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Winzerinnen: Stefanie Jurtschitsch, die sanfte Erpresserin

Stefanie und Alwin Jurtschitsch im Weinkeller (wo sie Chef ist). Foto: Nön.at
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Eine Winzertochter aus Rheinhessen heiratet in Ösi-Traditionsweingut ein und übernimmt den Weinkeller. Stress mit der Familie ist quasi programmiert. Dann kommt die Überraschung: Alles geht gut.
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Rheinhessen heiratet Kamptal

Man stelle sich das einmal vor: Da macht eine österreichische Familie seit ein paar hundert Jahren Wein. Dann heiratet der Sohn eine deutsche Winzertochter.

Und die will nur mit in die Heimat des Mannes kommen, wenn sie im Weinkeller das Sagen hat. So geschah das vor ein paar Jahren auf dem Traditionsweingut Jurtschitsch im niederösterreichischen Kamptal, im Städtchen Langenlois.

Stefanie heißt die junge Winzerin. Sie ist eine geborene Hasselbach aus Rheinhessen, wo die Familie das angesehene Weingut Gunderloch betreibt. Ihr Mann Alwin sagt heute, er sei stolz darauf, dass es ihm damals gelang, seine Frau nach Österreich zu locken.

Alle Achtung! Im immer noch sehr konservativ geprägten Kamptal-Umfeld war es sicher keine leichte Entscheidung, auf die sanfte Erpressung Stefanies einzugehen.

Was die alte Generation, die Brüder Edwin, Paul und Karl damals dazu sagten, ist zwar nicht überliefert aber man kann davon ausgehen, dass sie bald von Stefanie überzeugt waren. Denn die junge Frau hatte schon seit Jahren auf dem kleinen elterlichen Weingut in Rheinhessen Wein gemacht und verstand schon damals ihr Handwerk. Stefanie Jurtschitsch: „Wir sind Bauern. Das ist unsere Arbeit, unsere Tradition und Handwerk im besten Sinne.“

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Als erstes stellten die jungen Winzer auf bio um. „Bio macht nicht unbedingt bessere Weine aber ich hatte das Gefühl, es macht einen besseren, sensibleren Weinbauern aus dir“, sagt Alwin über die damalige Zeit.

Als nächstes gaben die beiden einige gepachtete Weingärten zurück. Sie wollten sich ganz auf die eigenen Reben konzentrieren, aus ihnen das Beste herausholen. Stefanie probierte im Keller Verschiedenes aus, um schließlich das zu entwickeln, was ihr Mann mit stolzem Funkeln in den Augen „unsere heutige Tradition“ nennt. „Unser Weinstil ist etwas polarisierender als früher“, sagt Stefanie. Barock und schwer, das ist nicht ihr Ding. Sie versucht lieber, ihren Weinen Eleganz und Vielschichtigkeit zu entlocken.

Etiketten von einem berühmten Künstler

Das gelang ihr. Auch mit dem Erfolgswein des Guts schlechthin – einem Grünen Veltliner, der nun vor uns auf dem Kombüsentisch steht.

Das Etikett ist schreiend bunt. Aber hey, Leute: Das ist Kunst! Seit 1987 malt der berühmte Weinfreund und Künstler Christian Ludwig Attersee jedes Jahr ein neues Label.

grueve 2014

Auf dem 2014er ist ein Fisch zu sehen, die „Traubenforelle“, wie Attersee das blaue Viech nennt. „Die Blautöne unterstreichen die kühle, filigrane Grundcharakteristik des Weines“, heißt es weiter. Der Blütensee, in dem sich die Forelle tummelt, steht für die floralen, zarten Aromen, die den Grünen Veltliner erfrischend und elegant machen…

Na gut. Einen Blick auf das Rückenetikett sollte man nicht vergessen, ist ganz interessant: nur 11,5 Volumenprozent Alkohol steht da. Aber es wird Zeit, dass wir mal schauen, ob wir eine Traubenforelle im Glas entdecken , oder nur einen lahmen Guppy.

Im Glas ist der Grüne Veltliner sehr hell, fast durchscheinend. Leicht grünliche Reflexe zeigen, wie jung der Wein noch ist. Senkt man die Nase ins Glas, so wird sie dort von Reneklode-Aromen (würzig-süße Edelpflaume), ein wenig Stachelbeere und Paprika begrüßt.

Im Mund ist der Wein für seine Jugend und den geringen Alkoholgehalt erstaunlich voll. Was wir bereits gerochen haben, finden wir auch am Gaumen wieder: Reneklode, Stachelbeere, grüne Paprika. Ergänzt durch eine würzige Note, die für viele Grüne Veltliner typisch ist: weißer Pfeffer.

Selten einen Wein für so kleines Geld im Glas gehabt, der dermaßen Spaß macht. Ab in die Sonne, Beine hoch und Ende. Noch nicht ganz. Man kann auch etwas dazu essen. Bei uns zaubert der Koch knusprige Süßkartoffeln aus dem Ofen mit einem Dip aus Avocado und Salat – passt! Nachkochen empfohlen.

 

Datum: 24.1.2016 (Update 15.3.2016)
 

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