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Pfälzer Grüße nach Bordeaux

Wie nett - hier steht die Winzerin im Vordergrund.
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Eine rote Cuvée aus der Pfalz, in der auch urdeutsches Traubengut schwimmt, verblüfft unseren Weintester Patrick Hemminger. Der schmeckt doch gar nicht nach hier!
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Wer auf Geschichte und Geschichten steht, der sollte mal mit der Familie Bonnet vom Weingut Georg Naegele in Hambach an der Weinstraße reden.

Das liegt in der Pfalz und falls sich jemand gerade fragt: Ja, es ist dieses Hambach.

Auf dem Hambacher Schloss fand 1832 das Hambacher Fest statt und seitdem gilt der Ort als Symbol der (gescheiterten) deutschen Demokratiebewegung.

Aber die Geschichten der Familie Bonnet sind noch älter. Und wenn man lieb fragt, dann zeigen sie einem vielleicht diese Zeichnung mit ihrem Familienwappen. Darauf zu sehen sind zwei gekreuzte Nelken. Im pfälzischen Dialekt heißen aber nicht nur Nelken „Nägelscher“ sondern auch Flieder. Und dieser Flieder wiederum ist ein Symbol für die Weinbautradition bei Georg Naegele. Seit die Familie denken kann, wächst er im Garten an der alten Weinlaube hinter dem Gutshaus. Und das ist ganz schön lange. Die Anfänge des Guts liegen im Jahr 1796.

Bisschen kompliziert diese Story, aber so ist das nun mal, wenn die siebte Generation ein Weingut führt. Da ist die Vergangenheit immer präsent.

Den Bonnets gehören heute 15 Hektar in den zum Teil besten Lagen der Gegend wie dem Hambacher Schlossberg und dem Hambacher Römerbrunnen. Eva Bonnet steht als Winzerin im Vordergrund, sie ist die Erbin des Hofs und hat als erste Absolventin ein Studium der Weinwirtschaft in Heilbronn abgeschlossen. Ehemann Ralf, ein ausgebildeter Weinbautechniker, hält sich respektvoll im Hintergrund.

Vor mir auf dem Kombüsentisch steht nun eine sehr exklusiv anmutende Flasche mit dem klingenden Namen Chronos (altgriechisch für Zeit) auf dem Etikett.

Es ist der rote Topwein des Guts und besteht zu etwa je einem Drittel aus den internationalen Sorten Cabernet Sauvignon und Merlot sowie der einheimischen Domina.

Drei Wochen gärt der Most in Kontakt mit den Schalen, also auf der Maische. Dann kommt er für eineinhalb Jahre in neue Barriquefässer aus Frankreich und Deutschland. Letzteres ist hier und da immer mehr Mode. Ob’s mehr ist als ein Gag, wird sich gleich zeigen.

Was erwarte ich also bei einem Wein, von dem ich all diese Dinge weiß? Kraft, pure Kraft und ich hoffe, dass diese Kraft nicht alles andere erschlägt.

Im Glas schimmert der Wein in mittelkräftigem Rubinrot. So weit, so unauffällig.

In der Nase ist dann schon mehr Kino: Sauerkirsche und rote Johannisbeere untermalt von Vanille und geröstetem Brot. Etwas Schokolade und Glühweingewürz bringen Spannung hinein.

Am Gaumen ist der Wein dann der echte Blockbuster: Flüssige Schokolade rinnt über die Zunge, eingebettet in Sauerkirsche und Brombeere, begleitet von Anis, Orangenzesten und einer frischen Säure. Sehr dicht und komplex. Aber dank der Säure bleibt er lebendig und extrem gut trinkbar.

Der Wein beweist, dass sich auch einheimische Sorten wie die Domina hervorragend mit den für das Bordelais typischen Reben Cabernet Sauvignon und Merlot paaren lassen. Entkorkt diesen Wein, wenn mal ein barriqueverwöhnter Bordeaux-Fan bei euch zu Besuch ist. Der wird Augen machen!

Als Essenspartner empfehle ich eine Hirschkeule mit Preiselbeerkompott. Oder ein Roastbeef.

 

Datum: 19.12.2017
 

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