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Van Volxem: der unvollendete Roman

Gott sei Tank: Roman Niewodniczanski.
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Der rastlose Van Volxem-Eigentümer Roman Niewodniczanski baute sich zu seinem 20-jährigen Jubiläum eine Weinburg über der Saar. Kommt er jetzt zur Ruhe?
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[Dieser Artikel erschien im Juni 2019.] „Wir großen Menschen sterben früher. Uns bleibt weniger Zeit“, sagt Roman Niewodniczanski und nippt im akkurat rasierten Garten seiner schmucken Villa an einem frisch gezapften Bitburger Pils.

Manchmal braucht es einfach nur etwas Zeit und Zuhören, bis man einen Menschen versteht. Bei Roman Niewodniczanski, dem Eigentümer des Weinguts Van Volxem an der Saar, brauchte es mehr Zeit und mehr Zuhören. Viele persönliche Begegnungen am Rande von Veranstaltungen und ein paar sehr lange Gespräche.

Gespräche nicht nur mit Roman Niewodniczanski, den die Weinszene gerne auf „den Niewo“ zusammenkürzt und ihm dabei genau das entzieht, was er am meisten verdient: Respekt.

Niewo – das liest man beim Captain nie, wenn von Roman Niewodniczanski die Rede ist. Im Internet ist genug Platz für lange und komplizierte Namen.

Wer mit anderen Leuten über Roman Niewodniczanski spricht, weiß, dass die meisten dem Quereinsteiger-Winzer und Zwei-Meter-Mann genau das zollen: Respekt. Leider merkt Roman Niewodniczanski das nicht. Oder verwechselt Respekt mit Liebe.

Respekt kann man sich erwerben. Liebe nicht. Wer Respekt für Liebe hält, dem verpasst das Leben eine harte Strafe. Sie heißt dauerhafte Unzufriedenheit. Roman Niewodniczanski: „Ich komme leider aus einer Familie, in der man selten mit sich zufrieden ist.“

Das Weingut Van Volxem wird mit Lobeshymnen übergossen. Sein Betreiber Roman Niewodniczanski als Pionier und Erneuerer der Saar gefeiert. Weinkritiker überschlagen sich vor Begeisterung und loben die geschliffene Brillanz der Rieslinge aus Niewodniczanskis Fässern und Tanks, über die seit 16 Jahren der fränkische Weinmacher Dominik Voelk wacht. [Nachtrag: Dominik Voelk verließ im Januar 2022 Van Volxem und wechselte rüber zum Weingut Karthäuserhof an der Ruwer.]

Kein Gemäkel, nicht die Spur vorsichtigen Zweifels mischt sich in den Strom wohlgefälliger Besprechungen. Die Sonne scheint auf Van Volxem und Niewodniczanski herab. Aber der kann sein Bier nicht genießen, schnellt von seinem Gartenbänkchen hoch, klaubt hastig Rindenstückchen vom Golfrasen und murmelt leise: „Ich hasse Unordnung.“

Direkt über der Saarschleife bei Schoden hat sich Roman Niewodniczanski sein neues Weingut in den Boden gerammt. Es ist ein strahlend helles Denkmal der geraden Kante. Stolz und wehrhaft wie eine Burg. Der Bau soll die Weinmarke Van Volxem 20 Jahre nach dem Neubeginn hinaus in die Welt tragen.

Völlig richtig erkannte Roman Niewodniczanski, dass sein Lebenswerk reif für ein selbstbewusstes Zeichen ist.

Im Mittelalter machte erst der Besitz einer Burg aus einem gepanzerten Reitersoldaten einen Ritter und anerkannten Adeligen. Heute bauen sich die Ritter der globalen Markenwelt beeindruckende Firmensitze und flagship stores. In Zeiten der Bilderflut via Instagram und Google sind einfach zu verstehende visuals wichtiger denn je.

