Es ist Holzfasswoche mit edlen Pfälzer Rotweinen aus dem kleinen Barriquefass. Das gefällt nicht jedem. So ist das halt bei Geschmacksangelegenheiten. Da passt es ganz gut, wenn wir hier einen interessanten Wein austrinken, der alles andere als ein gefälliger Ranschmeisser ist, den jeder mag.
Die Holzfasswoche ist eine Gemeinschaftsaktion von CaptainCork und dem Barrique Forum Pfalz. Was die machen?
Leicht erklärt. Das Barrique Forum Pfalz ist eine Art Fasslobby, die gegen das Gerücht antritt, dass Barriqueweine vordergründig nach Holzausbau schmecken. Das Gegenteil ist der Fall – wenn der Winzer sein Handwerk versteht. Sagt das Barrique Forum Pfalz und pickt sich jedes Jahr im Rahmen einer großen Verkostung die besten Beispiele für besonders gelungene Rotweine aus dem kleinen Eichenfass heraus.
In dieser Folge der Holzfasswoche sind wir bei Thorsten Krieger gelandet, dem schon sehr früh klar war, dass er eines Tages das Weingut seiner Vorfahren weiterführen würde. Die Kriegers machen seit 1652 Wein. Vater Ludwig hatte Thorsten schon vor dem Abitur alles übers Weinmachen beigebracht.
Man muss das Produkt aber auch verkaufen können. So ging Thorsten nach Heilbronn und studierte Betriebswirtschaft mit dem Schwerpunkt Weinwirtschaft. Nebenher machte er ein Praktikum nach dem anderen bei verschiedenen Winzern. Er wollte sehen, wie die ihre Weine machen.
Das reichte ihm aber immer noch nicht. Deshalb ließ er sich nach dem Studium noch zum staatlich geprüften Sommelier ausbilden. Ist Thorsten Krieger ein ehrgeiziger Streber?
Ja, hoffentlich schon. Denn von selbstverliebten Naturtalenten kommt nicht zwingend guter Wein, höchstens gute Facebook-PR.
Als alles geschafft war, fühlte sich Thorsten bereit, das Weingut zu übernehmen. Da war er 30 Jahre alt.
Den Kriegers gehören rund um das Dorf Rhodt unter Rietburg an der Südlichen Weinstraße einige sehr gute Pfälzer Lagen. Insgesamt bewirtschaften sie 15 Hektar. Die besten Weinberge haben so klangvolle Namen wie Rosengarten, Schlossberg und Klostergarten.
Krieger ist einer von diesen Qualitätsfanatikern, die lieber wenig Wein produzieren, dafür aber von hoher Güte. Er und seine Helfer schneiden konsequent Trauben ab, das ganze Jahr über. So konzentriert sich in den verbliebenen Früchten alle Kraft der Rebe, alle Aromen, der ganze Zucker. Zur Erntezeit gehen die Arbeiter mehrere Male durch jeden Weinberg. Jedes Mal nehmen sie nur die reifsten Trauben mit. So kann Krieger im Keller mit bestem Material arbeiten.
Mit dem Wein macht er dort so wenig wie möglich. Er lässt die fertigen Tropfen lange auf den abgestorbenen Hefen. Dadurch integriert sich die Säure gut in den Wein, er bekommt einen schönen Schmelz. Bis zu neun Monate dürfen die fertigen Weine dann ruhen, manche in Edelstahl, manche in Holzfässern, bis sie in die Flasche kommen.
Kriegers Ziel ist es, typische Weine zu machen: typische Spätburgunder, typische Merlot, typische Dornfelder.
Mir hat er eine Flasche seines Pinot Noir aus der Lage Rosengarten geschickt, der im 225 Liter-Barriquefass gereift ist. Der schimmert im Glas rubinrot mit ein paar granatfarbenen Reflexen.
In der Nase ist er recht zurückhaltend. Wenn er sich mit ein bisschen Luft zu öffnen beginnt, treten zunächst würzige Noten hervor. Leichte Vanille, etwas Espressobohne und ein Duft, der an Süßholz erinnert. Erst dann kommen Schwarze Johannisbeere, Kirsche und Spuren von Brombeere hinzu.
Auch am Gaumen ist der Wein schüchtern, auch hier steht nicht die Frucht im Vordergrund, sondern eine von Bitterschokolade ummantelte Würzigkeit. Es ist, wie wenn ich in eine feine Praline beiße. Ich schmecke zuerst Wacholder und Lorbeer, dann Orangenzeste. Erst später kommen etwas Schwarze Johannisbeere (Cassis) und Kirsche dazu. Tannine und Säure sind recht präsent. Im Abgang schubbern feine Töne von Bittermandeln am Gaumen entlang. Der Wein hat 14 Volumenprozent Alkohol.
Ich betrachte diese Flasche mit ihrem vornehm-schwarzen Etikett wie ein interessantes Experiment.
Hier will ein junger, mutiger Winzer mit einem ehrgeizigen Wein ganz nach oben und er hat es sich nicht leicht gemacht. Denn das ist kein Faserschmeichler, den ich da trinke, sondern ein dunkles, zartbitteres Geheimnis, das sich nicht jedem erschließen wird.
Wer dazu was kochen will, dem empfehle ich Brathähnchen oder Wiener Schnitzel mit Bratkartoffeln.