Der Betrieb ist weitgehend zerstört, liest man. Doch alle sind unverletzt. David schreibt auf Instagram: Ich möchte nur kurz mitteilen, dass ich voraussichtlich einige Wochen nicht arbeiten kann. Zum einen habe ich momentan weder Studio noch Ausrüstung, zum anderen sind hier auch andere Dinge weitaus wichtiger. Das große Abreißen, Ausräumen, Aufräumen und Putzen ist im vollem Gange und braucht unsere ganze Kraft. Das betrifft nicht nur mein Studio, das Weingut meiner Frau, sondern das ganze Dorf, das ganze Tal. Wir sind unendlich dankbar für alle Helfer, die ihre Freizeit opfern, um mit uns gemeinsam in den Trümmern zu arbeiten. Der Tag wird kommen an dem wieder Normalität einkehrt.
Was passiert eigentlich mit den geretteten Flaschen – entsteht da gerade ein aufregender Sammlermarkt? Ja, die Frage mag instinktlos wirken – angesichts des Leids und der Zerstörung. ABER: Könnten diese Weine nicht eine interessante Einnahmequelle für die getroffenen Betriebe sein?
Ich finde, darüber sollte man nachdenken und auch sprechen. Denn nichts wird jetzt dringender gebraucht als Geld. Auf Instagram sieht man bereits, wie Händler und Hersteller ganze Kisten voll verdreckter Weine und verschlammte Einzelflaschen anbieten. Das sieht teilweise sogar pittoresk aus und man will sofort zugreifen.
Jetzt zu meinem Abendwein. Vor kurzem veröffentlichte ich einen Artikel über Winzer Reiner Marx von der Nahe – siehe oben.
Marx und 11 weitere Kollegen des Anbaugebiets haben (wie viele andere Winzer in ganz Deutschland und darüber hinaus) eine erfolgreiche Hilfsaktion gestartet und 1.200 Weine gespendet, um mit dem Verkaufserlös der Ahr zu helfen.
Ich finde, das muss gewürdigt werden. Dazu bietet sich der Kauf des erstaunlich eleganten und überaus gelungenen → Weißer Burgunder trocken von Marx an, den ich sehr mochte. Das ist RICHTIG GUTER Wein für wenig Geld: Im Glas helles Gelb mit silbrigen Reflexen. In der Nase Kerngehäuse, Banane mit festem Fleisch, ein Hauch Manchego- Käse. Im Mund straffe Säure – das ist nicht alltäglich bei Weißburgunder. Dann weißer Apfel, Mandarine und ein Quentchen Restsüße, die sich im Verbund mit der zart-öligen Textur besonders schön entfaltet und einen eleganten Kontrapunkt zu den durchaus pikanten Bitternoten setzt. Ein charaktervoller Weißwein. Das kann man nicht von vielen Weißburgundern sagen. Besonders, wenn sie so wenig kosten.