Am Tag nach seinem Treffen mit dem Captain wird Roman Niewodniczanski nach Ulan Bator reisen, wohin er vor kurzem 12.000 Flaschen schickte und dabei einen Anbieter aus Neuseeland verdrängte. Eilig hackt er was für einen mongolischen Weinjournalisten in die Whatsapp-Tastatur. „Den lesen Hunderttausende. Das bringt mehr Verkäufe als jedes deutsche Weinmedium.“

Egal, wo sich Roman gerade befindet – im Steilhang, auf der Autobahn oder beim Pilates-Training – jede Weinbestellung wird ihm direkt aufs Handy gespielt. „Ich liebe solche Nachrichten. Sie sind die höchste Form der Anerkennung unserer Arbeit.“

Respekt.

In Deutschland gibt es nicht viel spektakuläre Weingutsarchitektur, sagt Roman Niewodniczanski und nennt drei Beispiele, die ihn beeindrucken:

  1. Markus Schneider
  2. Markus Molitor
  3. Fritz Keller

Nach fünf Jahren Planung und Bauzeit ist Van Volxem 3.0 fertiggestellt. Ein Turm mit riesigen Panoramafenstern, die den Gästen einen atemberaubenden Blick über Tal und Steilhänge gewähren, ein Teich (für was der gut sein soll, bleibt noch offen, vielleicht für die Feuerwehr?) und 7.000 Quadratmeter Nutzfläche.

Der spektakulärste Teil jedoch liegt unter der Erde im Keller, der in mehrere Hallen aufgeteilt ist. Zwei davon sind fürs Publikum zugänglich. Einer der beiden ist der sogenannte Raritätenkeller mit stählernen Druckkesseln, die wie Bienenwaben an der Wand kleben. Der Inhalt von 60.000 Flaschen passt hinein. Vorbild war die umgebaute Kellerei Terlan in Südtirol, die das selbe Architekturbüro gestaltete.

Hier erklärt der Bauherr seine Idee hinter dem sakral anmutenden Raum:

Roman: „In diesem Keller landen die besten Partien der ältesten Weinberge. Ich bin mir bewusst, dass ich einen Großteil der Weine, die wir hier einlagern werden, nicht mehr erleben und genießen kann. Aber einer muss ja anfangen. Ich freu mich wie ein kleines Kind, dass es so aussieht wie auf den Zeichnungen, als wir angefangen haben. Es war nämlich ein schmerzhafter Prozess.“

Das Ringen mit den Elementen, Baufirmen, Behörden und Architekten – das neue Weingut Van Volxem zu errichten war ein harter Ritt.

Der erste Bauleiter starb. Niewodniczanski und Kellermeister Dominik Voelk teilten sich fortan dessen Aufgaben.

Niewodniczanski streut Voelk Blumen: „Er ist brillant und voller Leidenschaft.“ Der Captain fragt bei Voelk nach: Wie arbeitet man so viele Jahre mit einem zusammen, der nie zufrieden ist? Antwort: „Man muss stoisch sein.“

Ich kam, Saar und siegte

Dieses Weingut zu planen sei anspruchsvoller gewesen als einen Siptzenwein zu kreieren, erzählt Voelk. „Roman wollte alles schön haben. Ich wollte es praktisch. Irgendwann meinte ich zu ihm, entweder wir bauen ein Weingut oder ein Museum.“

Das lässt Roman Niewodniczanski nicht auf sich sitzen: „Ich glaube, dass Qualität immer mit Schönheit einhergeht.“

Und Schönheit muss leiden. Der Captain steht mit Roman Niewodniczanski im steilen Hang. Es ist die Premiumlage Wiltinger Gottesfuß.

Man blickt übers Tal rüber zu Günther Jauch (Othegraven) und Egon Müller.

