Matrosen, vergesst die ganzen rührseligen, sensationslüsternen und komplett überflüssigen Jahresrückblicke von ARD, ZDF, RTL, von FAZ und SZ und wie sie alle heißen. Um zu wissen, was wirklich erinnernswert ist, reicht eine Flasche Wein. Aber nicht, um sich die Vergangenheit schön zu trinken.
Ein Wein zum Erinnern.
Es muss auch ein besonderer Wein sein, nämlich ein PinoTimes aus der Pfalz. Das Etikett dieses Weins ist vollgeschrieben mit den absolut wichtigsten Geschehnissen des Jahres, in dem die Trauben für diesen Tropfen gelesen wurden.
2014 waren das:
- Politik – Edward Snowden erhält alternativen Nobelpreis
- Sport – Die „goldene Generation“ wird Fußballweltmeister
- Wirtschaft – 19 Milliarden Dollar: Facebook kauft Whatsapp
- Feuilleton – Monty Python feiert Comeback in London
Alles andere könnt Ihr vergessen.
Das steht also drauf. Ein Marketing-Gag. Aber sehr gelungen. Und wer steckt dahinter? Kein einzelnes Weingut, sondern zwei junge Winzer, die Cousins Philipp Kiefer vom Weingut Aloisiushof (im Foto unten rechts) und Dominic Stern vom Weingut Stern.
Beide haben eine Zeit lang auf dem Weingut Becker in Schweigen-Rechtenbach in der Pfalz gearbeitet. Die Beckers sind bekannt und berühmt für Spätburgunder. Dabei haben sich die beiden mit der Leidenschaft für diese Rebsorte angesteckt.
Arbeiten ohne die Väter.
Inzwischen packen beide in den Betrieben ihrer Familien mit an, wo sie schon tolle Tropfen gemacht haben. Aber um besondere Energie freizusetzen und kreativ zu sein, ist es manchmal ganz gut, ohne Vadder zu arbeiten. Also taten sich Stern und Kiefer im Jahr 2009 zusammen. Sie begannen mit einem Spätburgunder und einem Weißburgunder, später kam noch ein Rosé-Schaumwein dazu.
„Alles nur ein Hobby“, wiegelt Philipp Kiefer ab. Aber seinen Stolz auf dieses moderne Weinkonzept, wie man es aus kreativen Regionen wie etwa Australien kennt, kann er nicht verbergen.
Trauben von Löss- und Kalkboden.
Stern steuert für den Pinot Noir des PinoTimes-Projekts Spätburgunder-Trauben aus Weinbergen bei, die auf lehmhaltigem Lössboden stehen. Die bringen ordentlich Kraft mit. Aus dem Hause Kiefer kommt Material von Reben, die auf Kalkstein wachsen. Aus denen fließt Weichheit und Struktur ein.
Ein Jahr lang lag der PinoTimes-Spätburgunder in Barriques aus französischer Eiche. Er hat 14 Volumenprozent Alkohol. Im Glas leuchtet er in mittelkräftigem Rubinrot mit ein paar granatfarbenen Reflexen.
Was ist die Holzfasswoche?
Das mit den Barriques ist wichtig, denn sonst würde ich diesen Wein ja nicht im Rahmen unserer Holzfasswoche verkosten. Die Holzfasswoche ist eine Gemeinschaftsaktion, der der Captain gemeinsam mit dem Barrique Forum Pfalz abfeiert.
Was ist dieses Barrique Forum Pfalz?
Eine Art Fasslobby, die gegen das Gerücht antritt, dass Barriqueweine vordergründig nach Holzausbau schmecken. Das Gegenteil ist der Fall – wenn der Winzer sein Handwerk versteht. Sagt das Barrique Forum Pfalz und pickt sich jedes Jahr im Rahmen einer großen Verkostung die besten Beispiele für besonders gelungene Rotweine aus dem kleinen Eichenfass heraus. Solche Weine trinke ich hier die ganze Woche lang und erkläre sie. Zum Beispiel jetzt gerade den Pinot Noir von PinoTimes.
Sauerkirsche, Brombeere, Zimt, Nelke, Zigarrenkiste, Nelke, frisch geschlagenes Holz.
Die Nase wird erfüllt mit Aromen von reifer Kirsche und Brombeere, außerdem deutlichen (aber keinesfalls unangenehmen) Barrique-Noten: Nelke, frisch geschlagenes Holz, Zigarrenkiste.
Am Gaumen steht besonders die Zigarrenkiste im Vordergrund, dann wieder Nelke und Holz. Das wirkt aber gar nicht aufdringlich wie bei manch anderem Tropfen mit deutlich wahrnehmbaren Holzausbau, denn die Fruchtaromen, die dazu kommen, bringen den Wein in eine sehr gelungene Balance. Ich schmecke Sauerkirsche und Brombeere, im langen Abgang noch etwas Zimt und Nelke. Die Tannine sind äußerst elegant und fein, die Säure auf den Punkt prägnant.
Dieser Wein schmeckt nach Freude.
Die wichtigste Schlagzeile des Jahres auf dem Etikett: Joachim Gauck wird Bundespräsident. Prost!
Diesen Pinot Noir empfehle ich uneingeschränkt. Er schmeckt, als hätten die Winzer voller Freude (und mit Können) drauf los gekeltert, ohne irgendwelchen Vorbildern nachzueifern. Das ist ihr Ding. Und ich finde, ein Schweinebraten oder ein Hirschrückensteak passen ganz wunderbar zu dieser herrlichen Flasche Wein.