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Naoussa heißt die Pfalz von Griechenland

Wird auch mal kalt hier.
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Dunkles, frisches, unbekanntes Nordgriechenland. Ihr müsst unbedingt die Weine von dort probieren.
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Schon wieder so ein merkwürdiger Vergleich. Naoussa soll die Pfalz von Griechenland sein?

Neulich stellten wir die wunderbare Weinbauregion Nemea neben Bordeaux. Das war gewagt. Aber jeder hat sofort verstanden.

Wie sonst soll man das weitgehend unbekannte und sträflich unterbewertete Weinland Griechenland in die Köpfe (und Kehlen) der Deutschen bugsieren? Eben.

Hier geht es also um Naoussa. Wein wird dort zwar schon lange angebaut aber nicht auf diesem hohen Niveau. Und Naoussa ist Rotweinland. Ansonsten liegt die Region eher im Abseits.

Insofern spricht alles für den Vergleich mit der ansonsten etwas verschlafenen Pfalz, wo Deutschlands Aufbruch ins Rotweinwunder begann. Angeführt vom Weingut Knipser und anderen.

Zurück nach Naoussa, eigentlich eine nord­grie­chi­sche Stadt in der Provinz Make­do­nien, die dem Her­kunfts­ge­biet west­lich von Thes­sa­lo­niki ihren Namen gab.

7.000 Hektar Rebland gibt es hier (Pfalz: 23.000 Hektar). Die Hauptrebsorte ist genauso unaussprechbar wie legendär: Xino­mavro, aus der stockdunkle, säurestarke, fruchtig-würzige, tanninreiche und äußerst lagerfähige Weine entstehen.

Ja, aus Xinomavro werden die besten Weine Griechenlands gemacht.

Aber auch internationale Rebsorten wie Merlot und Syrah sind auf dem Vormarsch. Die jungen, aufstrebenden Betriebe der Region mit ihrer teilweise eindrucksvollen Architektur profitieren stark von EU-Förderungen und modernster Weinbautechnologie.

Einer der Leitbetriebe der rasant nach vorne strebenden Region ist Kir-Yianni, erst 1997 gegründet. Allerdings von der Familie Boutari, die andernorts bereits im 19. Jahrhundert Weinbau betrieb.

Boutari – den Namen kennt man doch…?

Genau: Giannis Boutaris, Winzer, Politiker, heldenhaft verehrter und amtierender Bürgermeister von Thessaloniki. Die lebende Anttithese zum korrupten Politfilz der Griechland an den Rand des Abgrunds führte. Der SPIEGEL widmete dem Mann ein liebevolles Porträt.

Die Mehrzahl der wichtigen Weingüter von Naoussa wurden in den späten 1990er- und frühen 2000er-Jahren von vermögenden Quereinsteigern aus der Bau- oder Schiffahrtsindustrie gegründet. Oder von alten Weinfamilien aus den etablierten Regionen weiter südlich. Sie alle wollen am Aufbruch teilnehmen, der qualitativ längst vollzogen ist. Nur der ökonomische Erfolg lässt auf sich warten.

So viele der fantastischen Weine Griechenlandds, die ich schon gekostet habe, sind in Deutschland und Österreich nicht zu bekommen. Die Schuld liegt in den oft eingefahrenen Strukturen. Auch auf Seiten der Importeure, die sich vor Experimenten fürchten.

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Warten auf Xinomavro

Und wie dieser Aufbruch schmeckt, habe ich höchtpersönlich gekostet. Es wurde der reinsortige Xinomavro namens Ramnista von Boutaris Weingut Kir-Yianni. Ein Wein, der nicht mehr in Vergessenheit gerät, wenn man ihn einmal getrunken hat. So etwas bekommt man in unseren Landen selten eingeschenkt.

In meine Nase strömen dominante Holznoten, Schwarzkirsche und frische Gewürz.

Im Mund dafür kaum mehr Spuren der Fasslagerung (80% für 16 Monate im neuen Barrique, 20% im Stahltank).

Am Gaumen herrliche Noten von trockener Walderde, dunkle Beeren und Kirschen – alles sehr erfrischend. Dann frisch gehobelter schwarzer Trüffel, Rauleder und nasser Tabak. Auch ein bisschen schwarze Johannisbeere (Cassis). Gar nicht so viel Säure wie erwartet doch recht strenge Tannine, die wiederum gut eingebunden sind und die durchaus vorhandenen Fruchtnoten ganz schön unter Kontrolle halten. Aber ohne die wäre dieser Wein nicht das, was er ist – ein beeindruckender, eigenständiger und spannender Tropfen für Entdecker.

Unbedingt karaffieren, der Wein braucht mindestens eine Stunde Luft vor dem Trinken. DerAbgang ist unglaublich lang und lecker für den moderaten Preis.

Ein beeindruckendes Trinkerlebnis für Entdecker und Freunde tanninstarker Granaten. Ich kann mir gut vorstellen,dass ein paar Jahre mehr im Keller noch ganz andere Qualitäten aus diesem Burschen herauskitzeln. Aber das Leben ist kurz.

Man muss nichts dazu essen. Wer unbedingt will, ist mit einer klasssichen Rinderroularde sehr gut bedient.

 

Datum: 16.10.2017
 

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