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Weinpaket: der Centgraf

Händchen für Spätburgunder: Christoph Walter.
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Christoph Walter ist ein stiller und bescheidener Meister der Früh- und Spätburgunder und nur Insidern bekannt. Dieser 4-Hektar-Winzer ist eine große Entdeckung für die Leser des Captain und eine Gelegenheit, 6 außergewöhnliche Weine zu erstehen, von denen es nicht viele gibt.

Die südlich ausgerichtete fränkische Weinlage Bürgstadter Centgrafenberg ist ein Monument der deutschen Weinkultur und für großartige Spätburgunderweine berühmt. Eine der bekanntesten Winzerfamilien Deutschlands holt von hier ihre Trauben: Fürst. Christoph Walter aus Bürgstadt ist ein Verwandter der Fürsts und ihr Nachbar auf dem Centgrafenberg.

Wer die Karte hier unten vergrößert, findet östlich von Bürgstadt die Centgrafenkapelle und darunter das Weingut Rudolf Fürst. Genau dazwischen liegen die Parzellen des Centgrafenberg. Dort, wo der Buntsandstein besonders ausgeprägt ist, stecken Früh- und Spätburgunderreben im Boden.

Walter gilt unter jungen deutschen Weinmachern als Geheimtipp, denn er bringt staubtrockene, ungemein kräutrige und tiefgründige rote Burgunder auf die Flasche, die deutlich weniger als die Weine der berühmten Verwandtschaft kosten und mit den Jahren der Reife spektakulär wachsen. Die elegante Würze dieser Weine macht sie zu großen Speisenbegleiter zu den winterlichen Feiertagen. Gans, Ente, Schmorbraten, Ragout – die Walter-Weine stehen wie eine Eins neben jedem dominanten Gericht. Hier erklärt Christoph Walter seine Spätburgunder vom Centgrafenberg:

Der junge Weinmacher Julien Meissner, der ein paar Jahre lang die großartigen Pinots von J. Neuss in Rheinhessen verantwortete, schwärmt von Walters Rotweinkunst. Auch Niko Brandner, der die Sektmarke Griesel innerhalb weniger Jahre in die oberste Sphäre schoss, verneigt sich vor dem älteren Kollegen und sagt:

Christoph Walters Weine sind von einer ruhigen Wärme geprägt, die alles durchstrahlt. Sie haben rassige Säure, elegante Rotfrucht, pikante Würze und kein bisschen Fett. Das sind keine Draufgänger-Pinots, sondern Meisterwerke die Kante zeigen und unendlich lagerfähig sind.

Christoph Walter ist vom Menschentypus ein stiller und detailversessener Bildhauer des Weins. Seine Rebflächen im fränkischen Bürgstadt umfassen nicht mal 4 Hektar, die Jahresproduktion liegt bei 18.000 Flaschen. Walter übernahm 1996 von seinem Vater, stellte den Mischbetrieb auf Weingut um, begann mit Barriques zu hantieren und seinen eigenen, sehr pointierten Stil zu entwickeln. Ehefrau Daniela wirkt gleichberechtigt im Betrieb mit, die nächste Winzergeneration steht schon bereit: Sohn Felix durchläuft die Ausbildung zum Winzer, war bei Künstler und lernt jetzt bei Bernhard Huber. In der Szene eilt den Walters ein respektabler Ruf voraus und alle Türen stehen offen.

Eine immer seltener werdende Spezialität aus dem Hause Walter sind Frühburgunderweine. Diese Rebsorte ist eine Herausforderung für jeden Winzer. Heute mehr denn je zuvor. Nomen est omen, reift er Wochen früher als sein enger Verwandter, der Spätburgunder. In manchen Jahren bereits im August. Das Säuremanagement angesichts der kurzen Reifezeit ist nicht einfach. Anders als beim Spätburgunder ist Frühburgunder ohnehin säureärmer und der Klimawandel drückt die Werte noch weiter runter. Das kann die Eleganz schmälern, wenn der Winzer nicht trickreich gegensteuert. Frühburgunder ist auch bei Vögeln beliebt, die im Sommer noch nicht viel Nahrungsauswahl haben. Zum Leidwesen der Winzer, die sich Schutzvorrichtungen wie Netze, Knallautomaten oder dergleichen einfallen lassen müssen. Beides hilft allerdings nicht gegen die aus Asien eingeschleppte Kirschessigfliege, die binnen weniger Stunden die Ernte eines ganzen Weinbergs vernichten kann. 2011 wurde das fiese Insekt Drosphila suzukii erstmals in Deutschland nachgewiesen. Es sägt mit einer Art ausklappbarem Kiefer die Haut der Beeren auf und legt ihre Eier im Innern ab. Die geschlüpften Larven fressen sich dann durch das Fruchtfleisch – und schwärmen nach ca. zwei Wochen als neue Fliegengeneration aus. Zurück bleiben verfaulte Beeren, die mühsam aussortiert werden müssen. Das Biest ist ein Kind des Klimawandels. Der milde Winter sichert ihr Überleben, im feuchten Sommer kann es sich ungehemmt vermehren. Macht es angesichts solcher Pein überhaupt noch Sinn Frühburgunder anzupflanzen? Christoph Walter: Hätte unser Frühburgunder nicht so eine alte Tradition in der Familie, wäre er längst weg. Wir werden sicher keinen mehr pflanzen, eher die Fläche reduzieren.

