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From Pfalz With Love

In ze Keller von Helmut Darting.
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Unser Weintester Patrick Hemminger trinkt einen mächtigen Spätburgunder mit frischer, vibrierender Säure, den die Amerikaner lieben. Woher kommt der? Aus der Pfalz!
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Wer im Oktober kurz nach der Lese den Winzer Helmut Darting in seinem Keller besucht, fühlt sich wie in einer Hexenküche.

Überall gärt, blubbert und brodelt es. Die Hefen haben ihre Arbeit aufgenommen und verwandeln den Zucker aus den Beeren in Alkohol.

Für Darting ist das die spannendste Zeit des Jahres. Nun zeigt sich, was die vergangenen Monate voller Arbeit, Hoffen und Bangen gebracht haben.

Denn von Januar an sorgt sich der Winzer ständig ums Wetter. Gibt es Frost während der Rebenblüte? Was ist mit dieser dunklen Gewitterfront, zieht sie vorbei ohne Hagel herunterzuschmettern? Scheint im Spätsommer genug Sonne? Die Natur ist ein launischer Geschäftspartner.

Sind die Trauben endlich im Keller, behandelt Darting sie so schonend wie möglich. Er lässt seine Weine im Holzfass reifen und vermeidet dabei hohe Temperaturen. „Jedes Mal, wenn du einen Wein bearbeitest, verminderst du seine Qualität“, sagt er.

Eine Ansicht, die so altmodisch wirkt, dass sie schon wieder modern ist. Wie die Etiketten des Weinguts Darting. Sie sehen aus, als seien sie seit 1989 nicht geändert worden. Es war das Jahr, als Darting anfing, seinen Wein selber abzufüllen und zu verkaufen.

Mir gefällt das. In Zeiten der durchgestylten Labels ist so was wohltuend konservativ. Wer es nicht nötig hat, seinem Wein ein schickes Äußeres zu verpassen, der muss mit Inhalt überzeugen.

Darting schafft das. Immerhin exportiert er ein Viertel seiner jährlich 200.000 Flaschen. „Wenn ich meine Burgunderweine in Amerika verkaufen will, dann stehe ich im Wettbewerb mit den besten Franzosen und nicht mit meinem Nachbarn aus dem nächsten Ort“, erklärt er und fügt selbstbewusst hinzu: „Heute gehören unsere Weine zu den besten, die Sie trinken können.“

Das ist eine Ansage. Also her mit der Buddel!

Die Pfalz ist nicht genug

Der Franzose aus der Pfalz

Echt jetzt, du bisch Pälzer…?

Dass der Wein nicht mehr ganz jung ist, sehe ich sofort im Glas. Deutliche Reflexe von Granat und mittelkräftiges Rubinrot. Dann die Nase: Kino. Kein Programmfilm, sondern ein ganz großes Rotwein-Breitbild-Dolby-Surround-Ding! Kirsche, Vanille, Lakritz, weiße Schokolade, Karamell. Alles stürmt zugleich auf mich ein und bleibt dabei doch wundervoll harmonisch.

Am Gaumen geht es genauso weiter: Kirsche, die von etwas Himbeere begleitet wird, dazu Orangenzeste, Nelke, Zimt und ein klein wenig Anis. Der Wein ist von einer Ausgewogenheit, die ihresgleichen sucht.

Samtweiche Tannine und eine frische, fast schon vibrierende Säure machen diesen Tropfen zu einem großen Wein. Die 14,5 Volumenprozent Alkohol, die auf dem Etikett angegeben sind, kann ich kaum glauben. Nichts davon ist zu spüren oder zu schmecken.

Ich kann Winzer Darting einfach nicht widersprechen. Dieser Wein ist wirklich einer der besten, die man trinken kann. Und dazu hat sicherlich auch der behutsame Holzausbau beigetragen.

Ich finde, ein Wildschweingulasch oder ein gebratener Wildfasan mit Ofenkartoffeln passen besonders gut dazu.

 

Datum: 14.4.2018
 

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