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Dolcetto von Giacosa: ein Mandeltraum

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Was passiert, wenn sich ein weltberühmter Barolo-Künstler einer "kleineren" Sorte annimmt, zum Beispiel Dolcetto?
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Der Name heißt übersetzt „kleiner Süßer“ und ist mißverständlich. Denn ein Dolcetto ist praktisch niemals süß. Aus Dolcetto werden fast nur trockene Weine gemacht. Die Dolcetto-Traube ist hauptsächlich im Piemont zu Hause. Dort gilt der Dolcetto d’Alba DOC (das Kürzel DOC bedeutet = geschützte Herkunftsbezeichnung) unter allen Vertretern als beste Variante aber das ist Ansichtssache. Bei uns am Schiff gibt es zum Beispiel einen Fan des Dolcetto di Ovada. Dolcetto wird für seine typischen Mandeltöne und die große Vollmundigkeit geschätzt.

Freilich, auch ein Dolcetto d’Alba kann niemals ein Weingigant werden wie manche Barolo-Tropfen aus der Traubensorte Nebbiolo. Dolcetto schmeckt am besten jung, solange sich die Fruchtaromen im Vordergrund halten.

Wenn sich allerdings ein Weinmacher-Gigant wie Barolo-Winzer Bruno Giacosa dieser Traube annimmt, dann kann schon ein besonderes Kunstwerk dabei rauskommen. Bruno Giacosa (1929-2018) ist Legende. Seine Verehrer sagen, er war der beste Weinmacher des ganzen Piemont. Darüber sollen sich die Experten streiten. Unstrittig jedoch ist, dass Giacosa der Godfather des Barolo ist. Und ein eisenharter Traditionalist, der sich von keiner neuen Mode überzeugen ließ – wie etwa dem Faßausbau im kleinen Barrique (225 Liter-Eichenfass), der sich Ende der 1970er-Jahre in Italien festgesetzt hat. Giacosa blieb beim großen Fass.

Schon mit 20 Jahren übernahm Bruno das Weingut seiner Eltern. Heute steuert Tochter Bruna den Betrieb. Giacosa-Weine zählen zu den feinsten von ganz Italien. Ihre Barolo- und Barbaresco-Flaschen werden den Giacosas aus den Händen gerissen. Grund dafür ist die gelungene Vereinigung von riesiger Opulenz, tiefer Komplexität und filigraner Eleganz. Entsprechend gestalten sich auch die Flaschenpreise.

Es werde Luce!

Zurück zum vergleichweise günstigen Dolcetto d’Alba aus Giacosas Weingut Azienda Agricola Falletto di Bruno Giacosa. Tiefdunkel gluckert der Wein in mein bauchiges Glas. Ich rieche Pflaumenmus, Süßholz und Mandelkrokant. Sehr üppig das alles. Wird mich die ganze Fülle erschlagen? Vorsichtig genippt. Am Gaumen Dörrpflaume, vollreife Beerenfrüchte, Leder, feuchter Waldboden und Tannine wie feines Sandpapier. Das ist alles ganz zurückhaltend und nicht die Bohne überladen. ine ganz zarte Süßlichkeit macht dem Namen Dolcetto zwar alle Ehre, ist aber kaum wahrnehmbar. Dann wieder Mandeltöne und warme, intensive Tiefe, die eine gute Minute lang nach dem Runterschlucken nachhallt. Ich bin glücklich.

Kein Holz hat diesen fruchtigen Tropfen geküsst, er ist im Stahltank großgeworden. Trotz seiner braven 13,5 Volumenprozent Alkohol ist der Wein wirklich voller Power. Das muss man als Weinmacher erst mal hinbekommen.

 

Datum: 20.11.2019 (Update 15.7.2020)
 

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