Sein Name: Nico Scholtens, Sohn eines Kaffeerösters aus dem niederländischen Apeldoorn.
Studium der Germanistik und Musik, professioneller Klarinette- und Saxophonspieler, der im deutschen Haushalt der kunstbegeisterten Familie Kuhn in Emmerich nahe der holländischen Grenze seine künftige Frau Salome (Tochter des Hausherrn) kennenlernte und auf die US-Band SweetSmoke stieß, die das Inhalieren von glühenden Hanfblüten bereits im Bandnamen trug.
Scholtens schloss sich der Truppe an (im Bild hier ganz links), organisierte Europa-Tourneen und verhandelte Plattenverträge. Irgendwann zogen die Kuhns nach Franken und Nico ging mit.
Die Gründungsmitglieder der Band Sweet Smoke kamen aus diversen New Yorker Stadtteilen und waren zum großen Teil noch minderjährig. Nach einer mehrmonatigen Tournee durch die Karibik wollten sie nicht mehr in ihre Elternhäuser zurückkehren. Viel reizvoller erschien stattdessen, sich in Europa weiter als Musiker zu verdingen, wo gerade Amsterdam eine große Faszination auf Hippies ausübte. Der Traum, sich dort niederzulassen, platzte jedoch im Spätjahr 1969, als die Gruppe von Deutschland aus nach Holland einreisen wollte und von der Grenzpolizei abgewiesen wurde. So landete die Gruppe im Postamt von Emmerich am Rhein, um dort zu telefonieren und das weitere Vorgehen zu beschließen.
In diesem Postamt lernten die Bandmitglieder den Bildhauer Waldemar Kuhn kennen, der spontan seine Hilfe anbot. Kuhn besorgte der Band eine Unterkunft und wurde ihr erster Manager.
Später übernahm Saxophonist Nico Scholtens das Management, der als Mitglied der Formation Musica Negativa in das kulturfreundliche Haus Kuhn gekommen war.
Der gebürtige Holländer Scholtens öffnete für die Gruppe auch wieder den Weg nach Holland. Sweet Smoke spielten in der nachfolgenden Zeit auf vielen Festivals in Deutschland, Frankreich und Holland. Bald erhielt die Band einen Plattenvertrag von Electrola zur Produktion von drei Alben.
1972 folgte die Gruppe einem Zeittrend und ein Großteil der Mitglieder machte sich auf den hippie trail nach Indien.
1973 kehrten die jungen Männer nach Deutschland zurück und ließen sich im unterfränkischen Sulzheim in einer Apotheke (Foto) nieder, nur wenige Kilometer von entfernt, wohin Waldemar Kuhn mit seiner Familie inzwischen gezogen war.
Kuhn war weiterhin maßgeblicher Förderer der Gruppe. Kuhns Tochter Barberina heiratete Schlagzeuger Jay Dorfman in einer Hindu-Zeremonie, ihre Schwester Salome heiratete später Nico Scholtens, der im Gefolge der Kuhns ebenfalls nach Unterfranken gezogen war und dort nach der Zeit mit Sweet Smoke eine Winzerkarriere einschlug.
Lauscht man in den Sound von SweetSmoke rein (höre unten) und liest man den Songtext des bekanntesten Hits der Band (noch weiter unten), wird schnell klar, worum es damals ging: Kiffen und Vögeln.
SILLY SALLY
Well, now, Sa-Sa-Sally
Hey, be with me tonight
I got a thing I wanna show you
Hey, be with me tonight
We’re gonna ride it together
‚Cause we’re victimized
Oh, now, Sa-Sa-Sally
Hey, be with me tonight
Well, my feet hurt by now
Your nerve-ends pulsating, now, now, now
Our fingertips merge as one, love, love, love, love
Gotta keep it going, we’re freaking out, freaking out
Gotta make some love in our room
Well, now, Sa-Sa-Sally
Hey, be with me tonight
I got a thing I wanna show you
Hey, be with me tonight
We’re gonna ride it together
‚Cause we’re hypnotized
Oh, now, Sa-Sa-Sally
Hey, be with me tonight
Oh, be with me tonight
Oh, be with me tonight
I said be with me tonight
AH!
