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Just als sich nach Jahren der Mühe und Plackerei in steilen Weinbergslagen und im dunklen Keller, auf Weinmessen und Präsentationen Anerkennung und Erfolg einstellten, zerbrach ihre Ehe. Marion und Alexander Rinke trennten sich, ohne dass es die Außenwelt mitbekam. Das war 2011.
Pech in der Liebe, Glück beim Wein.
Ein Artikel beim Captain, geschrieben von Thomas Golenia, markierte den Durchbruch ihres Weinprojekts, das mit so viel Liebe und Enthusiasmus für Wein begann. Marion Rinke: Dieser Artikel war ein Meilenstein für die Entwicklung unseres Geschäfts. Danach kamen immer mehr Beiträge in den Weinmedien. Wir hatten zum ersten Mal das Gefühl, dass wir es geschafft haben.
Ja, der Captain entdeckte die wundersamen Welt der Rinke-Weine. Golenia schrieb im kalten Spätherbst 2011:
Was die Rinkes jedoch nicht preisgaben, war das Scheitern ihrer Ehe. Man raufte sich diskret zusammen, so gut es ging, um das gemeinsam Erträumte und Verwirklichte weiterzuführen.
Marion Rinke: Es war nicht mehr dasselbe. Aber die Freude am Wein und der Zuspruch, den wir erfuhren, machte uns stark.
Seit mehr als zwei Jahren liegt die Arbeit für das Weingut überwiegend in den Händen von Marion. Ex-Mann Alexander, ein talentierter Ingenieur, geht seine eigenen Wege.
Marion, die promovierte Juristin, lebt in Trier und pendelt täglich rüber nach Luxemburg, wo sie die Rechtsabteilung der Großbank Credit Suisse leitet. Dort wacht sie über die Geschäfte in mehreren europäischen Märkten. Demnächst kommen noch Aufgaben dazu.
Tagsüber prüft Rinke Verträge, abends lenkt sie das Weingut. Marion Rinke führt ein kräftezehrendes Doppelleben. Allmählich hat sie genug.
In den Weinbergen gehen ihr Saisonarbeiter zur Hand. Verwaltung, Vertrieb, Marketing und natürlich die Weinbereitung im Keller meistert die weinvernarrte Frau, die in druckreifen Sätzen spricht, weitgehend alleine.
Nun haben Marion und Alexander beschlossen, dass sie verkaufen.
Rinke ist Kult. Auf Facebook und Instagram überschlagen sich Weinblogger und Fans des Weinguts vor Begeisterung:
Damals, als die Kunde vom Weingut Rinke die Runde zu machen begann, staunte auch die Fachwelt.
Weinguts-Berater Erhard Heitlinger aus Geisenheim: Die Rinkes haben mit ihrem Weingut in nur wenigen Jahren erreicht, wofür andere erfolgreiche Winzerfamilien zwei Generationen brauchten und viel Geld aufwenden mussten.
Wer es nicht glaubt, mache sich selbst ein Urteil über jene Weine, die den Keller der Rinkes verlassen.
Erhard Heitlinger ist auf die Suche von Nachfolgern für Weinguts-Betriebe spezialisiert und hat dabei gut zu tun. So mancher Laden, den Heitlinger betreute, wechselte in den vergangenen Jahren den Eigentümer. Auf leisen Sohlen, denn in der Regel ist die Suche nach einem Weinguts-Käufer ein verschwiegener Prozess. Bei den Rinkes ist die Situation anders. Es muss schnell gehen. Deshalb rief Heitlinger beim Captain an.
Heitlinger wurde von den Rinkes beauftragt, einen Käufer zu finden. Und schwärmt los: Wir suchen mit Nachdruck einen Nachfolger, der die Seele dieses Weinguts versteht. Eine Persönlichkeit, die das Werk der Rinkes zu würdigen weiß und das Erreichte fortführt. Ein Weingut mit diesem Alleinstellungsmerkmal muss man erst einmal finden. Hier ist schon alles vorhanden.
