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Was ist Klingelberger?

Frau Rosi vom Weingut Männle.
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Überall heißt der Riesling Riesling. Nur nicht in drei Dörfern und Städtchen der Ortenau rund um Offenburg in Mittelbaden. In Oberkirch, Ortenberg und Durbach nennt sich der würzig-fruchtige Edelstoff dann Klingelberger.

Die Badener lieben ihre kleinen Eigenheiten. Sie polieren sie besonders gerne auf Hochglanz, wenn es dabei um Wein geht. So hat der Klingelberger wie jedes Museum und andere Kulturstätten längst seinen Freundes- und Förderkreis. „Klingelberger 1782“ heißt der und wacht darüber, dass die Weine mit dieser Aufschrift nahe am historischen Vorbild sind. Kleine Ertragsmengen, definierte Herkunft und so weiter. Doch dazu später mehr.

Angefangen hat alles mit Carl Friedrich Markgraf von Baden. Der ließ 1782 in Durbach Riesling pflanzen, und zwar unweit seines Schlosses Staufenberg auf dem Klingelberg. Somit hatte der Wein schon mal seinen Namen weg. Dabei hatte der Adelsmann gleich noch einmal Geschichte geschrieben. Es war nämlich der ersten sortenreine Weinberg in Baden, berichtet ein Chronist. Dabei hängten die Badener ihre Mitbewerber von der Mosel deutlich ab. Erst fünf Jahre nach dem Markgrafen verordnete der letzte regierende Erzbischof und Kurfürst von Trier Clemens Wenzeslaus seinen Untertanen den Anbau von Riesling.

Klingelberger war also zuerst einmal der Wein vom Klingelberg. Später wurde die Bezeichnung von Durbach aus auf Riesling aus den nahen Orten Oberkirch und Ortenberg ausgedehnt. Von der Ursprungsbezeichnung wurde der Klingelberger später zum Qualitätsbegriff. Die Kriterien definiert ein 2012 gegründeter Verein. Wer diesen Richtlinien zufolge seinen Durbacher, Oberkircher oder Ortenberger Riesling erzeugt, darf „Klingelberger 1782“ aufs Etikett schreiben.

Mindestens 35 Prozent Hangneigung im Wingert und das in Richtung Südost oder Südwest, selektive Handlese, Ertrag von nicht mehr als 50 Hektoliter pro Hektar, keine Schönung im Keller und so weiter. Diese Richtlinien (es gibt noch weitere) lesen sich nicht gerade kurz und knapp.

Zu den Winzern, die so einen 1782er-Wein herstellen, gehören bekannte und unbekannte Namen, darunter die Genossenschaft Hex vom Dasenstein, Andreas Laible, Markgraf von Baden usw. Ich probierte den Klingelberger 1782 von Winzer Thomas Männle in Durbach: Stramme 14 Volumenprozent Alkohol. Ein Hingucker ist er auf jeden Fall. Mit tief dunklem Goldton liegt dieser Wein im Glas. Das Mundgefühl zeigt, dass Männles Klingelberger eine merklich kräftigere Sprache spricht als seine Kollegen von der Mosel. Dieser Tropfen vom Durbacher Bienenberg bietet dank großer Saftigkeit und feiner Mineralik eine angenehm erfrischende Wirkung. Ausgesprochen weiche Steinfruchtaromen (Pfirsich, Aprikose) verbinden sich mit einer Reihe von herben Zitrusnoten wie Grapefruit und Limette. Besonders letztere Akzente sind von langer Verweildauer und stimulieren den Trinkfluss, was den Genuss zu einem angenehmen Erlebnis macht. Für einen Wein mit diesem schon bemerkenswerten Alkoholgehalt (für einen Riesling allemal) wirkt der „1782“ dennoch fast schlank. Die Zitrusfrucht sorgt für ordentlichen Biss und eine belebende Wirkung. Ein echtes Maul voll Wein, zupackend von seiner Aromatik her und rechtschaffen ausdauernd in der Wirkung.

Das Signal, das die zwölf Mitgliedsbetriebe setzen wollen, ist klar: „Die Winzer kultivieren den Klingelberger 1782 ausschließlich in Steillagen mit großem Aufwand mit dem Anliegen, die Ursprünglichkeit und die Einzigartigkeit der Herkunft zu bewahren. Um den hohen Anspruch an die Qualität abzusichern, muss jeder dieser Weine in einer Blindprobe bestehen“, heißt es dazu auf der Website des Vereins Klingelberger 1782.

Der Begriff Klingelberger ist inzwischen weit über seine Heimat Ortenau hinaus bekannt. Mit zahlreichen Hotels ist der Ort Durbach bei Touristen beliebt, die bei den Winzern einkaufen und den Bekanntheitsgrad dieses Weines mit dem unverwechselbar badischen Akzent steigern helfen. Der Riesling mit dem etwas anderen Namen hat die eng gezogenen Grenzen seiner eigentlichen Heimat längst verlassen.

 

Datum: 30.9.2019
 

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