Seit der Kindheit kann sich der Captain nicht sattsehen an den Quatschfilmen mit Bud Spencer (hieß eigentlich Carlo Pedersoli und kam aus Neapel) und Terence Hill (Mario Girotti aus Venedig). Was er jedoch nicht wusste, bis er den heutigen Abendwein verkostete und sich in die Hintergründe einlas: Das Duo hat seine gigantische Karriere einem Winzer zu verdanken! Genauer gesagt, einem Mathematik-Studenten aus der Emilia-Romagna, der nach Rom ging, dort nebenbei als Boxer trainierte und deshalb als Stuntman beim Film landete, wo er sich zum Beispiel in der Produktion von Quo Vadis ein Zubrot verdiente. Von dort war es dann nicht mehr weit zur Laufbahn als Regisseur und schließlich Produzent, die der fleißige und erfolgreiche Mann 1973 mit einem Quereinstieg als Weingutsbesitzer in der Toskana krönte. Sein Name: Italo Zingarelli.
Als Zingarelli dem Drehbuchautor Enzo Barboni begegnete, der ihm 1970 eine verrückte Komödie über zwei Schlägertypen andrehte, die im Wilden Westen einer Gruppe von friedlichen Mormonen beibringt, wie man sich gegen einen Haufen Bösewichte wehrt, kam der Millionenerfolg des Films Die rechte und die linke Hand des Teufels ins Rollen und machte alle reich, die daran beteiligt waren. Hier sind die besten Szenen:
Bis zu diesem Meisterwerk des Blödsinns (Originaltitel: They call me Trinity) hatte es nur brutale Italo-Western gegeben, wie jene des Genies Sergio Leone. Zum Beispiel: Spiel mir das Lied vom Tod etc. Zingarelli bereicherte das Genre mit einer Reihe von absurden Komödien, die das Publikum erleichtert aufnahm. Und zollte dem Meister des Spaghetti-Western Tribut, indem er seinen erstgeborenen Sohn Sergio taufen ließ. Italo starb im Jahr 2000. Sergio Zingarelli ist heute Chef der Weingutsgruppe Rocca delle Macìe mit sagenhaften 500 Hektar Rebfläche im Chianti Classico und der Maremma. So weit – so umpf, grunz, peng!
Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Chianti und Chianti Classico? Das Anbaugebiet Chianti mit seinen Sub-Zonen bedeckt salopp gesagt die gesamte mittlere Toskana. Das war nicht immer so. Der historische Chianti war im Vergleich zu heute viel kleiner und wurde ein Opfer seines eigenen Erfolgs. Denn die Weine aus dem Gebiet verkauften sich dermaßen gut (auch an die riesige italienische Community in den USA), dass man anfangs der 1930er-Jahre beschloss, das Gebiet aufzublasen. Es explodierte auf die vierfache Größe. Deshalb musste gegengesteuert werden, um eine Verwässerung des Qualitätsversprechens zu vermeiden und erfand das Gebiet Chianti Classico, das ungefähr dort liegt, wo früher Chianti war. Nur ungefähr, denn der alte, klassische Chianti war nur etwa halb so groß wie der heutige Chianti Classico zwischen Florenz und Siena, wo deutlich strengere Vorschriften für die Herstellung von Chianti-Weinen gelten als rundherum. Natürlich gibt es auch außergewöhnlich gute Chianti-Weine, aber die Faustformel sagt: Classico ist besser.
Lasst mich zum Wein kommen, einem günstigen und wohlschmeckenden Chianti Classico, der alles vereint, was einen herzhaften Zingarelli-Western ausmacht: urige Würze, schmatzende Saftigkeit und dunkelkräutrige Herbe. Der → Famiglia Zingarelli Chianti Classico von Rocca delle Macìe aus 90% Sangiovese, 5% Merlot und 5% Canaiolo ist ein fester Händedruck, der dich nicht mehr loslässt, bis die Flasche leer oder an irgendeinem Holzkopf zerbrochen ist. Klirr.
Und so wirkt und schmeckt der Wein: Im Glas durchscheinendes sattes Rot. In der Nase floral nach Rosenblättern. Dann dunkle Kirsche, Granatapfelkerne, Orangenschale, Rote Beete. Im Mund ganz schön straff und kräutrig. Ich schmecke Sauerkirsche, Schwarzwurzelgemüse, Leder, Thai-Basilikum, Oliventapinade und Thymian. Milde Säure und würzige, beinahe pikante Tannine. Recht dunkles Geschmacksbild. Im Abgang der säuerliche Saft von Wildgulasch. Sehr guter und uriger Wein für jede Art von Gulasch und asiatische Linsengerichte.