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So allmählich entdecke ich die Steirische Klassik für mich. Das hat aber nichts mit meinem Musikstudium zu tun.
Sondern mit meiner Passion für ausgeprägt mineralische, charakterstarke Weißweine. Denn besagte Steirische Klassik ist mitnichten ein weitgehend unbekannter Ableger der von Wolfgang Amadeus Mozart, Joseph Haydn und Ludwig van Beethoven geprägten Wiener Klassik, sondern das Label einer 1986 gegründeten Vereinigung von derzeit zehn Winzern, die sich gegen die – ihrer Meinung nach – nivellierenden Krakenarme des österreichischen Weinrechts zu Wehr setzen.
10 Winzer-Rebellen.
Mittlerweile hat man sich sogar eine privatrechtliche Qualitätspyramide geschaffen, die außer den Basisweinen die Stufen Dorflage, Erste Lage und Große Lage umfassen.
„Häng nicht immer den Bildungsbürger raus“, grummelt Golenia. Ist ja gut, ab jetzt geht’s nur noch um Wein.
Zu dem Verband, der sich mittlerweile den etwas sperrigen Namen „Steirische Terroir- und Klassikweingüter“ zugelegt hat, gehört auch das Weingut Neumeister in Straden in der Südoststeiermark. Ein traditionsreicher Familienbetrieb, der 27 Hektar Rebflächen bewirtschaftet.
Natürlich bio.
Seit einigen Jahren führt Christoph Neumeister den Betrieb und lässt bereits deutlich seine Handschrift erkennen. Der Einsatz von Pestiziden und chemischen Düngemitteln ist auf dem Gut längst passé, das gilt auch für den Einsatz von Maschinen bei der Lese. Minimalismus ist auch die Devise im Keller. Es wird nach Möglichkeit ohne Fremdhefen Feinhefe und werden anschließend im Edelstahltank und bei den gehobenen Qualitäten im großen Holzfass ausgebaut.
Natürlich könnte man sich jetzt über die hochgelobten Sauvignon blancs von Neumeister hermachen. Doch als Linkslotse hat man immer ein Herz für die Außenseiter, die nicht so im Rampenlicht stehen.
Roter Traminer = Traminer = Gewürztraminer.
Da hätten wir etwa den Roten Traminer Steintal 2012. Um Missverständnissen vorzubeugen: Roter Traminer ist eine der zulässigen Bezeichnungen für jene Rebsorte, die auch als Traminer oder Gewürztraminer bekannt ist. Namensgebend ist die rötliche Haut der Beeren. In der Südsteiermark ist er wesentlich weniger verbreitet als die andere große Bukettrebsorte mit intensiven Frucht- und Blumenaromen in der Nase, der Gelbe Muskateller.
Für Freunde barocker Traminer-Fülle dürfte der Steintal eine Enttäuschung sein. Natürlich hat man den typischen Rosenduft in der Nase, aber er bleibt ebenso dezent wie die Aromen von Marzipan, reife Honigmelone und Litschi am Gaumen. Obwohl der Wein durchaus merkliche Restsüße aufweist.
Erdig-mineralisch.
Es dominieren pflanzliche und vor allem erdig-mineralische Töne, ergänzt durch Kräuterwürze. Die Fruchtaromen wirken eher trocken als saftig-vollreif. Dazu kommt je eine Prise Pfeffer und Muskatnuss und eine Spur Vanille.
Erst allmählich entfaltet er seine Kraft und Fülle im Mund. Aber dann ziemlich mächtig. Ein ungewöhnlicher, spannender und vor allem lehrreicher Traminer, der einige eher seltene Facetten dieser Sorte aufzeigt. Für mich hat dieser Vertreter der Steirischen Klassik jedenfalls einen ausgesprochen guten Sound.
- Den Roten Traminer Steintal 2012 vom Weingut Neumeister.
Bitte nicht vergesen: Südoststeiermark ist geologisch gesehen ganz anders als Südsteiermark, was auch eine unterschieldiche Aromatik bedingt – nicht nur beim Sauvignon blanc. Wenn man aber in Hamburg sitzt ist alles südlich von Graz Südsteiermark.