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Auktion: Dieser reife Bordeaux ist meine sichere Bank!

Dr. Imtiaz Alikhan ist Experte für Luxusweine. Foto: Sebastian R. Fuchs
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Vorschau auf die kommende Auktion edler, gereifter Weine bei Auctionata: Da ist ein 16 Jahre alter Bordeaux dabei, der unserem Luxus-Experten Dr. Imtiaz Alikhan sehr gut gefällt.
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Huch, wo ist das Schloss?

Ich beginne diese neue Folge von Dr. Alikhans Luxusschule mit einer niederschmetternden Enthüllung: Das berühmte Château Léoville-Barton, das sich im Bordeaux-Anbaugebiet Saint-Julien in der Nähe des Städtchens Pauillac befindet, gibt es eigentlich gar nicht!

Und trotzdem ist es eines der ältesten Weingüter weit und breit. Es gehört seit 1826 der Familie Barton, die einst aus Irland einwanderte und seit kurzem auch in Whisky macht.

Wie ist das möglich und warum ist dann ein Schlösschen auf dem Flaschenetikett zu sehen? Das französische Weingesetz schreibt nämlich vor: Schloss auf dem Etikett ist verboten, wenn es gar keines gibt!

Ein Trick macht es trotzdem möglich. Die Trauben aus den Weingärten von Château Léoville-Barton werden nebenan im Schwesterbetrieb Château Langoa-Barton verarbeitet. Dort gibt es ein Schloss und das darf aufs Etikett.

Ich liebe Weine von Leo B. (wie Kenner dieses Gut manchmal nennen) für ihre Beständigkeit. Die Weinmacher dort schaffen, dass es praktisch in keinem Jahr einen Ausreißer gibt. Selbst wenn es grauenhaft verregnet war. Es gibt sogar Stimmen, die sagen, Leo B. ist das beste Weingut der ganzen Appellation Saint-Julien. Besser noch als Château Leoville Las Cases. Beim Preis stimmt das sowieso.

Leos Weichheit hat mich schon immer fasziniert. Und das bei diesem hohen Anteil von rund 75% Cabernet Sauvignon, der gemeinhin für eine klare Kante steht. Und der Rest? 20% Merlot und ein bisschen Cabernet Franc. Leo B. heißt auch tiefdunkle, erdige Schokoladigkeit.

Aber kommen wir zur Versteigerung von Auktionata: 10 Flaschen 1999 Château Léoville-Barton zum Startpreis von 320 Euro.

Ich habe genau diesen Jahrgang erst vor kurzem verkostet, nämlich Ende Dezember 2015.

Wir haben den Wein zwei Stunden vor dem Genuss geöffnet und nicht karaffiert bzw. dekantiert, wie man heutzutage allgemein sagt. Ich denke, das war richtig so. Allzu schnell werden solche langsam gereiften Weine flach, wenn sie plötzlich mit Sauerstoff überversorgt werden.

Schon beim ersten Schnuppern hatte der Wein ein erstaunlich dichtes Bouquet mit dem Duft süßer Beeren, einem Hauch von Pflaume, etwas Rauleder und dezenten Noten von Graphit, also Bleistift.

Im Mund hatte ich dann einen wunderschön-feingliedrigen Wein, mit sanft-animalischen Ledernoten, der breiten Palette eines Feinschmecker-Gewürzkastens und reifen, butterweichen Tanninen. Da war auch – trotz des Alters – noch eine herrliche Frische und harmonische Balance zu spüren.

Das ist klassischer Bordeux at it’s best. Ich kann diesen Wein nur empfehlen. Jeder, der sich in die Welt edel gereifter Bordeaux-Weine eintrinken will, ist mit der sicheren Bank Château Léoville-Barton sehr gut bedient.

Wem dieser rote Knabe zu mächtig ist, kann ja woanders mitbieten. Zum Beispiel für 11 Flaschen Scharzhofberger Auslese von Kultwinzer Egon Müller aus dem Jahr 1997. Eine Riesling-Trockenbeerenauslese derselben Weinlage aus dem Jahr 2003 erzielte neulich 12.000 Euro pro Flasche.

 

Datum: 5.2.2016 (Update 6.2.2016)
 

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