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Theo Minges: Last Exit Restwein.

Wein vergriffen? Am Horizont der Pfalz schimmert ein Strahl Hoffnung: Es gibt Restwein.
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Das Schiff braucht mehr wissenschaftlichen Input. Deshalb kommt Jungmaat Thorsten Kogge vom Max Planck-Institut (kein Witz!) an Bord. Und gibt mit einer eleganten Riesling-Spätlese aus der Pfalz praktische Lebenshilfe.
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Ich ging neulich in die kleine Weinhandlung „Die Sommelière“ in Bruchsal, etwas nördlich von Karlsruhe. Mein Wunschwein: Ein Riesling Schieferterrassen 2012 von Heymann-Löwenstein, der mir zuvor schon wegen seiner Frucht sowie der mineralisch-salzigen Note gefallen hat. Leider ausverkauft.

Auch sonst weit und breit kein Moselwein mehr im Regal. Hilfe! „Erst im März, wenn der neue Jahrgang kommt, wird es hier wieder besser. Bis dahin verkaufen uns die Güter nur noch Restweine aus älteren Jahrgängen“, erklärte mir die Händlerin.

Restwein – hä?

Restwein im Februar, das ist wie Winterschlussverkauf ohne Preissturz. Wahrscheinlich wird sie der Weinhändler nur komisch anschauen, wenn sie nach einem „Restwein“ fragen, denn das ist keine offizielle Kategorie. Fragen Sie besser nach Weinen aus nicht aktuellen Jahrgängen. Achten sie auf Rebsorten und Winzer, die sie bereits kennen. Oder Fragen sie direkt nach einem Wein mit vergleichbarer Stilistik, falls sie einen anderen Wein im Blick hatten.

Ich kaufe einen Restwein-Riesling, diesmal notgedrungen aus einer anderen Region. Aus der Pfalz. Vom Weingut Theo Minges kannte ich bis dahin die Weiß- und Grauburgunder, alle geprägt durch ihre sehr stimmige Eleganz. Trotz Mitgliedschaft im Spitzenverband VDP wird gibt es keinen Hype um die Weine und das Weingut.

Theo Minges ist ein bedächtiger Mensch. Ein stiller Winzer, der wohl lieber den Rebstöcken beim Wachsen zusieht als die große Marketingmaschine zu bedienen. Aber die sehr guten Bewertungen einschlägiger Weinführer (insbesondere des Jahrgangs 2011) sprechen für einen hohen Qualitätsanspruch. Auch im Basisbereich.

Seit 8 Generationen im Weinberg.

Die klösterlichen Spitzbögen auf dem klassischen Etikett rahmen einen Edelmann und eine Frau ein, die Wein in ein Römerglas einschenkt. Das lässt bodenständige Winzertradition vermuten. Die Tradition reicht immerhin acht Generationen zurück, zwei davon bewirtschaften heute das Weingut – Theo und Martina Minges sowie die 25-jährige Tochter Regine, die nach ihrem Studium in Geisenheim bereits eigene Weine und Sekte herstellt.

Mit der neuen Generation hat das Weingut auf biodynamische Produktion umgestellt. Ein leichter Bruch beim Stil im Jahrgang 2012 hat zwar nicht jedem Kritiker gefallen, aber eine Orientierungsphase nach dem Wechsel muss dem mutigen Weingut zugestanden werden.

Nun aber zum Wein. Ich habe den Riesling Gleisweiler Hölle Spätlese 2011 gekauft, der vielleicht beste Jahrgang von Minges seit Jahren. Gleisweiler liegt in der Nachbarschaft von Flemlingen, dem Heimatort von Minges. Gerade mal 8,5% Alkohol bringt diese Spätlese mit, dafür viel Restzucker – ob das gut gehen kann? Erschlägt der Restzucker alle anderen Aromen und macht den Wein am Ende plump und klebrig? Weit gefehlt!

Klebt nicht.

In der Nase Honig und etwas Aprikose. Am Gaumen zunächst eine feine Karamellnote, dann jedoch mehr zarte Zitrusaromen und ein langer Ausklang, der den Gaumen nicht verklebt zurücklässt. Die Säure sorgt für ein perfekt geschnürtes Geschmackspaket mit viel Trinkfluss. Wichtig: Dieser Wein MUSS kühl getrunken werden! Bei 10 bis 12 Grad ist er ausgewogen und elegant.

Wer es lieber trocken mag, kann den Wein aus derselben Lage als trockene Spätlese kaufen. Im aktuellen Jahrgang 2012 gibt es den „Hölle Riesling“ sogar als Großes Gewächs. Ach ja, das Schöne an diesen Weinen ist ihr insgesamt hohes Reifepotential. Man kann also getrost mehr als eine Flasche kaufen.

Fazit: Flaschen früherer Jahrgänge stehen selbst im Fachhandel als „Restposten“ zum Verkauf. Wer glaubt, hier nur die qualitativ minderwertige Ausschuss-Ware zu finden, irrt gewaltig. Es gibt dort viele Weine zu entdecken, die nicht im Rampenlicht stehen aber ungemein viel Trinkfluss haben. Vor allem zum Jahresbeginn. Im Wein-Winterschlussverkauf!

  • Gleisweiler Hölle Riesling Spätlese trocken 2011 von Theo Minges für 10,90 Euro.
  • Gleisweiler Hölle Spätlese 2011 (restsüß) von Theo Minges für 12,90 Euro.
 

Datum: 6.2.2014 (Update 4.2.2015)
 

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