X
Newsletter
X
X
Login
Passwort vergessen?


Konto erstellen

Verkalkte Pfalz

Guten Tag, wer hat hier Kalk bestellt?
Kommentare
Ähnliche Weine
Ähnliche Artikel
Die Rebsorte Spätburgunder liebt Kalk. Davon gibt es in der Pfalz genug. Winzer, die jetzt auch noch Talent und Eichenfässer haben, machen große Weine daraus.
Anzeige

Würden wir die vergangenen paar Millionen Jahre die Pfalz in einem Zeitraffer betrachten, ginge es dort recht rumpelig und ungemütlich zu.

Mal war sie vom Meer überflutet, dann wieder spuckten Vulkane Asche und Magma. Sie wurde hin- und hergeschoben, mal nach oben und mal nach unten gedrückt. Die arme Pfalz.

In unserem Zeitalter jedoch darf sie sich ausruhen und von zahlreichen Winzern den Rücken kraulen lassen.

Diese wilden Jugendjahre der Pfalz waren aber für etwas gut. Die Böden sind dadurch sehr vielfältig geworden.

Hier gibt es Löss, dort gibt es Sandstein, anderswo Kies und an vielen Stellen Kalk.

Kalk ist eine Sammelbezeichnung für verschiedene und vielfältige Verbindungen des Kalziums. So steht es in der Fachliteratur geschrieben.

Kalk entsteht im Meer. Schalen und sonstige Überbleibsel von Korallen, Muscheln oder Schnecken lagern sich auf dem Meeresgrund ab und verdichten sich dort. Bleibt diese Bodenschicht weich, dann entsteht Kreide. Die Champagne zum Beispiel ist berühmt für ihre Kreideböden. Wird er härter zusammengepresst, gerät Kalk irgendwann zu Marmor. Dort gedeiht kein Wein mehr.

Was macht der Kalk nun mit dem Wein?

Kurz gesagt, er macht ihn weich. Er verleiht ihm warme Noten. Die Rebsorte Spätburgunder liebt den Kalkboden. Deshalb kommen aus dem französischen Burgund (und insbesondere der Côte d’Or) auch die berühmtesten und teuersten Pinot Noirs der Welt.

Hast du Asche für La Tâche?

Nun aber Schluss mit Vergangenheit, Geologie und Geografie. Begeben wir uns gut gelaunt in die Gegenwart. Denn in dieser hat mich eine Flasche erreicht, auf deren Etikett folgendes zu lesen und der Grund für meine ganzen Ausführungen ist: Kalkofen – Spätburgunder.

Dieser Wein stammt vom Weingut Hanewald-Schwerdt aus Bad Dürkheim. Die Familie lebt schon seit sehr vielen Jahren vom Weinbau. Zurzeit arbeiten drei Generationen dort zusammen.

Die Reben des Spätburgunder, der nun vor mir auf dem Tisch darauf wartet, entkorkt zu werden, ist auf massivem Kalkfels gewachsen. Er müsste also ein Paradebeispiel für das sein, was der Kalk mit dem Wein macht.

Im Glas funkelt der Kalkofen in mittelkräftigem Rubinrot. So weit, so normal.

In der Nase finde ich zunächst Kirsche. Wie soll es bei einem Spätburgunder auch anders sein? Viele Weine dieser Rebsorte hören hier auf. Aber dieser legt jetzt erst richtig los. Denn zur Kirsche gesellt sich sehr reife, angequetschte Holunderbeere und eine gemüsige Note, die an gekochte Rote Beete erinnert.

Am Gaumen geht es genauso spannend weiter. Das Gemüse ist verschwunden. Auf der Fruchtseite stehen weiterhin Kirsche und Holunderbeere. Der Ausbau im Barriquefass stellt auf der anderen Seite dunkle Schokolade, Pfeifentabak und Noten von gerösteter Brotrinde auf. Das Ganze wird untermal von etwas schwarzem Pfeffer. Dabei ist der Wein unheimlich weich (hallo Kalk!), gleichzeitig herrlich präzise, fast schlank, zurückhaltend und dank seiner 13,5 Volumenprozent Alkohol in punkto Üppigkeit nach oben abgeriegelt. Das ist angenehm. Der Abgang ist sehr lang. Die Kirsche und der Pfeffer tanzen noch ewig nach dem Schlucken auf der Zunge Ringelreihe.

Als Essenspartner empfehle ich gebratenen Wildfasan mit in Butter geschwenkten Kartoffeln oder einen Schweinebraten mit Kartoffelklößen.

 

Datum: 19.10.2018
 

Ähnliche Weine

 

Ähnliche Artikel