Hier im Spitzergraben ist die Wachau anders. Weit weg vom Kerngeschäft. Keine Donau, welche die beiden Ufer der Region trennt. Nur ein kleiner Bach, der aus dem Waldviertel bergabwärts fließt.
Der Spitzergraben ist ein Ort, der einen in der winterlichen Dämmerung melancholisch werden lässt. Zwischen den alten Höfen findet man sich in eine andere Zeit zurückversetzt. Nur selten fahrende Autos zeigen die Gegenwart an.
Hier lebt und arbeitet Johann Donabaum. Einer von etlichen Winzern des Grabens.
Ein Drittel der Rebfläche von Spitz wird hier bearbeitet. Weil das Tal in West-Ost Richtung verläuft, genießen die Lagen volle Süd bzw. Südwestausrichtung. Dazu relative Windstille und das wohl kühlste Terroir der Region. Die Feuchtigkeit hält sich hier besonders lange. Doch die Enge des Grabens hilft, das Tal zu beheizen. Ein Mikroklima. Andere Verhältnisse.
Der Grüne Veltliner, der Riesling und die Ursorte des Spitzergrabens, der Neuburger, brauchen hier besonders lange um auszureifen. Das sorgt für ein ausgeprägtes Aroma. Besonders in sehr heißen Jahrgängen ist man in Graben deutlich im Vorteil. An Säure wird es hier wohl niemals mangeln.
Donabaums Weine zeigen, was der Graben kann. Und sie sind Zeugen der Jahrgänge. Das vermisst man bei anderen Weinen der Region. Wenn einem Donabaum die Möglichkeit gibt, ein paar Jahrgänge seiner älteren Lagenrieslinge zu verkosten, dann wird man mit einer authentischen Zeitreise belohnt.
So lernt man zu verstehen, was Wein ausmacht, was Wein transportieren kann, warum Wein ein Kulturgut ist. Und ein Speicher.
Donabaum leistet sich den Luxus, viele dieser Weine im Keller zurückzuhalten und zu einem späteren Zeitpunkt auf den Markt zu werfen. Wenn sie reif genug sind, um die Konsumenten zu überzeugen.
Johann Donabaum hat eine Schwefelallergie. Keine gefühlte, keine verordnete, sondern eine echte.
Sein Leid ist unsere Freude, denn er geht mit Schwefel deswegen äußerst behutsam um. Donabaum lässt seine Weine alternativ bis zu 12 Stunden auf der Maische stehen. Da kann er viel Schwefel sparen.
Das muss etwas näher erklärt werden.
Liegt ein Weißwein auf der Maische und das sogar etwas länger , gelangen aus den Schalen und Rispen Gerbstoffe (Tannine) in den Wein. Manchmal verändert sich dabei die Farbe und bestimmte Aromen treten in den Vordergrund, die Säure wird schwächer.
Die Steuerung dieser Vorgänge benötigt viel Fingerspitzengefühl und setzt eine gewisse Erfahrung voraus.
Die extremste Lage des Winzers ist der Offenberg. Im oberen Teil der Lage finden sich Einschlüsse von Glimmerschiefer und Paragneis. Vor allem durch den Schieferanteil sind die Weine vom Offenberg sehr vom Boden geprägt und brauchen oft mehr Zeit und Geduld zur Entwicklung. Für Terroirfans sicherlich die interessanteste Lage des Spitzer Grabens.
Der Riesling Smaragd Offenberg ist ein wahres Chamäleon. Ein feines Wesen, das sich hinter seinem mineralischen Umfeld versteckt und in alle Richtungen offen bleibt.
Im Glas ein helles Gelb, und schöne Schlieren. In der Nase ausgesprochen fein, mit zarter Frucht. Kaum zu glauben, dass solches Understatement in diesem Umfeld machistischer Weine gekeltert werden kann. Dann Zitrus und reife – nein – vollreife Mandarinen. Mitunter wirkt dieser Wein wie ein Vitamincocktail, dessen Anteil Karotten sich mit der Zeit verflüchtigt.
Im Mund schön komplex dicht und mineralisch-frisch mit feinen Noten von Pfirsich und Marille, eben gepflückten Gartenkräutern, etwas weißer Pfeffer. Im Abgang ein Limettenspritzer, Meersalz und ein Löffel hochwertiges Olivenöl.
Der Wein braucht Luft, um sein ganzes mineralisches Portfolio zu offenbaren. Und er braucht Zeit, um seine volle Pracht fast plakativ am Gaumen liegen zu lassen. Zuletzt verliert er das Feminine und wandelt sich zum Macho – allerdings ohne Solariumbräune. Eher Antonio Banderas in „Zorro“, ein Frauenversteher.
… denn da kommen Weingartenexposition und Rebstockalter doppelt vor.
eigentlich nicht – er schreibt von ältesten und jüngsten rebanlagen und von abgeschwemmten material dass aus einer anderen lagen kommt.. passt doch!
Auch wenn es Ärger geben und einem Captainhuldigung /-unterwürfigkeit vorgehalten wird:
Wann kann man irgendwo / irgendwann (BerlinBerlinBerlin) nach dem Lesen Eurer Artikel in eine schöne Baiz einkehren und ebend getestete und beschrieben Weine aus Euren Artikeln verkosten? Jaja, man will ja kein Geld verdienen aber man könnte es und nebenbei einfach genießen?!
