Ich habe mich für einen entspannten Tag an Bord entschieden und meinen Freund Heinz eingeladen. Nach den beiden tollen Flaschen, die er zuletzt mitgebracht hat, wird es Zeit, sich einmal bei ihm zu revanchieren.
Diese Revanche besteht aus 300 Gramm Rostbraten mit einer ordentlichen Ladung Zwiebeln obendrauf. Auf weitere Beilagen wird bewusst verzichtet, denn es gibt reichlich guten Wein dazu.
Welchen?
Einen Bordeaux, der alles hat, was ein schönes Stück Fleisch zur Begleitung braucht. Und das für knapp über 10 Euro. Aber das muss Heinz ja nicht wissen.
Auf geht es an die Vorbereitungen. Fleisch aus dem Kühlschrank holen, Zwiebeln schälen und klein schneiden und den Wein aufziehen.
In der Kombüse sieht es aus wie im Saustall: Kein sauberes Besteck, keine sauberen Gläser, nicht einmal ein einziger Teller. Geschweige denn eine Pfanne im Kasten. Da könnte ich ausrasten. Aber was soll man erwarten mit Kerlen an Bord? Da muss ich jetzt wohl durch. Mühsam quäle ich mich mit dem Spülen.
Da kommt auch Heinz. Gut so. Der Magen knurrt bereits und die Kehle ist völlig trocken. Der Wein wird eingeschenkt, das Essen ist gleich fertig.
„Was ist das denn wieder für ein Wein?“
„Ein junger Bordeaux aus alten Merlot-Reben.“
„Gute Farbe, richtig schön dunkelrot.“
„Jaja, riech mal hinein.“
„Riecht ziemlich klasse. Nach dunklen Beeren, sehr würzig und nach Minze, nach ganz viel Minze. Darf ich jetzt trinken?“
„Meinetwegen.“
Heinz nimmt einen Schluck und zieht ein bisschen Luft nach. Ekelhaftes Geräusch. Geht wohl nicht anders.
„Holla die Waldfee! Cassis, Brombeere, Kirsche, Holunder, etwas Blumiges, tolle seidige Tannine und im Hintergrund Zimt. Zwar nicht der mega-lange Abgang, dafür aber eine tolle Trinkigkeit. Bordeaux, wie er früher mal gang und gäbe war, glaube ich. Bevor der Parker mit seinen Punkten kam und alle begannen, Weine zu machen, die ihm gefallen wollten. Der Knaller. Gib mal die Flasche her!“
Ich gebe ihm die Flasche und Heinz beginnt zu lesen.
„Chateau La Hase, aha. Und Bio auch noch?“
„Ja.“
„Was kostet sowas?“
„Um die zehn Euro!“
„Hammer. Und passt zum Braten.“
„Danke, deswegen habe ich ihn ja ausgewählt!“
„Klugscheißer!“
„Selber!“
„Der Wein geht aber auch problemlos ohne etwas zu essen, denn der Trinkfluss ist einfach großartig. Ich hoffe du hast noch eine weitere Flasche für uns?“
„Sicher!“
Wir essen unser Fleisch und die erste Flasche Bordeaux ist relativ schnell geleert. Ich komme nicht herum, eine weitere zu öffnen. Heinz ist hin und weg. Er hat recht, das Zeug schmeckt einfach. Und kostet nichts. Fast nichts.