Vor mir steht eine Flasche mit imposantem Etikett. Krebs steh groß und breit darauf geschrieben, eine Schere des Schalentieres ziert den Aufkleber.
Drunter, etwas kleiner, ist zu lesen: Musikantenbuckel und Spätburgunder. Das ist selbstbewusstes Weingutsmarketing mit coolen Etiketten, wie es moderne Betriebe in Übersee vormachen. Besonders in Australien, wo die originellsten Motive auf den Flaschen kleben.
Der Wein kommt von einem alten Bekannten, über den ich vor Jahren hier am Schiff folgendes schrieb:
Freinsheim, ein kleiner Ort in der Pfalz, mausert sich in den letzten Jahren zu einem Eldorado für Liebhaber deutscher Rotweine.
Der junge Jürgen Krebs stammt aus einem der vielen Weingüter Deutschlands, die nie aufgefallen wären, wenn der Junior nicht daran gedacht hätte, alles anders zu machen. Jürgen Krebs hatte es zudem leicht, weil auch sein Vater kein Feind der önologischen Moderne ist.
Das Weingut Krebs hat eine mittlere Größe, viele Rebsorten, die irgendwann mal Mode waren, ein Gästehaus, Sekt, Schnaps und Säfte. Und ganz sicher Stammkunden, die man stets zufrieden stellen will. Das alles sichert Einkommen und Wohlstand, trägt aber auch dazu bei, von einer breiten Öffentlichkeit nicht weiter wahrgenommen zu werden. Und kann ein Problem werden, wenn die Weinqualität weiter derart steigen wird, wie sich das jetzt schon abzeichnet.
Jürgen Krebs lernte bei sehr angesehenen Winzern, etwa bei den beiden großen Pfälzer Rotweinspezialisten Kuhn und Knipser, die seinen Stil nachhaltig geprägt haben. Philipp Kuhn vielleicht etwas nachhaltiger.
Krebs Spätburgunder stammt aus der Lage Musikantenbuckel. Keine Toplage, jedenfalls ist sie zu groß, um je eine zu werden. Der Teil, aus dem Krebs bester Spätburgunder (Pinot Noir) stammt, scheint allerdings richtig gut zu liegen. Die etwa 17 Jahre alten Reben stehen auf einer nicht flurbereinigten Parzelle mit lehmigem Sandboden. Nach einer kräftigenden Maischegärung lagerte der Wein für etwa 18 Monate in neuen Barriques.
Ja, das schrieb ich im März 2011. Inzwischen ist eine Menge Rotwein die Kehlen runtergeflossen. Auch von Jürgens Musikantenbuckel. Den habe ich für euch noch einmal probiert:
Im Glas mittelkräftiges, Rubinrot. Wer das Glas schräg hält, sieht, dass er an den Rändern leicht wässrig wird. Der ist also nicht mehr ganz jung.
Für die Nase ist ein sehr schönes Wort angebracht: betörend. Schokolade und frisch aufgebrühter Kaffee legt sich über reife Kirsche und Pflaume.
Am Gaumen ist der Wein herrlich dynamisch und kraftvoll. Und auch richtig fett. Ich schmecke Kirsche, Himbeere, Schokolade und Kaffeebohnen. Die nicht sonderlich vielen Tannine gleiten seidig über die Zunge.
Seine Säure sowie die Kräuternoten geben dem Tropfen eine wunderbare Frische und machen ihn – bei aller Vollmundigkeit – elegant und frisch. Die 14 Volumenprozent Alkohol sind keinen Augenblick zu spüren. Dieser Wein erinnert mich ein wenig an guten und weichen Pinot Noir aus Kalifornien.
Als Essenspartner empfehle ich kurzgebratene Rindermedaillons mit Bratkartoffeln oder gefüllte Paprika vom Grill, die gut gewürzt sind.