Sicher, guter Wein soll slbst entdeckt werden…Winzer besuchen…durchforsten der Weinhändler…aber ich würde kommen und da bin ich nicht der einzige 🙂
Aber es würde wohl Euren überparteieischen und unabhängigen Journalismus zerstören – aber man darf ka mal träumen.
Herzlichts,
Euer knietief im Fischteich forellensortierende Fischmann aus der (noch) Normandie (bald wieder Berlin)
Wie kann man mit Maischestandzeit Schwefel sparen?
… die Frage ist gut. Ob sie wohl beantwortet wird???
so viel ich weiss, gibts die weine vom hansi donabaum beim ottenthal in der kantstrasse.
LG Knalli
Herr Bauer, Herr Museler,
bei qualitativ hochwertigem Material werden aus den Trauben in der Maische auch Stoffe gelöst, die die Haltbarkeit des Weins positiv beeinflussen, also auch die Oxidation verzögern. Hierfür bedarf es dann später weniger Schwefel.
… und welche sollen das sein? Und was heißt hier qualitativ hochwertig? Besonders gesund? Besonders reif? Mit oder ohne faule Trauben? Mit oder ohne Botrytis?
Die Menge an benötigtem Schwefel reduziert sich IMHO nur durch eine besonders schnelle und schonende Verarbeitung bei niedrigen Temperaturen und niedrigem PH Wert des Lesegutes. Und das spricht nicht unbedingt für eine Maischestandzeit…
Eine ähnliche Erklärung – so steht es (meines Wissens) in den Unterlagen von Maat Mally – hat der Winzer gegeben. Für die fachliche Diskussion bitte ich Sie, mit Johann Donabaum direkt in Kontakt zu treten, den Kontakt finden Sie im Artikel..
also ich hab mir das so erklären lassen:
durch die maischestandzeit bekommt der wein mehr struktur – das in kombination mit langem hefekontakt ist das rezept für donabaums schwefelumgang
… das hört sich doch -fast- glaubwürdig an.
BTW: Was meint er mit niedrigen Schwefelwerten? Wieviel Gramm pro Liter freier und gebundener? Reinzuchthefen oder Sponti?
Sein Ziel sagt er ist spontan! Die Federspiele sind Reinzucht! Die genauen Schwefelmengen weiß ich nicht, ich kann allerdings sagen dass sich die Weine im Glas positiv verändern und nicht ewig gleich bleiben oder gar Schwefelnoten haben! sie sind auch immer strahlend, nur 05 hatte mehr Botrytisbefall! Sehr ausgereizt aber trotzdem geil zum essen!!! Mein lieblingswein von ihm ist 2004 offenberg Riesling! Hardcore, viel Säure, der wird unsterblich, in zehn Jahren werd ich den das nächste mal trinken. der strahlt wie die Sonne bei 12,8..
Nach den letzten Beiträgen möchte auch ich mich zu Wort melden und etwas an Klarheit in diese Diskussion bringen.
Mit Maischestandzeit alleine lässt sich natürlich kein Schwefel einsparen. Um Schwefel einzusparen Bedarf es mehr als nur „einer“ Maßnahme. Es ist vielmehr eine Aneinanderkettung verschiedener Faktoren die für einen geringen Gehalt der Gesamt SO2 verantwortlich sind.
Diese Kette beginnt allerdings bereits bei der Traube, nur perfekt ausgeschnittenes Traubengut, ohne Fäulnis (ich rede nicht von einzelnen eingeschrumpften Trockenbeeren) kann für eine Maischestandzeit herangezogen werden. Fäulnisbefallenes Traubengut (jene Beeren die bereits mit weißem oder grünen Schimmel befallen sind) werden rigoros im Weingarten aussortiert. Gesundes Traubenmaterial benötigt meiner Erfahrung nach kein SO2, eine dabei entstehende Oxidation von Gerbstoffen ist hierbei gewünscht.
Ein weiterer wichtiger Faktor für einen geringeren SO2 bedarf ist der bereits beschriebene Kontakt mit der Feinhefe die 2 Monate lang nach der Gärung zweimal die Woche aufgerührt wird.
Die Definition was nun viel oder wenig SO2 ist kann ich nicht beurteilen.
Diese Frage kann ich nur anhand eines Ausschlages beantworten den ich selber bekomme wenn ich „überschwefelten“ Wein trinke.
Anhand von Zahlen heißt das:
Der gesetzliche Grenzwert ist 50mg/hl freies SO2 im Wein – es gibt sicherlich viele Betriebe die diesen Grenzwert anstreben. Mein oberstes Level ist 35 mg/hl freies SO 2 in der Flasche. Ein anderer Grenzwert der meiner Meinung nach noch mehr Aussagekraft hat ist das gesamte SO2 das im Wein auch als „Zahl“ vorhanden ist. (gesamt SO2 gibt an wieviel Schwefel innsgesamt bei der Vinifizierung verwendet wurde) Gestzliger Grenzwert ist 200mg/hl , ich hab schon Weine gemacht wo ich mit 75mg Gesamt SO2 ausgekommen bin, das Ziel ist immer unter 100mg zu sein.
Falls noch weitere Fragen auftauchen kann ich diese auch gerne per e-mail an info@weingut-donabaum.at beantworten.
LG
Johann Donabaum