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US-Champagner: der billige Jacob

Schramsbergs Rüttel-Meister Jesus Calderon.
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Schon die Überschrift ist falsch. Es gibt keinen Champagner aus Kalifornien! Trotzdem liebt der Captain die cremigen Schäumer des Hauses Schramsberg im Anbaugebiet Napa Valley, das von einem Rheinhessen gegründet wurde.
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[Dieser Artikel erschien im Juni 2021.] Immer, wenn der Captain in den USA weilt, trinkt er Schaumwein von Schramsberg. Eine sichere Bank, wenn sonst nur namenlose Flaschen oder überteuerte Franzosen im Regal bzw. auf der Karte stehen.

Champagner in den USA ist seit Trumps Sanktionen gegen die europäischen Airbus-Gesellschafter auch kein Vergnügen mehr. Da kommt der günstige Schramsberg sehr gelegen.

Der Captain denkt mit zarter Melancholie an sein → Corona-Exil in den Südstaaten zurück, und stellt aus diesem Anlass einen toten deutschen Weinmenschen vor, den hier (fast) keiner kennt: Jacob Schram, gelernter Barbier und Auswanderer, der 1852 von Pfeddersheim (heute Stadtteil von Worms) nach Kalifornien ging und einer der bedeutendsten Wein-Pioniere Kaliforniens wurde.

Ähnlich wie der Mainzer Jacob Beringer, der ein paar Jahre nach Schram (1868) gemeinsam mit seinem Bruder in die Staaten einwanderte und ein Weingut gründete, das heute zu den bedeutendsten Großbetrieben der Westküste zählt.

Mainz bleibt Mainz in Kalifornien

Zurück zu Schram: Innerhalb weniger Jahre expandierte der wackere Deutsche und gebot über 20 Hektar Weinland. Nach seinem Tod 1905 jedoch verkam das Anwesen und blühte erst 1965 wieder auf – unter der heutigen Eigentümerfamilie Davies, die eine der strahlendsten Weinkarrieren Amerikas hinlegte.

Schramsberg (so hieß das Weingut ab dazumal) adaptierte die Versektungstechnik aus der Champagne auf eine Weise, die bis heute bemerkenswert ist.

Der in den USA berühmte Blanc de Blanc des Hauses begleitete 1972 Nixon nach China und wurde beim Staatsbankett in Peking serviert. Das ist nur einer der Gründe, warum der Captain diesem Schäumer verfallen ist, genauer gesagt dem Blanc de Blanc Brut aus Chardonnay-Trauben, der so viel kostet wie ein günstiger Champagner, aber im Vergleich zu manchem Franzosen-Original durchaus mehr kann.

Der andere Grund ist, dass der Captain bisher und jedes Mal, wenn er im Amiland weilte, nichts Besseres probierte, was a) Blasen im Glas macht und b) aus einheimischer Herstellung kommt – drink local!

Voilá, hier ist der Trinkbericht: Goldgelb mit grünlichen Reflexen. In der Nase Toastbrot, Weißkohl, gelber Apfel, etwas Rauch. Im Mund mineralisch und erfrischend. Butterweiche Perlage, Kräuterwürze, Löwenzahnblätter, Limette, angenehme Cremigkeit, viel Saft und staubtrocken. Ein großartig-erfrischender Sprudel, der runtergeht wie nix.

 

Datum: 9.7.2020 (Update 8.5.2022)
 

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