I gotta love, love, love, love
I gotta love, love, love, love
You little darling gotta love in the moonlit night
Love me darling, you gotta love me right
Love you through the day
Love you throught the night
I gotta love, love, love, love
I gotta love, love, love, love
You little darling gotta love in the moonlit night
Love me darling, you gotta love me right
Love you through the day
Love you throught the night
I gotta love, love, love, love
You little darling gotta love, love, love, love
You got me talking ‚bout love fever
You got me talking ‚bout love fever
x
Irgendwann überwarf sich Scholtens mit den Kollegen und besann sich auf sein Geschenk von Papa Kuhn, eine Parzelle in Oberauch, etwa 20 Kilometer westlich von Bamberg. Hier bestimmt Gipskeuper den Boden.
Nico startete ohne önologische Kenntnisse einfach drauflos und entsprechend fielen die ersten Ergebnisse aus. Doch das spornte ihn erst recht an. Er besorgte sich Fachliteratur und verfeinerte sein Wissen. Als Freunde, die seine Getränke verkosten mussten, plötzlich freudig um Nachschub baten, war die Winzerkarriere besiegelt.
Heute leitet Sohn Noel Scholtens(neben einem Fahrradladen) den Betrieb und hält sich überzeugt an das Mantra des Vaters komplett naturreine Weine ohne jede Manipulationen zu erzeugen. Auf die Zertifizierung als Biobetrieb wird dennoch verzichtet. Vater Nico (73, Foto oben) leistet noch volle Arbeit. Noel: „Der will immer draußen sein.“
Hier sieht man Vater und Sohn auf einem Bild:
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Nur 5 Hektar klein ist der Betrieb. Aber was die beiden Scholtens da rausholen, ist großes Gaumenkino für echte Gourmets, die aufregend-trockene Säfte besonders zu schätzen wissen.
Noel zum Captain: „Auf jeder Flasche muss beim Zuckerwert eine Null vor dem Komma stehen. Mir ist bewusst, dass wir damit nur eine kleine Nische besetzen.“
Dieser Wein ist wahrlich fränkisch-trocken. Was dieser oft und manchmal ahnungslos verwendete Begriff genau bedeutet, wollte der Captain endlich detailliert klären und fand einen Experten, der ihm ausufernd Bescheid gab, was fränkisch-trocken genau bedeutet und wie es zu dieser Zuschreibung kam:
Mein (viel zu günstiger) Abendwein → Weißburgunder Zeller Schloßberg trocken von Nico Scholtens ist der perfekte Einstieg in den Kosmos der beiden Überzeugungstäter Noel und Nico Scholtens und ein köstliches Getränk, dass mir großen Spaß machte.
Ein gähnend leeres Zuckerloch, das mit kalkig-trockener Frische aufgefüllt wurde, die dermaßen elegant auf der Zunge liegt, dass man die Augen schließen muss, um diesem Gefühl nachzuspüren: Im Glas mittleres Gelb mit hellgrünen Reflexen. In der Nase Mineralik pur, sehr pflanzlich und zitrig mit deutlichen Noten von Zitronenabrieb. Mit der Luft dringen dann weichere Töne nach vorne: gelber Apfel und Birne. Aber nur sehr dezent. Im Mund trocken und salzig-karg, dabei saftig, kalkig, feinwürzig und sehr elegant. Ich schmecke gar keine bestimmte Frucht, nur Gelb und trockene Frische. Für Staubtrocken-Fans (0,4 Gramm Restzucker) ist dieser WIRKLICH fränkisch-trockene Leckerbissen ein Fest, das (fast) nichts kostet.
Auf vollem Trub (also komplett ungeklärt) mit geschmacksneutraler Reinzuchthefe warm vergoren, damit auch der letzte Krümel Zucker aufgefressen wird. Vielleicht ging es den jungen Leuten von SweetSmoke doch nicht nur ums Kiffen und Vögeln, denkt sich der Captain und sagt zu diesem Wein: Our fingertips merge as one, love, love, love, love; gotta keep it going, we’re freaking out, freaking out…