Bis zu 120 Jahre alt sind die Stöcke, die hier im kargen Rotschiefer wurzeln. Um 1900 tranken die Frankfurter Rothschilds Wein von hier. Später fiel der Berg in Agonie und verwilderte. Roman küsste ihn wach.

Gottesfuß-Weine bezaubern mit feiner Aromatik und Konzentration. Und kosten um die 90 Euro.

„Kein Weinstock würde sich hier freiwillig niederlassen“, sagt Niewodniczanski. So ein Dasein im trockenen Boden unter praller Sonne ist die Hölle.

Erlösung durch Schmerz lautet das Leitmotiv von Roman Niewodniczanski. Wenn er voll des Lobes und der Anerkennung über andere Menschen spricht, sagt Niewodniczanski oft: „Der ist zäh.“

Das Leben ist wie ein reißender Fluss, singt Reinhard Mey und Roman Niewodniczansky schwimmt in eine Richtung: gegen den Strom.

Rauch, Reife, Mineralität, viel Saft und präsente Säure zeichnet die Van-Volxem-Weine aus. Und wenig Alkohol. Nicht ein Wein aus dem zuckerschweren Jahrgang 2018 hat über 12 Volumenprozent. Roman Niewodniczanski: „Ich weiß nicht, ob das noch ein anderer in Deutschland schafft.“

Früher war das anders: „Als ich begann, wollte ich die dichtesten, konzentriertesten und fruchtbetontesten Weine erzeugen, die jemals in dieser Region abgefüllt wurden und lernte dann, dass große Trinkfreude nicht von der Lautstärke sondern von der Feinheit kommt. So wie sich ein tolles Mädchen nicht beim ersten sondern erst beim zweiten Blick herausstellt.“

Roman Niewodniczanski versteigt sich bisweilen in Frauen-Wein-Gleichnisse, was nicht mehr ganz zeitgemäß ist. Aber hey, das ist die Saar. Hier ticken die Uhren anders.

Menschen, die Roman Niewodniczanski kennen, berichten: Er schwärmt gerne von Frauen und die schwärmen von ihm.

Der von Nietzsche verehrte italienische Romantiker und legendäre Gourmet Giacomo Leopardi schrieb: „Großen Männern gegenüber, besonders wenn ihnen in ungewöhnlichem Maße kraftvolle Männlichkeit innewohnt, ist die Welt wie ein Weib. Sie hat für sie nicht nur Bewunderung, sondern Liebe; denn eben jene Stärke bezaubert sie.“

Wie viel Liebe empfängt Roman Niewodniczanski? Wer streichelt ihm die hohe Stirn, wenn die Mühen des Tages vollbracht sind?

Der dreifache Vater weiß, dass ein Weingut familienzerstörend wirken kann. Nur so viel: Man habe sich nach der Trennung verständigt. Beide Partner leben in einer neuen Beziehung.

Etwa 600 Eigentümern nahm Niewodniczanski seit 1999 Rebland ab. Fast jedes Haus in Wiltingen gab etwas dazu. Die Verwurzelung mit dem Weinbau im Dorf ist fast komplett gelöscht.

Nicht wenige hielten ihn für irre, als er das Projekt Van Volxem in die Hände nahm. Eine Frau im Ort trat Roman ihre Grand Cru-Lage für 30 DM pro Quadratmeter ab und schleuderte ihm danach entgegen: „Ihr verwirkt euer Leben!“

Der Vater schrie: „Du wirst scheitern!“

Roman: „Wenn alle sagen, das ist schlecht, was du machst, dann könnte es gut sein.“

War Van Volxem ein Zufallstreffer?

Niewodniczanski weist entschieden den Verdacht zurück, irgendwas in seinem Tun entspräche keinem großen Plan. Nein, schließlich habe er Geografie studiert. Ein Professor an der Uni, der von seinen Plänen wusste, sagte: „Wenn Sie Wein machen wollen, gehen Sie an die Randlagen!“

Dass der Klimawandel kommen würde, war für Fachleute Ende der 1990er-Jahre ausgemachte Sache. Es interessierte sich nur noch keiner dafür. Ebensowenig für die Saar.

