Als Gott die wundervolle Pfalz schuf, hatte er einen verdammt guten Tag. Aber da geht noch mehr, dachte er. Gedacht, getan. Er knipste ein Stück von seinem eigenen Zuhause ab (Himmel) und legte es sanft zwischen Kallstadt und Herxheim am Berg.
Und siehe, es war gut und Gott nannte dieses Fleckchen Himmelreich.
Einige Jahre später bauten Zisterziensermönche dort eine Klosterschaffnerei. Da gibt es einen Garten und der ist heute das Herzstück der Einzellage Himmelreich. Sie ist eine der schönsten und besten Weinlagen der ganzen Pfalz. Das will was heißen, immerhin gibt es davon mehr als 300.
Warum diese Lage so berühmt ist, sieht jeder sofort, der den alten Garten der Schaffnerei besucht. Man steht auf der mächtigen Begrenzungsmauer inmitten von Reben und blickt über die gesamte Rheinebene. Der Odenwald und sogar der Schwarzwald sind von dort aus zu sehen.
Was den Garten für den Weinbau so besonders macht, ist zum einen sein Untergrund: Kalksteinverwitterungsböden mit Löss- und sandiger Lehmauflage. Das bedeutet Power, Struktur und Weichheit im Wein.
Zum anderen ist das Kleinklima des Gartens sensationell. Er ist nach Süd-Südosten ausgerichtet. So scheint die Sonne von Auf- bis Untergang auf die Reben und lässt sie optimal reifen. Von Südwesten her bläst warmer Wind, der die Trauben trocken hält und so vor Pilzbefall schützt. Aber damit nicht genug: im Norden liegt das Dorf Herxheim und hält kühle Luft ab.
Trotzdem kannte bis in die 1990er Jahre kein Mensch die Weine vom Weingut Schumacher. Der Grund dafür war keinesfalls deren Qualität.
Aber bis 1997 wurden halt alle Weine nur über die eigene Gutsschenke Neuhof in Dreieich bei Frankfurt verkauft. Und mal ehrlich: wer bitte fährt nach Dreieich, um ein paar Flaschen Wein zu kaufen, ganz egal wie gut die sind…?
Das Geschäft lief ordentlich. Aber wie es in Frankfurt und um Frankfurt herum so ist: Die meisten Gäste sind Businessmenschen in Anzügen. Die trinken eher was aus der Champagne oder anderen teuren Gegenden in Frankreich.
So öffnete sich das Weingut unter der Eigentümerin Annetrud Franke (Foto unten mit Tochter und Sohn) dem Markt, wie diese Geschäftsmänner es ausdrücken würden, und die Familie begann damit, ihre Weine ordentlich zu vermarkten. Jetzt gibt es die sogar schon in diesem unvermeidlichen Internet.
Welch Glück für mich! Sonst hätte ich kaum die Gelegenheit gehabt, den Spätburgunder Himmelreich Garten R (steht für Reserve, also Fassausbau) aus dem kleinen Barrique zu entkorken und für Euch zu probieren.
Im Glas fällt auf, dass der Wein schon deutliche Zeichen seines Alters trägt. Zum Rubinrot kommen einige granatfarbene Töne.
In der Nase finden sich die üblichen zurückhaltenden Noten des Spätburgunder. Klar ist da Kirsche und auch etwas Himbeere. Es überwiegen aber würzige Aromen: zartbittere, getrocknete Orangenzeste, Zimt, Nelke und trockene Küchenkräuter.
Am Gaumen überraschen dann leicht süßliche Noten. Ja, Süßholz ist ganz deutlich zu schmecken. Auch Pfeifentabak, Schattenmorelle und etwas Milchschokolade. Die Orange ist auch wieder da. Diesmal aber keine Zeste sondern das frische Fruchtfleisch. Anis und Nelke kommen im sehr langen Abgang dazu. Die gereiften, weichen Tannine sind angenehm mild, die Säure hält sich dezent im Hintergrund.
Was für ein edler Wein! Ein ungewöhnlicher und feinwürziger Spätburgunder, wie ich ihn selten getrunken habe. Ich bin überrascht und froh. Der Wein hat 14,5 Volumenprozent Alk.
Wer etwas Passendes dazukochen will, dem empfehle ich einen gebratenen Rehrücken. Oder Wildfasan wegen seiner vornehm-animalischen Geschmacksnoten.