Peter Veyder-Malberg steht auf einer Anhöhe über dem Ort Vießling in der Nähe von Spitz.
Spitz an der Donau liegt am westlichen Ende der Wachau und Vießling im so genannten Spitzer Graben, eine Seitenstraße nordwärts.
Die Wachau ist das traditionellste Weinbaugebiet Österreichs. Sie ist vergleichbar mit dem Rheingau in Deutschland und dem Elsass in Frankreich.
In der Wachau wächst vor allem Grüner Veltliner und Riesling.
Der Veltliner ist die weiße Nationalsorte Österreichs, der Riesling ein Import vom Rhein, den man über die Jahre lieb gewonnen hat.
Die Schiefer-Löss-Urgestein- und Kalkböden geben den Weinen der Region eine spezielle Mineralität. Wachauer Veltliner beispielsweise erkennt man schon am Geruch
Die Wachau ist auch so speziell, weil es sich hier um eine Grenzregion handelt.
Die Weinberge liegen meist an terrassierten Hängen, die sich zur Donau neigen. Doch hinter diesen Hängen beginnt der kalte Teil des Waldviertels, der Anstieg zur böhmischen Platte.
Es kann sein, dass man im Oktober im Hemd durch die Weingärten spaziert, aber schon fünfzehn Minuten später und zweihundert Meter weiter den Wintermantel aus dem Auto holt. Diese kleinklimatische Extremität ist Gefahr und Chance zugleich; die Kühle wird in Zeiten der Klimaerwärmung zunehmend zum Trumpf.
Peter Veyder-Malberg steht hoch oben und blickt hinunter auf die Hänge im Spitzer Graben. Die Donau ist von hier aus nicht mehr zu sehen.
Malberg erklärt das Dilemma der Gegend. Dort ein neuer, dort ein ungepflegter, dort ein verfallener Weingarten. So schön es draußen am Fluss ist, so heruntergekommen wirkt es hier im Tal. Und trotzdem ist hier Hoffnungsland.
Denn Kühle strömt wie ein gewaltiger Fluss über die Hänge. Mittags noch heiß, nachmittags schon kalt. Das bringt in warmen Jahren spannende Weine.
Peter Veyder-Malberg hat im Spitzer Graben ein paar Parzellen gekauft. Kleine Stücke am Hang, die er mühsam erworben hat. Malberg besitzt Terrassen und Gärten in der ganzen Wachau. Oft winzige Schollen, die er alten Winzern mit Geduld abringen konnte. Denn eines gilt auch in der Wachau, einen Neuen lassen wir nicht hinein. Nicht so schnell.
Malberg ist Einzelgänger. Doch das ist alles nichts gegen den Provokateur Malberg.
Denn Malberg sagt den alteingesessenen Winzern, dass ihre Weine keine richtigen, keine korrekten Weine sind.
Unverblümt erklärt er die fetten und alkoholreichen Säfte zu einem Irrtum. Und keltert selbst völlig trockene, mineralische und botrytisfreie Weine, wie man sie gerne auch in Deutschland trinkt.
Malberg ist die önologische Moderne. Doch braucht das die ehrwürdige Wachau?
Nein, sagen einige Weinhändler und Gastronomen. Nein, sagen auch einige Winzer hinter vorgehaltener Hand. Ja, sagen vor allem Importeure aus Deutschland und Skandinavien. Ja, sagen inzwischen viele Weinliebhaber.
Malberg hat tatsächlich eine Art Kulturkampf ausgelöst. Und er kennt keinen Kompromiss.
Dabei sieht er sich mit seiner Moderne als Kulturwächter einer traditionellen Wachau und holt zum Beweis eine Flasche alten Riesling hervor, gekeltert in den späten 1980er- Jahren, der lediglich 12,5 Prozent Alkohol aufweist. Und nicht 14,5 Prozent, wie manche Weine der 90er- und Nuller-Jahre.
