X
Newsletter
X
X
Login
Passwort vergessen?


Konto erstellen

Mein Früchtekorb vom Ende der Welt

Ah, das Paket aus Neuseeland ist eingetroffen. Bild: Bjws
Kommentare
Ähnliche Weine
Ähnliche Artikel
Cooles Neuseeland: Der Sauvignon Blanc eines Riesling-Weinguts ist doppelt exotisch. Und deshalb fast schon europäisch.
Anzeige

Sauvignon Blanc aus Neuseeland – das ist eine ganz eigene Geschichte.

Irgendwie hat es diese urfranzösische Traubensorte geschafft, am anderen Ende der Welt eine total neue Identität anzunehmen. Aber nicht wie ein flüchtiger Gauner, der in der Ferne untertauchen will. Sondern als Kultfigur.

Alles fing vor rund 25 Jahren mit dem Weinmacher Kevin Judd und seinem Cloudy Bay an – ein Sauvignon Blanc von irrer Frische und überwältigender Aromenstärke nach Gras, Stachelbeere und Melone. Cloudy Bay ist eigentlich eine Meeresbucht in Marlborough County im Nordosten der Südinsel.

cloudy bay

Dieser Cloudy Bay machte Neuseeland als Herkunftsgebiet eines extrem fruchtigen Sauvignon Blanc-Typus berühmt. Aber es gibt natürlich aber auch Kritiker dieser Machart, die eher an den puristischen Sauvignon Blancs aus Europa hängen.

Das Weinanbaugebiet Marlborough wird von mehreren Tälern durchzogen. Eines dieser Täler ist das Wairau Valley, wo 1973 die ersten Reben gepflanzt wurden. Die Gegend zählt zu den ältesten Weinlandschaften Neuseelands.

Steinige, flache und wenig fruchtbare Schwemmlandböden laden hier zum Weinanbau ein. Marlborough ist eher kühl im Vergleich zu anderen neuseeländischen Gebieten. Sonnige Tagen und kalte Nächten sorgen für Spannung im Wein und fördern die Entwicklung feiner Säure in den Trauben.

Übrigens: Wairau ist aus der Sprache der Ureinwohner und bedeutet auf Maori viele Wasser.

Schluss jetzt mit dem Erdkundeunterricht und Wein aufgemacht!

Stimmt, das hatte ich ja noch gar nicht erwähnt: Vor mir steht eine Flasche Sauvignon Blanc der mittelständischen Kellerei Framingham, die in Weinkreisen vor allem wegen ihres Riesling Aufsehen erregt.

Das ist ein gutes Zeichen, denn Framingham-Winemaker Andrew Hedley hat sich als Neuseelands Meister der Säure etabliert. Was natürlich kein Nachteil ist, wenn man feinen, ausbalancierten Sauvignon Blanc herstellen will, der NICHT nur durch üppige Fruchtaromen betört.

Aber grau ist alle Theorie. Daher nehme ich mir jetzt diesen Sauvignon Blanc zur Brust. Ahem, erstmal zur Nase.

Da duftet es intensiv nach Johannisbeere, Stachelbeere und ein bisschen nach Tomatenstengel (wenn man ihn knickt und daran schnuppert). Für einen Sauvignon Blanc aus Neuseeland außergewöhnlich viel Stachelbeere und außerdem grasige Noten. Das riecht im wahrsten Sinne des Wortes schon eher nach Frankreich. Ich bin gespannt, wie dieser Wein im Mund wirkt.

Ja, dort ist er sehr rund und kraftvoll. Und ohne dabei zu konzentriert zu schmecken, wie es bei manchem neuseeländischen Sauvignon Blanc manchmal vorkommt. Auf dem Notenblatt stehen: Stachelbeere, Grapefruitzeste, Johannisbeere, Brennessel, frische Kräuter und eine feine, rieslinghafte Mineralik.

Hier hat man sich ganz klar an der europäischen Stilistik orientiert. Aber auch nichts nachgeäfft. Was das heißt?

Seine belebende Säure macht ihn frisch. Der Wein wirkt komplex und wie ein behutsam sortierter Fruchtkorb. Er will aber seine Herkunft nicht verschleiern. Interessant. Und vielleicht der Vorbote einer neuen, gedämpften Übersee-Stilistik? Hm, was soll ich dazu essen? Ganz klar: Spaghetti Carbonara. Oder Hähnchenbrustfilet.

 

Datum: 18.1.2017
 

Ähnliche Weine

 

Ähnliche Artikel