Die umtriebige Weinexpertin Herzog bildet Sommeliers aus, berät eine Hotelkette und findet die passenden Weine für Gourmet- und Genussreisen auf Flusskreuzfahrtschiffen, zum Beispiel für die A-Rosa-Flotte in Deutschland und Frankreich. Auf diese Weise probiert man ganz schön rum.
Frau Herzog, seit 2012 sind sie Markenbotschafterin des Languedoc. Was ist das Besondere an dieser riesigen Weinregion? Früher einmal, da war das Languedoc noch undefiniert, es gab keine Bestrebungen, ein Terroir zu entdecken. Heute entwickelt sich das Languedoc zu einer der spannendsten Regionen weltweit. Hier bewegt sich richtig was. Die Weine werden immer charaktervoller und individueller. Das Finetuning von Rebsorte, Boden und Klima ergibt immer mehr Weine, die man sonst nirgends in der Weinwelt findet.
Wie kam es dazu? Das große Umdenken begann Mitte bis Ende der 1980er-Jahre. Nach und nach wurde eine der größten Anbauflächen für Wein weltweit neu strukturiert, Reben gerodet, neue und bessere gepflanzt und diese dazu noch an die jeweils geeignetesten Stellen. Das dauert natürlich. Wer aber mit wachen Augen das Languedoc betrachtet, hat schon früh die Kultfiguren und deren Weine aufkeimen sehen – die, die schon immer wussten, das hier mehr geht. Erzeuger wie Pierre Clavel, Château Negly, Paul Mas oder Gerard Bertrand gehören zu den Spitzenproduzenten, die Weine an den Start bringen, an die fast niemand in der Region mehr glaubte: Clos d’Ora von Bertrand, der um die 200 Euro kostet oder der Clos des Truffiers von Château de la Negly für über 100 Euro. Das wirkte wie ein Startschuss. Nun werden im Languedoc immer mehr Spitzenweine kreiert, die auf die ganze Region abstrahlen. Das sind die absoluten Superstars und entsprechend teuer. Generell jedoch bietet das Langeudoc ein ausgezeichnetes Preis-Leistungs-Verhältnis. Auch dass die Familie Rothschild in die Region Limoux investierte und 1989 das Weingut Domaine de Baronarques übernahm, ist ein deutliches Zeichen. Diese Leute machen nichts, was keinen großen Erfolg verspricht.
Die Weinregion ist riesig. Einige sagen, zu groß. Wie findet man sich im Languedoc zurecht? Das Languedoc ist nicht zu groß, sondern unendlich vielfältig und voller Überraschungen, die entdeckt werden wollen. Ich finde das anregend, es wird nie langweilig und ich lerne ständig etwas Neues kennen. Das Profil des Languedoc schärft sich, es wird immer definierter und präziser. Das Terroir wird nach und nach freigelegt wie ein verloren gegangener Schatz und die regionalen Rebsorten Picpoul, Terret, Bourboulenc, Lledoner Pelut, Fer Servadou feiern ein fulminantes Comeback.
Welche konkreten Weine soll ich als Languedoc-Einsteiger probieren und warum?
Auf was soll ich bei der Auswahl eines Weins aus dem Languedoc achten? Aus dem Supermarkt gibt es saubere und fruchtige Weine mit Spaßfaktor und sehr gutem Preis-Leistungs-Verhältnis. Wer mehr oder intensiver den Süden schmecken möchte und neugierig auf autochthone Rebsorten ist, geht zum Fachhändler und lässt sich dort beraten. Das Languedoc hat ein dreistufiges Qualitätssystem, das 2011 vom Verband CIVL (Conseil Interprofessionnel des AOC du Languedoc et des IGP Sud de France) ins Leben gerufen wurde. Oben sind die fünf Crus, also Weine aus besonderen Lagen, etwa La Clape, Corbières-Boutenac oder Pic Saint Loup. Hier gibt es einige individuelle, charakterstarke Weine zu entdecken. Darunter stehen die großen Weine aus dem Languedoc, die sogenannten Grands Vins mit einer Vielzahl von Herkünften, zum Beispiel Fitou, Cabardès, Grés de Montpellier, Minervois. Darunter befindet sich die allgemeine AOC/AOP Languedoc. Und noch weiter darunter sind die IGP-Weine, die von unkompliziert bis komplex eine große Bandbreite abdecken.