Malberg hält nicht die traditionelle Wachau für einen Irrtum. Er kritisiert den Weg der letzten zwanzig Jahre. Ein Weg, den seiner Meinung nach vor allem die Weinkritiker und Spitzenwinzer vorgegeben haben.
Und Malberg hasst Botrytis, die Edelfäule, die für viele hervorragende Beerenauslesen verantwortlich ist.
Im normalen Veltliner oder Riesling, so Malberg, hat das „kranke Lesegut“ nichts zu suchen. Malberg verachtet diese Fäulnis.
Malberg pflegt aufwendige Handarbeit. Weder Boden, Blatt noch Traube werden belastet. Öko kann er nicht garantieren, weil seine Nachbarn spritzen. Das macht ihn wütend, denn seine schönen und gesunden Pflanzen sind doch der Beweis, dass es nach seiner Methode besser geht.
Doch man muss sich um Peter Veyder-Malberg keine Sorgen machen. Seine mitunter sehr teuren Weine sind immer zur Gänze ausverkauft, der Export boomt. Und das, obwohl sich Malberg nicht an die vorgeschriebenen Kategorien der Region hält. Er verzichtet darauf, dass sein Wein in Korsette gezwängt wird, die nach Zuckergraden geschnürt werden. Das ist ihm zu billig.
Der Veltliner aus der Lage Kreutles ist ein recht trinkfreudiger und knochentrockener Wein, der nicht die Welt kostet.
Haben wir schon von Mally gelesen. Lass dir mal was neues einfallen Captain.
Mally? Wer war das? Und vor Mally? Wer hat denn da über Malberg geschrieben?
nicht dass ich etwas dagegen hätte, peter malberg verfolg‘ ich nun schon seit sicher 10 jahren, aber seine mediale präsenz steht sicher nicht in relation zu seinem angebot (mengenmäßig). letztendlich scheint er aber das erreicht zu haben, was auch ich schon vor vielen jahren gefordert habe: nachdenken über eigenen geschmack statt kritikloses nachbeten von falstaff & co. (u.a. in einem mehr als 7 jahre alten foreneintrag hier: http://bit.ly/rUjNHC , später wird auch peter malberg (oder z.b. erich krutzler) erwähnt; oder eben bei mir vor 3 jahren http://pivu.wordpress.com/2008/12/29/weinklassifikation-verkehrt/ – letzter absatz.) zugute kamen ihm hier vor allem kontakte außerhalb von österreich, die als verstärker seiner message dienten und auch in ö gehört wurden, ähnlich wie roland velich übrigens. das heißt aber bitte nicht, dass alle betriebe peter malberg jetzt nachäffen sollen – die wenigsten könnten es, schon aus verkaufspolitischen überlegungen -, so wie es eben leider in den vergangenen 20 jahren passierte, als (jeder)man(n) scheinbar dem fettesten smaragd nachjagte, aber man sieht, dass es neben der absolut berechtigten stilistik der granden auch eine andere gibt, die zunehmend mehr anhänger findet.
Danke pivu, geb dir recht.
Spontan will ich aber auf den Artikel noch reagieren, der mich als solcher grundsätzlich ja freut. Allerdings möchte Wichtiges klar- bzw. richtigstellen:
Nur der Richtigkeit halber habe ich keine deutsche sondern Stadt-Salzburger Wurzeln.
Weingärten musste ich niemandem „abringen“. Im Gegenteil – man freut sich, dass alte Terrassenweingärten nicht aufgelassen sondern weiterbewirtschaftet werden. Egal, ob von Einheimischen oder „Auswärtigen.
Einen Wein von Kollegen als „Irrtum“ zu bezeichnen, das mache ich nicht. Jeder Wein, in welcher Stilistik auch immer, hat seine Berechtigung und findet seine Kunden. Die Vielfalt macht den Reiz unserer Arbeit und der Weinbranche aus. Es gibt keinen „richtigen“ oder „falschen“ Wein. Insofern respektiere ich jede Produktionsstilistik meiner Nachbarn, auch wenn ich meine eigene, ev. andere Philosophie habe, mit der ich die Region mit ihren Terrassen einfach anders interpretiere.
