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Rotkäppchen darf nicht Sekt heißen!

Ich bin der Volker.
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Der Captain schrieb einen Artikel über den Unterschied zwischen Sekt und Sekt, der viele Reaktionen hervorrief. Unter anderem bei Volker Raumland, Deutschlands meistgelobtem Sektmacher.
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Die Wahrheit über Sekt aus Deutschland

In diesem Artikel geht es um die mangelhafte Unterscheidbarkeit zwischen billig gemachten Industriesekten ungewisser Herkunft und aufwendig hergestellten deutschen Winzersekten, die in der Flasche vergären. Beides nennt sich Sekt und verwirrt die Konsumenten.

Der Captain bat die Leser seines → Newsletters um Lösungsvorschläge für das Dilemma. Ein prominenter Leser schickte den spektakulärsten Vorschlag: Volker Raumland.

Raumlands Idee ist ziemlich kühn. Seiner Meinung nach soll die Bezeichnung „Sekt“ für industriell hergestellte Sprudler verboten werden. Volker Raumland ist der meistdekorierte Sektwinzer Deutschlands, er räumt Preise und Ehrungen ab wie ein Weltmeister. Abgesehen davon sind die Sekte von Raumland der Beweis, dass Flaschenetiketten völlig egal sind, wenn der Inhalt schmeckt.

Raumland ist aber nicht nur Starwinzer, sondern auch Präsident des Verbands der traditionellen Sektmacher, also jenen Menschen, die sich um höchste Sektqualität abmühen. Leider bekommen die Konsumenten nicht viel davon mit, weil ihnen große Marken wie Rotkäppchen und Henkell mit ihren Marketingmillionen den Blick verkleben. Sekt ist Sekt, denken sie und greifen zu billiger Ware aus industriell hergestelltem Wein, der in den Sektfabriken mit technischem Gas aufgepimpt wird. Hier ist das Gespräch mit Volker Raumland:

Sie schlagen vor, dass nur noch traditionell hergestellte Sekte diese Bezeichnung tragen. Ihrer Meinung nach dürfen Getränke wie Rotkäppchen Tradition und Henkell Trocken dann nicht mehr Sekt heißen… Sekt ist Sekt. Das ist unser Problem. Egal, wie hochwertig oder billig er schmeckt. Dass zwischen Sekt und Sekt oft Welten liegen, ist gänzlich unbekannt. Würden alle tankvergorenen und tankabgefüllten – also transvasierte – Sekte unter dem Begriff Schaumwein in den Läden stehen und nur die im klassischen, traditionellen Verfahren hergestellten Flaschengärsekte dürften Sekt heißen, dann wären wir ein ganzes Stück weiter. Letztlich würde das Image von deutschem Sekt nicht nur in Deutschland sondern auch international eine komplett neue Bedeutung und Wertschätzung erhalten. Wie einst, als Deutscher Champagner von Kupferberg bei der Pariser Weltausstellung 1900 ausgeschenkt wurde.

Wie realistisch ist Ihr Vorstoß? Ich erwarte Widerstände und baue auf Presse und Gesetzgeber. Der Weg ist zwar noch weit, aber nicht unmöglich, denn auch die großen deutschen Hersteller im Verband der Deutschen Sektkellereien suchen nach einem neuen Image.

Ihr Verband der Klassischen Traditionellen Flaschengärer ist ab sofort Mitglied im VDS, dem Verband der Deutschen Sektkellereien, wo die großen Sektfabriken das Sagen haben. Klingt nach trojanischem Pferd… Warum präsentiert sich Henkell in einer gläsernen Sektmanufaktur? Warum kaufte Rotkäppchen Geldermann, wo ausschließlich in Flaschen vergoren wird? Die haben auch ein Image-Problem. Nicht umsonst spricht man beim DSV von einer neuen deutschen Sektstilistik, was auch immer das heißen mag.

Glauben Sie ernsthaft, dass die großen Sektkonzerne auf die Bezeichnung Sekt verzichten werden? Wir wollen zukünftig mit dem VDS zusammenarbeiten, um gemeinsam einen möglichen Lösungsweg zu finden. Wichtig ist eine klare Regelung die jeder versteht, auch Lieschen Müller. Zusätzlich trägt zur Verwirrung bei, dass bei den Tankgärsekten aus ausländischen Grundweinen immer noch steht: Sekt aus Deutschland. Der Verbraucher vermutet doch ganz klar, dass es dann auch deutsche Grundweine sind. Für mich eine klare Verbrauchertäuschung. Warum wird hier nicht vom Gesetzgeber gefordert, die Herkunft auf den Etiketten zu nennen, so wie das bei Lebensmitteln überwiegend der Fall ist?

Wie man hört, arbeitet auch der Winzerverband VDP an einer eigenen Sektklassifizierung… Finde ich gut. Ob man das auf Lagensekte runterbrechen soll, sehe ich nicht. Nur die Qualität im Glas zählt und die kommt bei Sekt weniger von der Lage als von der Verarbeitung. Also Handlese, Ganztraubenpressung, fraktionierte Kelterung, langes Hefelager. So kommt man in die Champagner-Liga. Viele ernten zu spät und pressen zu hart, ihre Weine haben zu viel Alkohol und zu wenig Säure, sie schmecken dadurch überreif. Ein guter Sekt braucht Balance zwischen Alkohol, Süße, Säure und Reife. Unser Verband arbeitet übrigens auch an einer Sektpyramide. Es ist jedoch nicht leicht, alle unter einen Hut zu bringen.

Auch in der Champagne gibt es Champagner und guten Champagner. Beides heißt gleich und keiner hat ein Problem damit. Wie schaffen die das? Die Champagne ist weiter. Dort reißen die großen Häuser mit ihren gigantischen Marketingbudgets die kleinen Erzeuger mit und alle profitieren gemeinsam. Bei uns machen die Großen mit Preisdumping den Markt kaputt und die Innovation kommt von den Kleinen.

 

Datum: 28.12.2019
 

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