Teroldego Rotaliano ist eine italiensche Rebsorten, die jahrelang vergessen war und erst durch das beherzte Engagement eines einzigen Weinguts (jenes von Elisabeth Foradori im Trentino nördlich von Verona) bekannt wurde und geschätzt wird. Diese „Erweckung“ ist nun auch schon gut dreißig Jahre her und es wird Zeit, den autochthonen Klassiker aus der Mottenkiste zu holen. Er ist inzwischen das Gegenteil eines Geheimtipps, eher ein etablierter und grundsolider Wein.
Trotzdem werde ich nicht müde, gerade die Vorzüge der Teroldegos von Elisabeth Foradori besonders zu loben. Foradori hat nicht nur einen erklärten Bauernwein auf Weltformat gehoben. Sie hat es ebenso vermieden, den Wein – der Mode folgend – im neuen Holz zu Marmelade zu reduzieren. Sie hat sich mit der Sorte auseinandergesetzt und ihr Wesen erkannt. Teroldego ist nicht Pinot Noir. Und nicht Cabernet Sauvignon. Teroldego ist etwas Eigenes. Und braucht eine spezielle Behandlung. Bis heute zählt man die Teroldego nicht zu den „edlen“ Sorten, ihr Leumund ist bescheiden. Viele Winzer verfluchen die Traube wegen ihrer Schadensanfälligkeit. Und weil ihr Saft selten in eine Cuvée passt.
Das Geheimnis der Erneuerung lag bei Foradori vor allem in der Bodenbearbeitung. Weg vom Kunstdünger, weg von den ausgelaugten Böden. Und die alten Reben pflegen. Einen radikalen Schnitt machen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Nur so konnte aus der autochthonen Rebsorte, die nur am Fuße der Dolomiten im Campo Rotaliano vorkommt, ein derart subtiler, eleganter Wein werden, der weltweit seine Liebhaber fand.
Der Maat öffnet eine Kiste
Ich habe gerade meine Kiste 2006er Teroldego angebrochen und selten einen wandlungsfähigeren Wein getrunken. Nach rund fünf Jahren ein herrlich süffiger und runder Saft, der dennoch ausreichend Säure besitzt, um frisch und lebendig zu wirken. 2007 scheint mir eine Spur härter und länger lagerbedürftig zu sein. Obwohl man ihn nach mehrstündigem Dekantieren auch heute schon gut genießen kann. Aber der Foradori-Effekt, das leichte, dennoch gehaltvoll vergnügliche, bleibt noch aus. Diese Spannkraft, ohne anstrengend zu sein. Diese herrlich ausgeprägte Säure, ohne unreif zu wirken. Und eine Frucht wie ein klassischer, altmodischer Bordeaux. Üppig, aber nicht aufdringlich. Dazu ein unnachahmliches, elegantes Bukett nach eingemachtem Obst und nassem Lavagestein.
Nach Eleganz das Kraftpaket
Die Eleganz des einfachen Teroldego wird nur überstrahlt von dem raren Granato. Wie dem duftigen 2002er. Obwohl es von diesem Ausnahmewein noch ein paar Flaschen auf dem Markt gibt, verschwindet der „Granatapfel“ schnell in den Kellern der Liebhaber. Die Nase erinnert deutlich an feinen Pinot Noir, Schwarzkirsche und getrocknete Kräuter, auch etwas Zwetschgenmus. Dann eine würzige Note nach Wildbret und gerösteten Knochen. Am Gaumen sehr konzentriert – hier schmecken eher dunkle Beeren vor. Sehr fest und kraftvoll mit dunkler, erdiger Würze. Keinesfalls ein reifer Wein, sondern einer, der gerade seine schönste Phase erreicht. So ein Granato reift ohne Probleme zwanzig und mehr Jahre. Und schmeckt mit den Jahren mehr und mehr nach klassischem Burgund.
Zwei Weine einer Erneuererin, die den Spagat zwischen Wirtschaftlichkeit und Handwerk bewältigt. Und einer besonderen Traube zu Weltruhm verschafft hat. Eine seltene Geschichte, die wahrscheinlich nur im dramatisch regional geprägten Italien mit Erfolg gekrönt wird.
Das mit der Foradori fordert zu Widerspruch heraus. Ist es denn so erstrebenswert, dass am Ende immer alles „wie Burgunder“ schmeckt. Und vor Allem „wie Burgunder“ kostet ? Siehe vor allem die Preisentwicklung beim „Granato“.Und das ganze garniert mit dem üblichen preissteigernden mythologischen Beiwerk von der Frau, die ganz alleine den schlummernden Weinschatz im Boden des Campo Rotaliano wachküsste. Selbstverständlich vollzieht sich die Wiederauferstehung des Bauernsweins vor kritischen Deutschen Weinjournalisten,die das Wunder gleich sachverständig prüfen.
Ich selbst trinke seit fast 20 Jahren für mein Leben gerne Teroldego. Dieser Wein hat immer nur Freude gemacht, und zwar im besten Sinne des Wortes ! Aber nicht der von Frau Foradri.
Berichtet doch einmal über eine unspektakulär gelegene, etwas fabrikmässig aussehende Kellerei in Mezzolombardo.
Ihr Name: Cantina Rotaliana
Dort schlägt das Herz des Teroldego
Preise:
Teroldego Rotaliano Riserva: ca. 10 EUR
Teroldego Rotaliano Clesurae: ca. 25 EUR
Meiner Meinung nach in ihrer Preisklasse zwei unschlagbare Weine. Und nach den fettigen sterilen Supertuscans und gleichgeschalteten Bordeaux immer eine echte Wohltat.
Grüße aus Hof in Bayern (auch Bauernland)
selbstverständlich hat frau foradori sich ihre meriten um die renaissance des teroldego verdient. daran gibt es nichts zu rütteln. aber es ist natürlich toll, dass es matrosen an bord gibt, die sich im trentino auskennen und ihre tipps abseits der üblichen verdächtigen mitteilen. und – nein, nicht alles muss wie burgunder schmecken. aber wenn es in den letzten jahren eine stilistische orientierung in der weinwelt gab, dann unter den schlagworten authochton, burgundisch, mineralisch. mit burgund kann wohl jeder etwas anfangen…
Foradori macht bestimmt anständigen Wein, aber inzwischen überteuert. Ich habe schon vor 10 Jahren aufgehört, von ihr Wein zu kaufen. Inzwischen ist es reichlich einfallslos, über diese Winzerin zu berichten, wenn man über Teroldego schreiben möchte. Und dan auch noch mit dem Aussehen zu kokettieren, das ist noch einfallsloser.
Gruss Thomas Bach
Ich konnte auf der Prowein die Amphorenweine von Elisabetta Foradori probieren. Bisher hatte ich keine stabil und filigran wirkenden Amphorenweine probieren können und entsprechend skeptisch war ich bei dieser oft esoterisch überhöhten Ausbauform.
Die Weine mögen auch weit weg sein vom ursprünglichen Teroldego, hatten aber eine Klasse, die die des Granato noch in den Schatten stellt. Burgundisch, ja, aber mit einem so eigenen Charme und Charakter, das war mit das Beste, was ich auf der Prowein probiert habe. Deswegen finde ich Foradori alles Andere als einfallslos. Der Granato mag teuer sein, der Teroldego aber ist es nicht, finde ich. Ich kenne wenige Weine in der Preisklasse, die mehr Charakter aufweisen als beispielsweise der 2007er Teroldego.