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Hurra, Hurra, die Königin ist da

Frau Christ riecht sich ein. Alle Fotos vom DWI
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Der Captain beendet die Woche des Leichten, Nackten und Seichten mit der neuen deutschen Weinköngin. Sie heißt Sonja Christ und kommt von der Mosel. Doch alles ist anders, als man jetzt nach so viel tumber Anmache befürchten muss. 

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Schönheitsköniginnenwahlen (das Wort alleine ist ein Catwalk) sind auf der ganzen Welt gleich blöd. Zehn bis hundert Mädchen trippeln leicht bekleidet über den Laufsteg, erzählen von ihrer Vorliebe für Sportwägen, Champagner, Sommerbekleidung (bevorzugt von La Perla) und ältere Männer.

Zuletzt wird dann auch ein bisschen Intelligenztest geprobt, wir leben ja im Zeitalter des abgewandten Feminismus und man will sich nicht dem Verdacht aussetzen, frauenfeindlich zu sein.

Wer also ist Barack Obama, Claudia? Barack, hmmmm…?

Bei der Wahl zur Weinkönigin ist es in den meisten Ländern nicht viel anders. In Italien hat jede lokale und nationale Weinkönigin meist blond gefärbte Haare und glaubt, Lambrusco sei ein neues Modell des Sportwagenherstellers Maserati. Das ist aber egal, denn ihr werden eine Armee endlos schwafelnder und wichtigtuerischer Weinfunktionäre zur Seite gestellt, die jede Frage ebenso falsch beantworten, wie sie es tun würde, wenn man sie antworten lassen würde.

Das ist in Deutschland anders. In Deutschland ist die Wahl zur Weinkönigin eine einigermaßen seriöse Veranstaltung, die Mädchen müssen nicht leicht bekleidet herumlaufen und sind tatsächlich kenntnisreiche Vertreterinnen der Branche – meist schöne Winzerstöchter. Zudem habe sie auch noch nie leicht bekleidet für einen Jungwinzerinnenkalender posiert, wie ihre österreichischen Kolleginnen.

Sonja Christ (25) ist Betriebswirtin und journalistische Mitarbeiterin bei einem Verlag aus Oberfell an der Mosel und wurde letzte Woche zur 61. Deutschen Weinkönigin gewählt. Bei der Krönung hat sie geweint. Süß.

Doch Christ glänzte im Finale tatsächlich mit Fachwissen und Wortschatz. Den wird sie auch brauchen, denn der Verband schickt sie von nun an ein Jahr lang als Botschafterin deutscher Weine durch die Welt. Ebenso die beiden Weinprinzessinen Christl Schäfer und Isabell Kindle, beide auch nicht auf den Mund gefallen. Auch Christs Vorgängerin Marlies Dumbsky glänzte während ihrer Amtszeit mit freundlicher Präsenz und fundierten Berichten. Der Captain hat aufmerksam hingehört.

Wenn man jetzt noch die dumme Show und die unerträglich flachen Musikeinlagen weglassen könnte, dann wäre dieses dem Bauerntum unnötig verpflichtete Spektakel endlich dort angekommen, wo es hingehört: im Ernstzunehmenden, wo die guten deutschen Weine seit Jahren auf ihre Botschafterinnen warten. Denn Botschafter haben sie inzwischen mehr als genug. Man kanns ja bald nicht mehr hören, wie toll alles ist (ist es ja auch).

Schluss mit lustig, morgen wieder harte Fakten. Und: Filme, Filme, Filme.

Zur Wahl der Weinkönigin ein Film der Stimme Heilbronn und ein Kommentar bei six-to-nine

 

Datum: 12.10.2009 (Update 14.10.2009)
 

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