Um jedes Gramm Zucker kämpften die Winzer Jahr für Jahr. Vor dem ersten Weltkrieg war es noch wärmer und der Weinbau florierte, wovon prächtige Villen zeugen. Dann versetzte eine Kältephase zwischen 1960 und 1990 die Region in den Winterschlaf.

Roman studierte alte Pflanzkarten, las Wetterberichte und kombinierte: Weinbergslagen mit optimaler Geologie, die keiner im Fokus hatte, zunehmende Wärme und kleinbeerige Klone weisen den Weg zum Erfolg. Im Dezember 1999 überwies er das Geld für Van Volxem und kaufte sich 80 Hektar Land zusammen, das er teilweise völlig neu kultivierte. Heißt Böden auflockern, Tonnen von Humus einbringen und neu bepflanzen.

Der blutjunge → Gernot Kollmann, heute vielbeachteter Winzer im Weingut Immich-Batterieberg, war Roman Niewodniczanskis erster Wegbegleiter.

Und die Kollegen von nebenan, die mit guten Ratschlägen zur Seite standen. Mit Nik Weis (St. Urbans Hof) lebte Roman in einer Männer-WG. Auch mit dem einsilbigen Egon Müller schloss er Freundschaft. Als dessen Vater zu Grabe getragen wurde, schauten die Leute am Friedhof Roman schief an. Roman Niewodniczanski aus der steinreichen Bitburger-Dynastie war ein Alien. Und fühlt sich manchmal heute noch so.

Romans Mutter Marie-Luise Niewodniczanska (geborene Simon) stammt aus einer uralten Brauereifamilie in der Eifel, die aus Flandern eingewandert war. Die Kunstgeschichte-Studentin verliebte sich in den jungen polnischen Kernphysiker Tomasz Niewodniczański, Sohn des Atomwissenschaftlers Henryk Niewodniczański, Gründer des Instituts für Kernphysik in Krakau.

Eigentlich wollte Thomasz Schiffsbauingenieur werden. Doch das widersprach dem Willen des Vaters, dem eine polnische Atomdynastie vorschwebte.

Henryk Niewodniczański zwang beide Söhne in seine Fußstapfen zu treten. Widerstand war zwecklos. Auch Thomasz jüngerer Bruder Jerzy fügte sich und wurde später Präsident der Nationalen Atomenergiebehörde Polens.

Marie-Luise und Tomasz heirateten in Zürich, wo beide studierten. 1963 zogen sie nach Warschau, wo Tomasz die Leitung eines Labors übernahm. Dort kam Roman zur Welt. Ihr dritter Junge.

Genervt von Luftverschmutzung und Geheimdienst-Spitzelei kehrte die Familie 1970 zurück nach Deutschland, wo Tomasz Niewodniczański nach einigen Jahren in der Wissenschaft die Leitung der Bitburger-Brauerei übertragen bekam. Eine Aufgabe, die er bravourös meisterte und später so kommentierte: „Im Prinzip ist es doch egal, ob man einen Teilchen-Beschleuniger baut oder eine neue Brauerei.“

Romans ältere Brüder sitzen heute im Management der Bitburger-Holding, zu der (neben anderen Firmen) die Biermarken Köstritzer, Licher, Wernesgrüner und die Mineralwassermarke Gerolsteiner gehört.

Roman hasste es, auf den reichen Bier-Erben reduziert zu werden und kann es bis heute nicht leiden, wenn er darauf angesprochen wird. Es dauerte länger als bei den anderen, bis er seine Bestimmung fand. „Ich war immer das Problemkind. Zu schnell gewachsen, pickelig, lernschwach.“

Nach dem Studium ging Niewodniczanski eher lustlos zur Unternehmensberatung Ernst & Young. Romans damalige Freundin Jessica fand Berater toll. Irgendwann schmiss Roman hin und verließ Jessica und Ernst & Young am selben Tag.