Hier einen Kulturkampf zu führen, Rebell oder gar Ankläger zu sein und polarisieren bzw. Kollegen diskreditieren zu wollen, stimmt nicht! Sowas mache ich nicht. Das wird gern – der Captain wird’s mir verzeihen – von außen in die Wachau hinein interpretiert oder mir nachgesagt, ohne dass ich Einfluss darauf habe. Wahr ist vielmehr, dass ich 2008, als ich mich hier niedergelassen habe, von den Wachauer Kollegen herzlich und aufrichtig willkommen geheißen wurde und stets das Gespräch und die Diskussion gesucht habe. Bei solch einer Gelegenheit wurde mir auch bewusst, dass ich mit meiner Überzeugung nicht „vinea-kategorie-konform“ Wein erzeugen kann, weshalb ich nicht Mitglied bei der Vinea Wachau bin. Das wird so akzeptiert und macht meines Wissens nun niemandem hier ein Problem.
Ich empfinde hier ein friedliches Nebeneinander, bei dem die Winzer ihrer Philosophie entsprechend Weine mit den unterschiedlichsten chemischen Analysewerten erzeugen. Und das ist gut so.
Mittlerweile habe ich bereits über 4ha (Ziel max. 5ha), viel Freude mit meinen Terrassen resp. den Produkten daraus und habe weder vor, „zu scheitern“ noch eines Tages „zu gehen“. Weinbau betreibt man – so wie ich das hier mache – nachhaltig und nicht als Hobby oder nur für einen kurzen Lebensabschnitt…..
Meine aber auch wie pivu, dass es die quantitative Geringfügigkeit meiner Produktion nicht erfordert, so oft hier erwähnt zu werden, danke aber dem Captain (oder welchem Autor auch immer) für den Anlass dieser kurzen, sicher nicht taxativen Klarstellung,
Peter Veyder-Malberg
Sehr guter gut geschriebener Text. Qualitätsjournalismus, wie er in anderen Weinpublikationen fehlt. Da können die Nörgler lästern wie sie wollen.
Danke Peter, ich dachte schon es gäbe noch einen zweiten Malberg in der Wachau, nach dem Durchlesen des Artikels. Da bin ich aber froh, daas du einige Punkte, was dein Wesen und Schaffen anbelangt, klargestellt hast. Gerade vor zwei Wochen einen 2008er Bruck getrunken, einfach sagenhaft!
Lieber Gruss aus der verregneten Schweiz.
Ich dachte, dass Du in dem Gespräch im Gaumenspiel erwähnt hättest, dass Du, das Adelsgeschlecht, deutsche Wurzeln hat. Dann muss ich mich damals verhört haben.
Zu den anderen Punkten kann ich nur sagen, dass sich mir hier eine etwas unterschiedlicher Eindruck stellt. Den ich hier ausformuliert habe. Beste Grüße nach Spitz
buschENberg – es reicht, wenn loibenberg beliebig oder knolls vinothekfüllung selten richtig geschrieben wird 😉 .
Ich versuch(e) mal, mich dem hiesigen/diesigen Niveau anzunähern…
Versehentlich bin ich über den Artikel gestolpert (auah!). Nach ein paar Zeilen hat’s mir bereits gereicht:
1. Vießling ist kein Ort, sondern ein Ortsteil von Spitz.
2. Nach Spitz-Vießling kommt Mühldorf. Und hier wird auch (immer noch!) Wein angebaut.
Aber, „who cares“!
Merry Christmas!
Ich liebe Klugscheißer wie Sie, solchen kann man immer richtig eine aufs Maul geben..
http://www.viessling.at/images_v/ortstafel/viessling_ortstafel-02.jpg
„no comment“ (hahaha…)