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Wo ist der gute Lemberger?

Markus Bruker macht keine halben Sachen.
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Auf der schwierigen Suche nach gutem Lemberger hat der Captain einen Fund zu vermelden.
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Theodor Heuss, der erste Bundespräsident von Nachkriegsdeutschland, promovierte im Fach Nationalökonomie über „Weinbau und Weingärtnerstand in Heilbronn am Neckar“.

Später war er Journalist und Chefredakteur der Neckar-Zeitung. Ja, der Mann schrieb viel und liebte Wein.

Genauso wie ich und alle anderen hier an Bord.

Übrigens: Theodor und seine Frau Elly Heuss-Knapp wurden von Albert Schweitzer getraut, falls das irgendwen interessiert.

Frau Heuss gilt als die Erfinderin des Werbe-Jingles Anfang der 30er-Jahre und hat für Nivea, Persil, Kaffee Haag usw. gearbeitet und galt – lange vor der Zeit – als Musterbeispiel der unabhängigen Ehefrau, die Kind und Beruf zu verbinden verstand.

Der Tropfen, den Heuss am liebsten zu schlotzen (schwäbisch: nuckeln) pflegte, ist der für die Region typische Lemberger.

Bekannter ist die Rebsorte unter dem Namen Blaufränkisch. So nennt man sie in Österreich.

Dort ist sie eine der meistangebauten roten Rebsorten und ergibt tolle Weine mit echtem Charakter und kräftiger Säure.

Hierzulande aber schläft der Lemberger seit vielen Jahren einen Dornröschenschlaf. Ja, ich weiß, Schnaitmann…

Lemberger für Fortgeschrittene

Dennoch: Weinkenner in Deutschland sind der Meinung, dass die heimischen Winzer das große Potential dieser Traube bislang nicht ausschöpfen.

Auch ich warte schon seit Jahren auf einen wirklich bemerkenswerten Lemberger, der nicht von Rainer Schnaitmann kommt. Deshalb habe ich heute mal wieder so eine Flasche aus Württemberg auf dem Tisch.

Sie kommt vom Weingut Bruker in Großbottwar, die Trauben stammen von alten Rebstöcken. Der Ort liegt mit dem Auto eine gute halbe Stunde nördlich von Stuttgart und ist ein bekannter Weinort.

Die Böden der besten Lagen um das Städtchen herum bestehen aus rotem Gipskeuper. Der erwärmt sich zwar nur gemächlich, hält die Wärme dafür aber lange.

Auch das Wasser speichert Keuper ziemlich gut. Nur Starkregen verträgt er nicht, dann wird er leicht abgeschwemmt.

Weine, die von diesem Boden kommen, sind mineralisch und komplex, dazu wegen der vielen Nährstoffe gehaltvoll. Gleichzeitig ist die Säure etwas zurückgenommen. So einen Boden gibt es auch in Franken.

Das Weingut Bruker wird heute in der vierten Generation von Markus Bruker geleitet. Auf etwa acht Hektar baut man Traditionelles wie Lemberger, Riesling oder Trollinger an. Aber auch mit internationale Rebsorten wie Syrah, Merlot und Cabernet Sauvignon experimentiert Bruker.

Das Ergebnis solcher Experimente kann sich schmecken lassen:

Ich gieße mir jetzt aber einen reinsortigen Schluck Lemberger ins Glas. Dort funkelt er in hellem Rubinrot und sieht eher aus wie ein Trollinger.

In der Nase macht er mir schon mal Spaß. Das aber zugegebenermaßen erst nach ein paar Stunden an der Luft. Davor hat er einen leicht petroligen Ton. Egal, lasst Euch davon nicht abschrecken. Gebt dem Wein seine Zeit!

Dann öffnet er sich, zeigt schön komponierte Duftnoten von Heidelbeere, Himbeere und Brombeere.

Am Gaumen wirds dann echt spannend.

Ungewöhnliche Aromen von Wacholder, Schlehdorn und Nelke. Erst nach eine Weile kommen noch beerige Fruchtnoten hervor. Dann immer stärker Heidelbeere und Brombeere, dazu etwas Pflaume.

Das schmeckt dicht und sehr würzig, der Abgang wird von einer ordentlichen Portion Bittermandel begleitet.

Dieser Lemberger ist ein sehr ordentlich gemachter Wein, der auch Freunden des Pinot Noir gefallen wird. Er schmeckt würzig, rund und kostet nicht viel. Der perfekte Alltagswein sozusagen.

Was man dazu am besten essen kann, ist gar keine Frage: Zwiebelrostbraten oder geschmälzte Maultaschen.

Und weil wir schon beim Thema Lemberger sind, da habe ich noch andere Artikel geschrieben:

Baut auf Holz, es lohnt sich!

Lemberger zum Schwabenpreis.

 

Datum: 8.10.2017
 

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