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Wachau: Fett ist böse, schlank ist gut?

Heute schon Fett verbrannt?
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Weinkenner Friedrich Küppersbusch will "Alte Wachau" gegen "Neue Wachau" nicht mitmachen. Und erklärt, warum er ganz gerne ein paar fette Rieslinge trinkt.
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Irgendwie ist komische Stimmung an Bord. Seit Wochen wird da über die „Neue Wachau“ gesprochen. Über elegante und alkoholarme Rieslinge, die einen neuen schlanken Stil verdeutlichen sollen, der die alte, fette Ausrichtung der Wachau ablösen soll. Für die alten, fetten Wachau-Weine stehen Weingüter wir F.X. Pichler, Hirtzberger, Knoll, Alzinger, etc. Weine, wie sie der deutsche Winzer und Weinpublizist Armin Diel mag:

Armin Diel: Meine Wachau

Für die neuen, schlanken Wachau-Weine stehen Winzer wie Veyder-Malberg, Pichler-Krutzler (mit F.X. Pichler verwandt). Oder zuletzt der Tegernseerhof von Martin Mittelbach. Ich kann den Unterschied schon erkennen. Aber ist der wichtig?

Ich frage mich, ob hier nicht etwas krampfhaft etwas konstruiert wird, das es in dieser Ausprägung gar nicht gibt. Oder anders gesagt: Ist die „Neue Wachau“ nicht ein generell neuer Winzer-Stil, der überall in der Welt seinen Niederschlag findet, eben auch in Deutschland. Bei Battenfeld-Spanier, St. Antony, Bassermann-Jordan etc.?

Wer sagt eigentlich, was die Moderne des Weinbaus ist und wer diese Moderne repräsentiert?

Doch so einfach läuft das nicht; so einfach kann man über 40 Jahre engagierten Weinbau (der damals ebenso Avantgarde war) nicht hinweggehen. Besonders nicht in so traditionellen Gebieten wie der Wachau. Oder dem Elsass, das der Captain ja auch immer gerne als Hort der önologischen Vergreisung hinstellt. So einfach kann man die Weine nicht abtun, die dieser fantastische Weinbau immer noch keltert. Beispiel Elsass: Es mag ja stimmen, dass im elsässischen Weinbau wenig Neues geschieht. Doch wenn man einen Gewürztraminer von Josmeyer trinkt, den einfachen Wein ohne Lage, der auch nicht viel kostet, dann will man nach getrunkener Flasche nicht, dass die nächste Flasche dieses Weins weniger fett, weniger alkoholisch und weniger weinig schmeckt.

Sicher wäre es interessant, wenn Josmeyer bei seinen Traminern (und auch bei seinen Rieslingen) mehr auf Mineralik setzen oder mit einer längeren Maischestandzeit arbeiten würde. Wir alle würden dieses Experiment begrüßen. Einmalig. Um zu sehen, was möglich ist. Und bestimmt hat Josmeyer schon herumprobiert. Doch am Ende wurde es auch bei diesem modernen elsässischen Winzer ein Stil, der dem alten elsässischen Stil sehr nahe bleibt. Also keine Revolution.

Beispiel Wachau: Es mag ja stimmen, dass manche Weine ohne Botrytis interessanter schmecken könnten. Oder für Weinfreaks spannender sind. Aber will das der Weinfreund? Will er nicht einen verlässlichen Stil, wie bei den Weinen aus dem Elsass, einen Stil, dem er vertrauen kann. Und der Stil der Wachau ist in den letzten zwanzig Jahren eben von fetten, also kräftigen und alkoholreichen Weinen geprägt, die mitunter recht viel Edelfäule durchklingen lassen. Ist das schlecht?

Ich meine: Nein. Denn mir schmeckt ein Riesling Smaragd Steinertal von Alzinger. Mir schmeckt er, so wie er ist. Mir – und vielen anderen Deutschen – schmecken die Weine von Rudi Pichler, der modern keltert, aber kein Revolutionär ist. Und wenn einer eine Revolution macht in der Wachau, wie etwa Peter Malberg, dann müssen die Weine auch gekauft werden. Und gemocht. Ich kenne niemanden, der Malbergs Weine lecker findet. Interessant sicher. Aber keine populären Kracher, keine Weine, die man beim gemeinsamen Gelage sofort öffnen würde. Das soll jetzt keine Herabwürdigung von Malbergs Arbeit sein, kein erklärtes Befürworten einer gängigen Weinstilistik. Aber wenn Malberg die „Neue Wachau“ ist. Und Pichler-Krutzler auch. Dann ist das nicht der Stil, den die Mehrheit der Leute trinken will.

Malberg, Pichler-Krutzler und Tegernseerhof sind nicht die „Neue Wachau“; sie sind die „Andere Wachau“. Und es ist gut, dass es sie gibt. Das eigentliche Problem, die eigentliche Vergewaltigung ist, dass die Weine zu jung getrunken werden. Jene der „Anderen Wachau“ genau so wie jene der „Alten Wachau“. Und dass alle Leute nur Smaragd-Weine trinken wollen. Und keine köstlichen Federspiele, die für mich ja das starke Herz der Wachau sind. Das man wieder schlagen lassen sollte.

Und so nebenbei will ich den Captain um eine erweiterte Berichterstattung über spanische Weine bitten. Dort ist, trotz Krise, die önologische Moderne Europas zu Hause. Und das schon seit 20 Jahren. Wenn man moderne und vor allem autochthone Weine sucht, dann findet man sie heute vor allem in Spanien. Und nicht in der Wachau.

 

Datum: 8.1.2018 (Update 17.5.2020)
 

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