Syrah ist in Deutschland mit seinen mickrigen 27 Hektar Anbaufläche ein stets stiefmütterlich behandeltes Thema. Kein Wunder, die Sorte ist nie dem Experimentierstadium entwachsen. Es ist nicht anzunehmen, dass Syrah je in Deutschland auf breiter Front heimisch wird.
Die wenigen Ergebnisse einiger engagierter Winzer sind jedoch allemal Wert, über deutschen Syrah ein paar Worte zu verlieren.
Syrah hat aus dem Rhonetal einen langen Weg quer über den Globus hinter sich gebracht und wurde erst in den späten 90er Jahren vorzugsweise in Süddeutschland angepflanzt. International bekannt wurde Syrah in Europa, als beste Rebe der Rhone, verantwortlich für ein paar der besten Weine dieses Gebiets. In Australien hingegen entwickelte Syrah sich zum Mainstream. Zum King of Pop. So weit ist es in Europa nie gekommen.
Ja, lasst Syrah leben.
Dass dieser Rebsorte eine Chance in Deutschland gegeben wurde, ist der Pionierleistung einiger Winzer zu verdanken, die sich dazu kritische Fragen anhören mussten. Etwa: „Passt Syrah nach Deutschland?“ Oder: „Brauchen wir Syrah in Deutschland?“ Die Antwort ist klar. Weder passt Syrah nach Deutschland, noch brauchen wir Syrah in Deutschland. Aber wenn der Wein schmeckt, dann ist er willkommen.
Der deutsche Syrah entkoppelt sich von den Vorbildern der Rhone, wo vorzüglich-karge und langlebige Syrahs auf Flasche gezogen werden. Aber auch von den Syrahs Australiens, die meist dicht und alkoholreich sind. Deutsche Syrah-Winzer (die paar, die es gibt) scheinen den stilistischen Mittelweg abseits historischer Vorbilder zu suchen. Und das klappt mitunter vorzüglich.
Ein Pionier für deutschen Syrah ist Hans-Peter Ziereisen aus Efringen-Kirchen am südwestlichsten Zipfel Deutschlands – das schweizerische Basel in Sichtweite. Seine Lagen werden von einem Streifen Jura-Kalk durchzogen, der im Burgund beginnt und sich bis ins südliche Baden fortsetzt.
Der extrem kalkhaltige Boden gibt Ziereisens Weinen eine gewisse Kühle und Filigranität. Und beim als warm verschlagworteten Syrah ist das eine besonders delikate Komponente. Gut möglich, dass Ziereisen den ersten „burgundischen“ Syrah produziert, ohne es zu wollen.
Ziereisens zweiter Trumpf ist das besondere Klima, denn Efringen-Kirchen befindet sich direkt gegenüber der Burgundischen Pforte, das flache Einlasstor zwischen den Vogesen und der Jura. Dank dieser Pforte weht warme, mediterrane Luft bis in das Oberrheintal und sehr niedrige Niederschlagswerte sorgen bei Ziereisen für deutlich trockenere Böden als im übrigen Markgräfler Land.
Trüb aber auber.
Ziereisen versucht bei seinem Weinen mit so wenigen Eingriffen wie möglich auszukommen und füllt seine Rotweine ohne Filtration ab. Das erklärt die Trübstoffe, die sich am Flaschenboden bilden. Diese sind harmlos und haben kaum Einfluss auf den Geschmack. Erfahrene Matrosen wissen das inzwischen.
Sattes schwarz-rot im Glas und in der Nase ein Füllhorn an Komplexität. Ziereisens Syrah Japsis aus 2010 riecht dezent und hintergründig nach schwarzem Johannisbeergelee und jungen Brombeeren. Dazu kommt eine dezente und seriöse Holzwürze, danach Pfeffer, Jod und eine Prise Luft aus Omas Medikamentenschatulle. Der Wein ist in seiner Eleganz und Stilsicherheit eine Wucht; in jeder Phase bleibt er komplex, druckvoll, trinkfreudig und intellektuell.
Was weiters auffällt ist, dass dieser Wein all sein Können im hinteren Bereich ausspielt. Dieser furiose Tropfen will einfach nicht auf der Zunge verschwinden. Er widersetzt sich allen Versuchen, ihn abzuschütteln. Einfach bombastisch, was sie da auf Flasche ziehen, Herr Ziereisen!
Syrah aus Deutschland? Aus Baden! Daher hinkt auch der ewige Vergleichswunsch mit Frankreich.
http://www.derweinblog.de/ziereisen-syrah-gestad-weinblog/
Heute früh habe ich einen Spätburgunder Rhini 2009 zum Belüften für den Abend geöffnet. Wunderbar leicht, drahtig, ein roter Gebirgsbach, tief und lang. Mit dem Syrah werde ich nicht ganz so warm, da ist die Prägung durch Voge und Consorten in Cornas wahrscheinlich zu stark. Hanspeter Ziereisen ist einfach ein durch und durch authentischer Winzer, wobei man die Ideen seiner Gattin Edeltraut mitberechnen sollte.
Beste Grüße
A.H. Hospes
Ein überfälliger Artikel, denn dem deutschen Syrah gehört die Zukunft.
Ich denke auch, dass da noch einiges kommen wird! Ergänzend ist auch der Syrah von Knisper aus der Pfalz zu nennen.
Was den Spätburgunder betrifft, ist Stortz-Nikolaus eine spannende Geschichte, der Weg zur ebenfalls nicht einfach zu vinifizierenden Syrah ist da nicht weit!
http://www.derweinblog.de/stortz-nicolaus-pinot-noir-r-2007-trocken-pfalz/
Auch toll der Syrah 2008 vom Weingut Doreas (Ellwanger/Winterbach) aus dem Remstal.
Die deutschen Winzer fangen gerade erst an, ihren heimischen Spätburgunder zu begreifen und das Potenzial zu erkennen. Und jetzt fängt man schon mit dem übernächsten Schritt an? Nein, Deutschland braucht wahrlich keinen Syrah.
Jawohl, wo ist sie hin die Ordnung? Mal hübsch alphapetisch! Erst „Sp“, dann erst „Sy“
Werter Gast, was meinen Sie denn mit „Die deutschen Winzer fangen gerade erst an, ihren heimischen Spätburgunder zu begreifen“??? Dann muss der deustche Winzer erst Recht Syrah anbauen, denn die Ähnlichkeiten zu Trollinger, Lemberger und Co. ist noch geringer als zwischen Spätburgunder und Syrah!
Eine weitere Pfälzer Empfehlung:
Brenneis-Koch aus Leistadt produziert schon seit etlichen Jahren Syrah. Hatte auf dem Hoffest Gelegenheit, die Syrahs von 2002, 2003, 2004, 2005 zu probieren. Der Hammer. Sehr gut auch der Nebbiolo, der allerdings mindestens 5-7 Jahre alt sein sollte, bevor man die Flasche köpft.
Ganz einfach: deutscher Spätburgunder bekommt so langsam die Seriosität, die ihn auch international konkurrenzfähig macht. Glauben Sie denn, dies wäre so, wenn man Spätburgunder nach alter deutscher Art halbtrocken und schön nach Erdebeerkonfitüre und Pfefferminzbonbons duftend erzeugen würde? Ich sage: Spätburgunder ja – Syrah nein!