Vegane Weine von Bioweinen zu unterscheiden, ist nicht leicht.
Was genau ein veganer Wein ist, wird angenehmerweise hier gut erklärt.
Es geht – ganz kurz gesagt – um die Vermeidung von Hilfsmitteln, die aus der Fleischproduktion kommen. Wie zum Beispiel Gelatine zur Schönung des Weins. Mehr dazu hinter dem Link weiter oben.
Denn ich will rasch zu einem herrlich kräftigen und intensiven Rotwein kommen, der mich wirklich begeistert hat – dem Roches d’Aric der beiden Winzersöhne Jean und Paul Lignères.
Aber die beiden sind nicht nur Winzer. Jean ist Dorfarzt und Paul arbeitet als Zahnarzt. Das macht sie doppelt sensibel für die Herstellung von naturnahem Wein. Wie ich bereits oben anmoderiert habe, handelt es sich beim Roches d’Aric um einen veganen Tropfen.
Die Lignères-Brüder betreiben ihre Domaine (Weingut) im südfranzösischen Großgebiet Languedoc. Genauer gesagt im Corbières, was grundsätzlich eine gute Nachricht ist. Dieses Anbaugebiet liegt direkt dort, wo die französsiche Mittelmeerküste Richtung Spanien abknickt.
Weine von hier sind generell eine sichere Bank. Das war nicht immer so. Bis vor einigen Jahren galt die Gegend eher als Absender beliebiger Massenweine. Aber in einem Kraftakt haben die Weinmacher den Ruf ihrer Region durch teilweise umwerfende Weine saniert. Einer davon steht vor mir im Glas.
Das Corbières ist ein karstiges, staubtrockenes Hochplateau und obendrein einer der ärmsten Landstriche Frankreichs. Das Klima ist recht unfreundlich. Im Sommer ist es brennheiß und überall fehlt Wasser. Frühling und Herbst sind vom Tramontane geprägt. Das ist ein kräftiger Wind, der unablässig an der Vegetation rüttelt. Und im Winter wird´s mitunter eiskalt.
Die Böden sind wenig fruchtbar, was allerdings einigen landestypischen Rebsorten sehr gut gefällt: Grenache, Syrah, Mourvedre und die schwierige Carignan-Traube, die hier ihre chrakteristische Aromatik von trockenen Kräutern, dunklen Beeren und Rauleder voll ausleben kann.
Corbières-Weine sind herzhafte Tropfen, keine geschliffenen Delikatessen. Und genau deshalb so unvergleichlich schmackhaft, vollmundig und mediterran, dass man beim Trinken meint, gleich kommt aus einer Staubwolke ein verbeulter Renault 4 gerumpelt und jemand fragt, ob ich mit zum Strand will.
Kein Wunder, dass viele reiche Châteaubesitzer aus dem Bordelaise (Bordeaux) in der Gegend immer mehr Land kaufen und beginnen, hier Weine zu machen.
Zurück zu meinem Wein. Der wuchs auf Kalkstein, kommt von alten Reben, lagerte 15 Monate lang im Zementtank oder zu einem geringen Teil in gebrauchten Eichenfässern (Barriques). Die Rebsorten dieser Cuvée: 40% Carignan, 30% Grenache, 15% Mourvèdre, 15% Syrah. Der Alkpegel ist stolz: 14,5 Volumenprozent.
Ich atme aus, um über dem Glas durch die Nase viel Luft einzusaugen und jedes Aromamolekül auszukosten. Also, was finde ich da?
Der Duft ist mittel-intensiv. Dunkle Beeren, die Richtung Pflaume gehen, Schokolade, feuchter Tabak, Sommerregen auf Steinplatten, etwas Lakritze, eine scharfe Kräutrigkeit und etwas Piment. Das ist ja schon mal eine würzige Sammlung!
Im Mund die volle, reife Frucht. Und dennoch eine kühle, mineralische Frische von feinster Säure inspiriert. Ich schmecke Schokolade und eine dezente, dunkle Süßlichkeit, die mich in diesen Wein reinkippen lässt. Ich sinke hinab. Ganz unten finden sich dann auch noch die Noten aus der Nase wieder: Pflaume, Tabak, etwas Staub, Lakritze, Pfeffer, Gartenkräuter. Und ein wunderbarer Abgang, der das Vergnügen in die Länge zieht.
Als ich nachsehe, wieviel dieser Wein kostet, muss ich lächeln. Das ist ein Kurzurlaub zum Austrinken, der mich in diese heiße, karge, intensiv duftende Landschaft entführt, aus der er kommt. So easy kann das Leben sein? Ja.
Welches Essen ich zu diesem Wein bereiten möchte, den man leicht runterkühlen sollte?
Gegrillte Gambas. Oder ein Ratatouille mit knusprigem Baguette. Oder eine Lammkeule.
Über das Weingut und einen anderen Wein von dort habe ich übrigens hier einen anderen Artikel verfasst: