Joachim Wegner aus Bad Dürkheim in der Pfalz nimmt französische Barriques noch aus einem anderen Grund. Denn die Topwinzer in Burgund und Bordelais sind seine Vorbilder.

Deshalb, so sagt er, gibt er seinen Weinen viel Zeit fürs Reifen. Den Barrique-Weinen sogar 30 Monate.

Joachim Wegner_2

Die Wegner Family.

Wegner hat in seinen Weinbergen etwa 40% rote Rebsorten stehen. Davon hauptsächlich Spätburgunder und Dornfelder, aus denen er vom einfachen Tropfen bis zum lange gelagerten Topwein alles macht. Auch Merlot und Cabernet Sauvignon kultiviert Wegner.

Diese beiden Sorten verwendet er jedoch für etwas Besonderes. Sie sollen nach mehr schmecken als nach der Pfalz, heißt es. Nach einem internationalen Stil. Diese Weine sollen sich also mit Weinen aus der ganzen Welt messen.

Ich gebe zu, das macht mich sehr neugierig.

Also ab ins Glas mit Wegners Cabernet Sauvignon Machwerk.

Dort schimmert er in mittelkräftigem Granatrot – kein ganz junger Bursche also.

In der Nase findet sich zuerst Schwarze Johannisbeere. Das ist typisch für Cabernet Sauvignon. Dann wird’s aber richtig spannend: Trockenpflaume, etwas frisch gemahlener Kaffee, dunkle Zigarre und eine Würze von angetrockneten Küchenkräutern. Komplex aber nicht überladen. Und wunderschön!

Am Gaumen ist dieser Wein etwas für Harmoniesüchtige. Alles ist in perfekter Balance. Schwarze Johannisbeere (Cassis) und Trockenpflaume schlendern Hand in Hand voran. Ihnen folgen einträchtig Nelke, etwas Zimt und Muskat. Ein wenig Wacholder gibt noch Würze hinzu.

Die Tannine sind so weich und samtig, dass sie Zunge und Gaumen wie eine Daunendecke umhüllen. Die Säure ist hoch, aber nicht übermäßig, sodass der Wein trotz seiner 14 Volumenprozent Alkohol eine wunderbare Frische hat. Der Abgang ist mittellang. Hier schmecke ich neben der Pflaume auch etwas Bitterschokolade.

Ein Wein für Kapitäne. Also weltläufig und in elegante Uniform gewandet.

Als Essenspartner empfehle ich Roastbeef mit Cayennepfeffer oder Lammkoteletts mit Rosmarin.

Und natürlich empfehle ich auch alle weiteren Folgen meiner Holzfass-Serie:

 

Datum: 2.10.2016 (Update 17.4.2017)
 

Ähnliche Weine

 

Ähnliche Artikel