Und wie viel kostet das Weingut Rinke?
Antwort: Rund 450.000 Euro netto für Weinberge, Pflanzrechte, Betriebsgesellschaft und Inventar. Wenn man den Gründern eine Kapitalbeteiligung von 20% überlässt, wird es natürlich weniger. Nähere Auskünfte erteilt → Erhard Heitlinger selbst.
Alexander und Marion Rinke waren Quereinsteiger. 2006 erwarben sie eine rund drei Hektar große verwilderte Parzelle unweit der Grenze zu Luxemburg und legten los. Bis heute baut der bekannte Winzer Gernot Kollmann (Weingut → Immich-Batterieberg) diese Weine der Rinkes aus. Ihre Lage Langsurer Brüderberg ist Marion Rinkes ganzer Stolz: Das ist DER Grand-Cru-Weinberg an der Obermosel!
Die Wiederbepflanzung erfolgte in burgundischer Engpflanzung mit klassischen französischen Chardonnay-Klonen alter Genetik (Séléction Massale), aber auch mit etwas Pinot Blanc, Traminer, Muskateller, Grauburgunder und Viognier im sogenannten Gemischten Satz.
2015 kamen zwei Hektar an der Saar dazu. Feinste Schiefersteillagen im Oberemmeler Altenberg, Wiltinger Klosterberg und Wiltinger Braunfels.
Die Weinberge dort sind mit Riesling, Spätburgunder und Frühburgunder bestockt. Für die Vinifizierung zeichnet alleine Marion Rinke verantwortlich: Spontangärung, keine Klärhilfen oder Enzyme, Reifung in Holzfässern und gebrauchten Barriques.
Rinke-Weine ruhen lange auf der Hefe. Gefüllt wird überwiegend erst im Spätsommer des Jahres, das auf die Lese folgt.
2016 zeichnete der Weinführer Gault&Millau das Weingut Rinke mit dem Titel „Aufsteiger des Jahres 2016“ aus. Im renommierten Weinführer Eichelmann 2019 wird das Weingut mit 2,5 Sternen geführt. Der schwächste Wein ist mit 86 Punkten bewertet, alle anderen bekamen zwischen 87 und 89 Punkte verpasst. Zitat: Das Weingut Rinke hat sich längst vom kleinen Quereinsteiger zu einem jener Betriebe entwickelt, die Maßstäbe setzen und überregional wahrgenommen werden.
6 Jahre nach dem ersten Kennenlernen lobte Thomas Golenia in seinem zweiten Artikel vor allem Rinkes Spätburgunder von der Saar. Aber auch die anderen Flaschen kamen sehr gut weg:
Maron Rinke ist Winzer-Autodidaktin, eignete sich über die Jahre ihr Wissen über viel Lesen und Ausprobieren an. Demjenigen, der ihren Betrieb kauft und den Rinkes 20% überlässt, verspricht sie: Ich stehe mit Rat und Tat zu Seite. Im Keller, auf Veranstaltungen und im Kundenkontakt. Wer Herzblut, Idealismus und betriebswirtschaftliches Verständnis reinsteckt, kann dieses Weingut ganz nach oben bringen.
Fällt das Loslassen nicht schwer, Marion Rinke? Ich werde das alles sehr vermissen. Vor allem die Kellerarbeit macht mir sehr viel Spaß. Weinmachen ist eine Kunst. Man kann sie technisch angehen oder instinktiv. Anfangs dachte ich, das schaffe ich nicht. Es hat jedoch geklappt. Für unsere Art der Weinbereitung, die sich gezielt dem Weglassen von Eingriffen verschreibt, ist absolut einwandfreies Lesegut das Wichtigste. Und Langsamkeit. Unsere Traubenpresse ist 70 Jahre alt, da rinnt alles ganz gemächlich dahin. So, wie wir die Weine machen, sollte man sie auch trinken. Die sind nichts für den schnellen Konsum.