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Hält zzysh meinen Wein wirklich frisch?

Prickelt es noch...?
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Ein neuartiges Verschlusssystem verspricht länger frischen Champagner, Sekt oder Wein. Das hat der Captain getestet.
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Schaut ihr manchmal im TV die Start-up-Show „Die Höhle der Löwen“ (Vox)? Falls ja, habt ihr vielleicht schon von zzysh gehört.

Das Schweizer Startup hat eine Technologie entwickelt, mit der man zu Hause Lebens- und Genussmittel frisch halten kann.

Wie das geht?

Der junge Hersteller/ Erfinder Manfred Jüni hat Maschinenbau studiert und ist ein unermüdlicher Tüftler, der herausgefunden haben will, dass man durch eine Schutzatmosphäre in der Flasche, die den Sauerstoff verdrängt, die Oxidation des Weins extrem verlangsamen kann. Und in Schaumweinen obendrein das Ausperlen verhindert.

Ihr kennt das ja, eine angebrochene Flasche Schampus schmeckt nach einem Tag im Kühlschrank meistens recht fad. Und Stillwein (also Wein ohne Kohlensäure) droht nach einiger Zeit zu kippen. Angeblich kann zzysh das verhindern.

Hier im Video wird die Anwendung gezeigt.

So eine Erfindung macht mich natürlich neugierig und ich wollte wissen, ob das Produktversprechen eingehalten werden kann.

Um zzysh zu testen, habe ich mir zwei Weine ausgesucht, die man ungern verderben lässt.

Als erstes mache ich mir einen ungewöhnlichen Schaumwein aus Ayl an der Saar auf, den Sekt Réserve 91 vom biodynamischen Weingut Peter Lauer. Der edle Saft ist 25 Jahre alt!

Winzer Florian Lauer ist bekannt für seine eleganten und ausdrucksstarken Rieslinge, die mit Würze, Tiefe und dabei erstaunlich wenig Alkohol daherkommen. Keine leicht verständlichen Weine. Ich stehe auf so etwas.

Lauers Réserve 91 ist 23 Jahre lang auf der Hefe gelegen (Flaschengärung) und wurde 2015 degorgiert.

  • Was dieser Begriff genau bedeutet, könnt ihn in meinem Laxikon nachschlagen: Degorgieren

Der Tropfen ist eine absolute Rarität! Und ein Trinkerlebnis, das mich andächtig schlucken lässt. Enorm würzige Reife, feinperliges Prickeln und die Essenz von Bratapfel mit Walnüssen.

Die Réserve 91 ist alles andere als billig, so eine Flasche lässt man ungern verkommen. Deshalb verschließe ich sie im halbvollen Zustand mit dem zzysch-Verschluss und pumpe Gas hinein, bis es nicht mehr zischt. Dann wandert meine Réserve 91 für ein paar Tage in den Kühlschrank.

Der zweite Wein ist ein Bordeaux: Château Trois Moulins 1975. Ein gereifter Knabe.

Aus Erfahrung weiß ich, dass solche Tropfen dazu neigen, bereits einen Tag nach dem Öffnen ungenießbar zu sein. Ein Fall für zzysh. Theoretisch.

Trois Moulins ist kein Spitzenweingut und steht im Schatten des viel bekannteren Zwillingsbetriebs Château Cambon La Pelouse im südlichen Médoc, das denselben Besitzern gehört.

Man teilt sich sowohl die Weinberge als auch sämtliche Anlagen und das Weinmacherteam. Trois Moulins ist sozusagen die Zweitmarke mit dem günstigeren Wein.

Kurz gesagt, mein Château Trois Moulins 1975 ist kein brutaler Verlust, wenn der zzysh-Verschluss versagt. Meine 8 Flaschen habe ich vor einem Jahr für insgesamt 180 Euro bei Auctionata erworben.

Mal sehen, ob der Wein überhaupt noch schmeckt. Er könnte schon in der geschlossenen Flasche an Altersschwäche verstorben sein.

In der Nase spüre ich Pflaumenschnaps, Portwein, schwarze Johannisbeere, ein Büschel frisch gemähtes Gras, ein bisschen Pferdeäpfel, überreife Walnuss, Buttermilch, insgesamt schön frisch. Dann noch etwas Sauerteig und Orangenzeste.

Im Mund ganz dezente Oxidationsnoten. Die verschwinden erfreulicherweise bald und machen frischen Beeren und Kirsche Platz. Glück gehabt!

Auch nach einer Stunde ist er immer noch voll da.

Erdige Töne, Mineralik, Leder, Kirsche. Die noch ausreichend vorhandene Säure balanciert alles fein aus. Dann schmecke ich noch Liebstöckl, Pfeffer, Brombeere. Im Abgang frisch und kühl mit feiner Süße.

Wie erwartet, kein großer Wein. Aber ein hübsches (und leistbares) Lehrstück, wie so ein Tropfen nach über 40 Jahren schmecken kann. Ich werde die restlichen Flaschen bald wegtrinken. Wer weiß, wie lange die noch gut sind.

Auch hier wird die halbvolle Flasche mit dem zzysh-System versiegelt. Weil die alte Flasche noch einen ungewöhnlich breiten Halsdurchmesser hat (gibt es heutzutage gar nicht mehr) und der Zzysh-Verschluss durch den ganz leichten Überdruck im Inneren hinausgepresst zu werden droht, sichere ich alles mit Gummibändern ab. Dann geht die Buddel ebenfalls in den Kühlschrank, wo sie neben dem Lauer-Réserve der Wiedereröffnung harrt.

Nach 3 Tagen ging es beiden Flaschen ein zweites Mal an den Kragen.

Fazit?

Beide Weine haben sich gut gehalten. Die gefühlte Qualitätseinbuße war Null. Ich habe den fantastischen Winzersekt sogar ein zweites Mal verschlossen, die Luft ausgetauscht und am 4. Tag nochmal verkostet. Auch hier keine Veränderung.

Besonders für ältere Weine halte ich diese Erfindung für gut brauchbar. Ob sie bei jungen Flaschen nötig ist, die sich im Kühlschrank sowieso tagelang gut halten, sei dahingestellt. Zumal sich die meisten Tropfen nach dem ersten Luftholen sogar verbessern.

Und hier kann man zzysh bestellen:

 

Datum: 3.2.2018
 

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