Weinbau wurde immer mehr zur fixen Idee.

Schon öfter hatte er heimlich den einen oder anderen Tropfen aus Vaters Weinkeller geöffnet und die Zunge trainiert. Welcher Wein damals den Funken überspringen ließ, weiß er noch genau. Eine Beerenauslese von Egon Müller, Jahrgang 1971, aus dem Zahnputzbecher im Internat.

Als er seinem Vater die Idee vom eigenen Weingut auftischte und um Finanzierung bat, rief der nur: „Marie-Luise, komm her, dein Sohn ist verrückt!“

In der Brauerszene heißt es, der alte Niewodniczanski war ein Tyrann, der sich nur für seine Landkartensammlung interessierte. Mutter Niewodniczanska ist eine renommierte Denkmalpflegerin, die heute hochbetagt in Trier lebt, wenn sie nicht auf Bildungsreise geht.

Wie genau Roman Niewodniczanski die Kosten seines Abenteuers stemmte, darüber schweigt er sich aus. Die Großmutter spielte wohl eine segensreiche Rolle. Insgesamt floss viel weniger Geld als er brauchte, sagt er. Ziemlich oft fällt das Wort „Bankkredite“, wenn man mit Roman Niewodniczanski über Geschäfte spricht.

Wer so eine Familie hat, braucht keine Feinde. Es kursiert die Geschichte, dass Marie-Luise Niewodniczanska einen Mächtigen der alteingesessenen Winzervereinigung Bernkasteler Ring anzustiften versuchte, ihrem Sohn die Flausen mit dem Weingut auszureden. Das Unterfangen misslang. Zum Wohle der Saar und des deutschen Weins insgesamt.

Denn Roman Niewodniczanski, dessen Weingut im Jahr rund 500.000 Flaschen ausstößt (Tendenz steigend) ist ein hartnäckiger Trommler für das deutsche Weißweinparadies und sich nicht zu schade, selbst bei kleinen Präsentationen persönlich hinterm Tisch zu stehen und seine Weine zu erklären. Die Jungwinzer bewundern ihn dafür.

Im Video oben spricht Roman Niewodniczanski über die Weinbereitung auf Van Volxem und seine prachtvollen Eichenholzgebinde: „Spontangärung funktioniert im Holzfass viel besser.“

Bald wird nur noch im Holz gelagert. Die Stahltanks dienen dann lediglich zur Vergärung.

Der Captain und Roman schreiten die Kohorte erhaben ausgeleuchteter Fuder in Van Volxems neuem Holzfasskeller ab und betreten jenen Teil der Unterwelt, der für die Öffentlichkeit tabu ist. Neonröhren tauchen die Hallen in kaltes Licht. Es ist eng und feucht. Die üblichen Werkzeuge, Schläuche und Geräte stehen herum. Niewodniczanski: „Das braucht keiner sehen. Wir sind keine Weinfabrik.“

Aus einem verbeulten Tank plätschert die kleine Scharzhofberg-TBA ins Glas, die erst in 5 Jahren auf den Markt kommen wird. Der Wein dümpelt trüb und ölig im Glas, aber schimmert von innen wie ein Edelstein. Am Gaumen deutliche Bleistift-Aromatik. Roman: „So schmeckt der Scharzhofberger.“

Die Fläche im Wiltinger Scharzhofberg ist die wertvollste Lage von Van Volxem. Nebenan wachsen die Reben von Egon Müller, der den → teuersten Weißwein der Welt verkauft. „Ich habe immer mehr Kunden, die meine Weine als Kapitalanlage kaufen.“

Kenner loben die Stilistik des Hauses Van Volxem. Niewodniczanski: „Diese durstig machende Säure ist der große Vorteil der Saar. Kräuternoten, ein Tick vordergründig, aber lang und fest. Rund und trotzdem straff. Diese leichte Phenolik, Grapefruit, Kräuter. Das ist unser Stil.“

Abendessen auf der Terrasse. Der Hausherr liebt Fleisch. Es gibt Wagyū-Steaks vom Spezialgrill. Mit karamellisierter Kruste.

