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Biowinzer mit Kontakt zum Kosmos

Ok, ist halt kein Normalo, der Florian Feth. Foto: Weingut
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Ein junger Winzer füllt Kuhmist in Hörner, verbuddelt das und spritzt das eklige Zeug später mit dem Motorrad auf die Reben. Wie bitte?
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Florian Feth ist Nachkomme einer Familie, die seit 1788 im rheinhessischen Wonnegau Wein anbaut.

So weit, so gut. Weintrinker, die sich noch nie mit biologisch-dynamischem Weinbau nach anthroposophischen Grundsätzen befasst haben und jetzt weiterlesen, müssen denken, der junge Mann hat einen Sprung in der Schüssel.

Mitnichten. Der Landbau nach Rudolf Steiner ist vielleicht wenig wissenschaftlich. Aber wenn man ihn (wie ich) mit Feths Gewürztraminer-Spätlese Kreuszblick an einem konkreten Ergebnis festmacht, dann kann man dem Ganzen nicht seine Berechtigung absprechen.

Das bedarf allerdings einer Erklärung. Ich zitiere einen Facebook-Eintrag Feths:

„Bio-Dynamik extrem! Heute bringen wir das Hornkieselpräparat in unseren Weinbergen aus und haben dazu unsere Enduro umgebaut. Der fein versprühte Hornkiesel hilft der Rebe nun bei der Abreife und regt den Stofftransport aus den Blättern in die Trauben an. Mit der Enduro sind wir sehr wendig, schnell und haben kaum Treibstoffkosten, also top für die Biobilanz.“

Hornkiesel? Das ist die freundliche Umschreibung einer Wasserlösung mit Kuhscheiße. Darüber gibt die Website des Weinguts Auskunft:

„Heute am 8.Juni, genau an Pfingsten, haben wir das Hornmistpräparat ausgebracht. Das Präparat ist Bestandteil der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise nach Rodolf Steiner und kommt jedes Frühjahr zum Einsatz. Es besteht aus Kuhmist, der in ein Kuhhorn eingefüllt, in der Erde vergraben wird und über Herbst/Winter dort reift. In diese Zeit nimmt das Präparat für die spätere Anwendung wichtige Information aus dem Kosmos und der Erde auf und kann diese speichern. Im Frühjahr werden die Hörner wieder ausgegraben, der zersetzte Kuhmist herausgelöst und „dynamisiert“. Dazu wird das Präparat eine Stunde lang mit Wasser verrührt und überträgt so die gesammelten Informationen an das Wasser. Das Wasser wird von uns in den Weinreben versprüht und gibt die Informationen und Impulse an die Pflanzen weiter. Im Fall des Hornmistpräparates sind es belebende Informationen, die in der Pflanze und dem Boden die Vitalkräfte fördern, einen besseren Austrieb ermöglich und das Immunsystem stärken. Mit ein Grund, warum wir unseren Pflanzenschutzmitteleinsatz reduzieren können. Durch Optimierung der Ausbringtechnik können wir die Präparate inzwischen mit dem Motorrad in den Reben verteilen. Das spart Zeit, Benzin und macht zudem noch richtig Spaß.“

Damit ist eigentlich schon alles gesagt und wir trinken jetzt Florian Feths Gewürztraminer-Spätlese, die in einer schlanken braunen Flasche mit Goldkapsel und elegantem Etikett daherkommt.

Die Nase ist voll typischer Gewürztraminer-Aromen, dicke Trauben mit Rosen, alles wirkt ein wenig parfumiert wie auf einem Biedermeierportrait.

Im Mund strahlen Kraft und Fülle, eindeutig Spätlese. Voller Saft und leichter Süßlichkeit. Keine Spur mehr von Parfum. Aber Stachelbeere, Litschi und feinste Gummitöne. Wie – Gummi? Ja, ich denke die ganze Zeit an Tennisspielen, Tennisbälle, Wimbledon. Ich sehe die weiße Fuge im Tennisball, eine Wiese in Südengland, über mir ein strahlend blauer Himmel und es ist ein bisschen kalt.

Das ist ein herrlich ausgependelter Wein. Gewürztraminer von der angenehmsten Sorte. Und er schreit nach gutem Essen. Zum Beispiel asiatische Küche oder ein cremiger Käse.

Bio-dynamischer Weinbau ist definitiv nichts, das man einfach so abtun kann.

 

Datum: 9.3.2019 (Update 10.3.2019)
 

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