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Jungmaat Markus Budai analysiert gewissenhaft und trocken wie ein Käfersammler einen seltenen Weißen aus Südtirol. Alle am Schiff verdrehen die Augen. Denn dieser herrliche Manzoni Bianco macht S-P-A-S-S!
Kürzlich trank ich einen biodynamisch erzeugten Weißwein aus Italien in größerer Runde. Ausschließlich anspruchsvolle Weinfreaks.
Der Wein schmeckte allen am Tisch. Eine Woche später – an Ostern – gab es den selben Wein in familiärer Runde. Und? Der Wein schmeckte allen am Tisch.
Aha.
Es handelte sich um einen Wein von niemand geringerem als Elisabetta Foradori.
Signora Foradori ist jene Starwinzerin des Trentino, die eine autochthone – also alteingesessene und fast vergessene – Rebsorte zum Kult gemacht hat. Den Teroldego, der im Rotwein „Granato“ zum Aushängeschild des Weingutes wurde und heute unbestritten zur italienischen Rotweinspitze zählt. Über diese Rebsorte schrieb Maat Eschenauer hier.
Manzoni Bianco.
Zurück zu unserem Weißwein, der allen schmeckte – dem 2011er „Fontanasanta“ aus der unbekannten Rebsorte Manzoni Bianco.
Manzoni Bianco wird nur auf wenigen Hektar in Italien angebaut, auch noch auf ganz kleiner Fläche in der Schweiz. Sie wurde in den 1930er-Jahren aus einer Kreuzung von Riesling und Weißburgunder von einem Wissenschaftler namens Luigi Manzoni gezüchtet.
Die Machart ist durchaus unkonventionell: Der Wein sieht weder das typische Barrique, noch den Stahltank. Foradori lässt die Trauben nämlich in Betontanks mazerieren und baut den Wein für 12 Monate in großen, gebrauchten Holzfässern aus Akazienholz aus.
Wie schmeckts?
Der Manzoni Bianco leuchtet strohgelb im Glas. Der Wein selbst ist ein wenig trüb. Ich nehme an, dass er unfiltriert abgefüllt wird, um Geschmacksfülle und den Charakter zu haltenl.
Der Wein braucht Belüftung. Also raus aus dem Kühlschrank und rein in die Karaffe. Wenn er dann grob 12 Grad erreicht hat, blüht er auf. Man muss kein Dekantier-Hokuspokus um den Wein betreiben. Sobald er auf Trinktemperatur ist, schmeckt er.
Die Nase ist hier besonders abgefahren. Der Fontanasanta riecht nach Kalk, etwas Heu und Honig. Und ich rieche Akazienhonig. Etwa nur deshalb, weil ich über den Akazienholzausbau Bescheid wusste? Da ist definitiv auch Honig. Mit dem Luftkontakt kommt allmählich die fruchtige Seite zur Geltung. Jetzt wittere ich kandierte Amalfi-Zitrone aber auch das Weiße von frischen Zitronenschalen. Sehr ätherisch das alles.
Breit und ein wenig burgundisch.
Im Mund ölig. Eine leichte Feuersteinnote. Der Wein wirkt in seiner Frucht süßlich-reif, ist aber knochentrocken. Neben Zitronenaromen finde ich hier noch etwas getrockneten Thymian. Durch die eher niedrigere Säure fällt der Wein breiter aus, wirkt dadurch ein wenig burgundisch. Der Abgang gestaltet sich sehr, sehr lang und trotzdem erschlägt der Wein nicht.
Damit ist dieser Wein in seiner Aromatik ein absolutes Unikat. Mit ein wenig Esoterik-Blabla und seiner kultigen Wachskapsel, könnte ich mir durchaus vorstellen, dass er seine Abnehmer auch zu deutlich höheren Preisen finden könnte.
Frau Foradori macht das aber nicht. Wie cool. So etwas für unter 20 Euro kann man sich kaum vorstellen. Ein Wein, der so individuell und so gar nicht weichgespült ist und trotzdem dem Normaltrinker gefällt. Das ist wahrlich große Winzerkunst!
- Fontanasanta Manzoni Bianco 2010 von Elisabetta Foradori für 18,50 Euro in Wagners Weinshop.
- Foradori Granato gibt´s für 45,00 Euro ebendort, und auch in Großflaschen.
Kenne ich gut, exzellenter Stoff, weiter so!