Roman Niewodniczanski baut mit zwei Freunden eine Rinderzucht auf. Noch stehen die Viecher in der Eifel rum. Bald soll die Herde auf 300 Stück anwachsen und in der Nähe des neuen Weinguts grasen. „Denen soll es richtig gut gehen: Essen, Schlafen, Vögeln.“

Seinen Nutztieren gönnt Roman Niewodniczanski mehr Entspannung als sich selbst.

Auf Fördermittel für seinen Neubau habe er völlig verzichtet, sagt Niewodniczanski. Alleine den Antrag zu schreiben, sei viel zu kompliziert und die Bedingungen unerträglich. Jetzt jammern sie im Ministerium rum, dass keiner die Millionen will. Wieder so eine Ausgeburt der Bürokratie, die der Parteienstaat den Winzern ins Nest legt.

Konzentriert steuert der Hobbykoch den perfekten Zeitpunkt an, zu dem das Verhältnis zwischen Kruste und Kern optimal ist. Dann liegt das Stück Tier auf dem Teller. Behutsam senkt Niewodniczanski die Klinge ins Fleisch und schneidet sich einen Bissen ab, den er genussvoll zerkaut. Ein Moment des Glücks huscht über sein Gesicht. „Ich mag Struktur. Auch beim Fleisch.“

Gibt es denn ein Weingut, das ihm als Vorbild dient? Roman Niewodniczanski muss nicht lange nachdenken: Louis Jadot in Beaune.

Ein echter global player, der mit seinen 270 Hektar Burgunderland Größe und Qualität vereint. Wie bestellt steht eine Flasche auf dem Tisch. Sie kommt aus Romans privater Weinsammlung, die 12.000 Positionen umfasst. Es ist der Grand Cru 2006 Chapelle-Chambertin von alten Reben. Seidig, mineralisch und von kühler Beerigkeit. Weingenuss in Perfektion.

„Viele Weine sind vorne wow, aber hinten mau. Wenn sie wärmer werden, sterben sie. Ich mag eher Weine, die im Glas wachsen. Technisch gemachte Weine stürzen ab. Die meisten Verkoster fallen darauf rein.“ Romans Lieblingsrestaurant heißt Schloss Monaise und ist ein piekfeiner Fresstempel in Trier. Der Winzer liebt die Jodigkeit und tiefe Mineralität angebratener Hummer-Karkassen, die sich in den Soßen von Chefkoch Hubert Scheid wiederfinden.

Sorgfalt und Hingabe ohne Rücksicht auf Verluste – von nichts lässt sich Roman Niewodniczanski mehr beeindrucken. Er spricht schnell und mit ausdrucksvoller Gestik, die den ganzen Körper aktiviert.

Niewodniczanski kam 1969 zur Welt. Das Jahr der Mondlandung. Sein athletischer Wuchs gleicht dem eines dreißigjährigen Zehnkämpfers. Kein Gramm Fett lungert unter der eng anliegenden Kleidung. Über die Weine von Van Volxem sagt er: „Über allem steht bei uns Präzision. Ich will die Sehnigkeit eines Balletttänzers. Man muss jede Ader sehen.“

Beim Verlassen der Villa greift Roman Niewodniczanski sich aus der nahe gelegenen Kaffeeküche ein Wischtuch und poliert energisch den glänzenden Lack des Portals.

ENDE

Wer sich genauer ansehen will, wie das neue Van Volxem aussieht, kann hier durchklicken:

 

Datum: 25.12.2019 (Update 7.10.2022)
 

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