Zusammen mit Nemea, ist Naoussa die wichtigste Rotweinregion Griechenlands. Hoch im Norden gelegen, am westlichen Rand der zentralmakedonischen Tiefebene.
Da wächst auf verschiedenen Bodentypen fast ausschließlich die autochthone Sorte Xinomavro (gesprochen: „Ksinomavro“).
Von Lehm, Schiefer bis zu Kalk findet man hier fast jede Bodenbeschaffenheit, die in Kombination mit den unterschiedlichen Mikroklimata sehr eindrucksvolle, körperreiche Weine mit einer langen Lebensdauer hervorbringen. Weißweine, meist aus der autochthonen Sorte Roditis spielen nur eine untergeordnete Rolle.
Der junge Winzer Markos Markovitis hat wie sein Vater in Deutschland studiert und führt das kleine, familiäre Weingut Chateau Pegasus nun in der dritten Generation.
Die Bezeichnung Chateau muss sehr ironisch gemeint sein, denn von einem Schloss ist hier weit und breit nichts zu sehen. Dafür ein großes, funktionales und weinbewachsenes Gutsgebäude.
Hin und wieder wird hier sogar ein wenig mit Riesling und Chardonnay experimentiert. Aber eigentlich gibt es nur einen roten Xinomavro.
Die Weine von Chateau Pegasus waren die ersten in Griechenland, die komplett nach biologischen Gesichtspunkten gelesen und vinifiziert wurden. Stilistisch gesehen sind sie sehr traditionell, in ihrer Jugend oft sehr tanninhaltig, gar pelzig und mit einer hohen Säure versehen. Sind sie ganz klar für die lange Strecke ausgelegt.
Erdige Noten entströmen dem Glas. Ich rieche Tabak, feuchten Waldboden, schwarze Beeren mit Kräuter- und Gewürzanklängen. Dann Oliven und dazu noch getrocknete Tomaten, auch etwas fleischige Noten mit altholzigen Beitönen. Keinerlei Vanille-Aromen durch den Ausbau in neuem Holz – das freut mich sehr!
Im Mund dann kühle Frucht, wieder diese kräuterigen Noten, herb mit einem zarten Säurebiss. Was für ein tiefgründiger Geschmack! Der Abgang ist herrlich lang und erwartungsgemäß leicht austrocknend.
Es ist deutlich zu schmecken, dass Markovitis den wahren Charakter des Xinomavros beibehalten und sich nicht dem Modetrend anpassen will, der zu weicheren, früher trinkbaren Naoussa-Vertretern geht. Das beweisen auch die großen, alten Fässer im Keller, die fast alle noch aus den 80er-Jahren stammen. Den Weinen wird die nötige Zeit zur Reife gegeben. So kommt es vor, dass ein jüngerer Wein vor dem älteren Tropfen auf den Markt kommt. So kam 2008 vor 2007 in den Handel und 2012 vor 2011.
Es lohnt sich auf jeden Fall, ein Augenmerk auf die gereiften Flaschen zu legen, die in kleinen Mengen noch im Handel zu bekommen sind. Ein 1997er (vor etwa zwei Jahren in eine Xinomavro-Probe eingeschmuggelt) duftete traumhaft nach Speck, Rauch und Trüffel. Im Mund dann noch völlig lebendig, fein ziseliert und unglaublich trinkanimierend. Hier ist die Zeit definitiv stehen geblieben.
Zu diesem wirklich interessanten Wein wünsche ich mir Wild, Lamm oder noch besser Zicklein. Ein griechischer Klassiker geht auch: Stifádo. Das ist Kaninchen in Tomatensoße und ordentlich viel Oregano.