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Der Graf lässt bitten

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Jetzt auch hier. Felix Graf Adelmann stellt sein Weingut auf bio um. Der Captain hat gekostet.
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Felix Graf Adelmann (von Adelmannsfelden) wohnt und keltert in Burg Schaubeck.

Burg Schaubeck

Die Burg liegt zwischen Steinheim an der Murr und Kleinbottwar.

Wenn deutsche Ortschaften klingen, als wären sie von Dr. Erika Fuchs erdichtet worden (in einem alten Donald Duck-Sonderheft), dann ist man sicher im tiefen Westen gelandet.

Vermutlich in Württemberg. Denn anderswo gäbe es kein Bietigheim-Bissingen, kein Vaihingen an der Enz und auch kein Steinheim an der Murr.

In Steinheim ist es nicht so schön wie im Remstal. Das macht nichts, denn schöne Weine kommen nicht zwingend aus schönen Gegenden. Siehe Bordelais. Oder Bolgheri.

Aber Burg Schaubeck ist schön.

Seit über 1.000 Jahren macht man hier schon Wein. Im 13. Jahrhundert wurde ein Wein namens Schaubecker an europäische Höfe geliefert.

1914 übernahmen die Adelmanns das Weingut von einer Familie namens Freiherren von Brussele, woran mein Wein von heute erinnert.

Doch dazu später. Zuerst gibt es ein wenig BUNTE-Glamour.

Seit 2012 ist der sehr gut aussehende Winzer Felix Graf Adelmann Chef des Weinguts, das so manchem Weinfreund nicht nur wegen des Wohlgeschmacks, sondern auch wegen der verspielten Weinnamen auf der Zunge liegenbleibt: Der Loewe von Schaubeck, Der Schwarze Loewe, Herbst im Park.

Felix krempelt um. Vorsichtig, damit der gute alte Name nicht beschädigt wird. Zum Beispiel wird ab 2018 ein Großteil der Weinflächen auf bio umgestellt sein.

„Ich bin Weinbauer, Showmaster, Hausmeister, Vertriebsleiter, Marketingmanager, PR-Kraft – ich könnte die Liste ewig fortsetzen“, sagte Felix einmal im „Manager Magazin“. Er hätte Kapellmeister hinzufügen können.

Auf Burg Schaubeck findet jährlich ein Kammermusikfestival statt. Dann stellt sich der Hobby-Komponist (hat sich ein Tonstudio unterm Burgdach eigerichtet) mit den Künstlerinnen hin und lässt sich fotografieren:

Graf_Adelmann

Dabei hatte nach dem Abitur eine eher konventionelle Karriere angestanden: BWL-Studium in Hamburg, London, Madrid und schließlich der erste Job in einer Unternehmensberatung.

Das Fazit war jedoch ernüchternd: Langeweile.

Dann doch lieber Weinbau. Obwohl eine solide Ausbildung im Wirtschaften alles andere als von Nachteil für den Eigentümer eines Weinguts ist.

Felix schnupperte bei Elisabetta Foradori im Trentino und Weingütern in der Toskana in den Beruf hinein und begann, beim Vater mitanzupacken. Der war froh, dass sich die Nachfolgefrage damit erledigt hatte.

  • Lest hier meinen Artikel über das berühmte Weingut Foradori: Toller Teroldego

Adelmann_2

Bei Adelmann gibt es viele hervorragende Kreszenzen unter 10 Euro. Wie so oft in Deutschland.

Etwa der Brüssele Spätburgunder. Der wächst am Neckar. In Steillage. Und ist trotzdem sauber trocken. Soll heißen – er schmeckt trocken. Der Captain vermutet so um die vier Gramm Restzucker. Was seine Zunge halt so fühlt.

In der Nase Kirsche, danach Pflaume.

Wer hätte etwas anderes erwartet?

Interessant jedoch die Kraft, die der Wein mitbringt. Und die auch schon in der Nase spürbar wird. Eher Burgund als Baden.

Mit ein bisschen Luft dann noch Selchfleisch, nasser Kalk (auch Erde), Kirschenkompott, ein bisschen Salz und ganz wenig gelber Paprika. Dahinter noch etwas reifer Holunder. Und wieder diese Kalkwand, die aber mit der Zeit verschwindet.

Im Mund ordentlich Potenzial. Das wird noch was. Mit dem deutschen Rotwein.

Die Kirsche dominiert, danach aber auch Cassis, wieder Kompott, Espresso und Schokolade. Deutliche fruchtsüße Töne. Ein Wein, den man schnell leertrinkt.

Nicht der bedeutendste Rotwein des Hauses. Aber der am meisten Spaß macht.

 

Datum: 25.12.2016
 

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