Aber auch der Anbau von Spätburgunder wird allmählich zur Herausforderung. Waren die deutschen Spätburgunderwinzer in den vergangenen 20 Jahren Günstlinge des Klimawandels, ist nun eine Linie erreicht, hinter der es kritisch wird. Christoph Walter: Früher lasen wir die hochwertigsten Trauben zuletzt, nun sind die bei der Lese als erstes dran. Noch wärmer darf es nicht mehr werden.

Der Captain probierte sich durchs gesamte Walter-Programm und blieb vor allem an den Früh- und Spätburgundern aus der Linie „J“ Centgrafenberg hängen. Er bequatschte Walter ein Paket für seine Leser zusammenzustellen, das zwei Arten von Trinkerlebnis bietet: 1. Jahrgangstrinken mit Flaschen aus 2013, 1024 und 2015, und 2. Rebsortenvergleich zwischen Früh- und Spätburgunder. Dieses Paket kannst du hier unten bestellen.

Und so hat’s dem Captain geschmeckt:

Frühburgunder J Centgrafenberg 2013: Im Glas durchscheinendes Karminrot. Ich rieche warme Noten von Kompott mit Kirsche und Pflaume, Baumrinde, etwas Holzkohle, Hustensirup aus Waldkräutern. Im Mund weihnachtliche Noten von Himbeere und Zwetschke, ein bisschen Blutorange, Mürbeteig, butterweiche Tannine und ein Hauch kandierter Kirsche. Das sind zwei Weine in einem – mit extrem süffiger Saftigkeit und gotisch-kräutriger Kargheit. Herrliches Trinkerlebnis!

Der Jahrgang 2013 stand lange im Schatten des unter Weinfreunden gefeierten Jahres 2012. Er war kühler und etwas feuchter. Im Rückblick jedoch erwiesen sich die Weine aus 2013 als geradlinig und frisch. Christoph Walter: 2013 ist definitiv mein Liebling in den letzten 10 Jahren.

Spätburgunder J Centgrafenberg 2013: Im Glas durchscheinendes Karminrot mit orangen Reflexen. In der Nase viel Sauerkirsche, säuerliches Schwarzwurzelgemüse und dunkle Waldkräuter. Was für ein charaktervoller Auftritt! Im Mund butterweich nach Zwetschkenkompott mit Gewürznelke und Orangenschale, eingekocht zu einer konzentrierten Essenz. Ich spüre pikante Noten nach Ingwer, schwarzem Pfeffer und Assam-Tee. Dunkelwürziger Wein mit riesigem Trinkfluss. Beides zusammenzubringen gelingt nicht jedem.

2014 war das Jahr der Kirschessigfliege. Viele Winzer verloren die Ernte ganzer Weinberge. Was heil blieb, müsste mühsam aussortiert werden, ergab dann aber einen herrlich-runden Wein.

Frühburgunder J Centgrafenberg 2014: Im Glas durchscheinendes Karminrot. In der Nase kräutermedinzinische Intensität mit eleganten Sauerkirsch-Noten und Anklängen von Roter Beete und Himbeer-Jam. Im Mund hingegen sinnlicher Schmelz nach gelber Pflaume und Himbeerkompott. Pikante Bitternoten nach Ingwer und tasmanischem Pfeffer (sehr erdig) prägen diesen Wein auf meisterhaft-elegante Weise. Im Abgang warme Kandis-Noten. Herrlicher Wein für fortgeschrittene Rotweinfreunde.

Spätburgunder J Centgrafenberg 2014: Im Glas durchscheinendes Karminrot. In der Nase konzentrierte Sauerkirschnoten mit Ätherik von Blutorangenschale, frisch gemahlenem schwarzen Pfeffer und ein bisschen Gewürznelke. Im Mund umwerfend süffig, mit meisterhaft abgemischtem Süße-Bitterkeit-Säure-Beerenfrucht-Kino, das flasht. Am Gaumen viel Kräuterwürze und Blutorangensaft, gewürzt von ledrigen Assam-Tee-Noten und minimaler Extraktsüße, die so viel Schmelz beisteuert, dass dieser Wein sensorisch leuchtet wie eine 25-Watt-Birne.

Frühburgunder J Centgrafenberg 2015: Im Glas durchscheinendes Karminrot. In der Nase sehr erdig nach Baumrinde, Schattenmorelle und minzigem Kubebenpfeffer. Im Mund fruchtig nach hellroter Kirsche, mittellang gezogenem Earl-Grey-Tee und Roter Beete. Sehr fleischig mit zart-metallischen Noten nach gedämpftem Spinat, etwas Schwarzer Johannisbeere und schwarzem Pfeffer. Am Gaumen dunkelkräutrig und dezent süß, was diesem Wein riesigen Trinkfluss verleiht. Ein Meisterwerk!

2015 brachte ein sehr trockenes Frühjahr und einen ebensolchen Sommer. Die Niederschläge im Herbst fielen mäßig aus. Insgesamt gute Voraussetzungen für

Spätburgunder J Centgrafenberg 2015: Im Glas durchscheinendes und dunkles Karminrot. In der Nase sinnlich-ätherisch nach Hustensirup und winterlichem Waldspaziergang. Dann Linzer Torte mit Mürbeteig, Schattenmorellenkompott, getrocknete Assam-Teeblätter. Im Mund pfeffrig, nach tiefdunkler Schokolade und eingekochten Sauerkirschen. Herrlich konzentriert mit straffer Säure und dunkler Kräuterwürze. Perfekt trinkreif und aufregend mineralisch, dass es die Socken auszieht.

Und hier geht’s zum Paket. Einfach auf das Flaschenbild klicken:

 

Datum: 23.11.2020 (Update 24.11.2020)
 

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