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Chardonnay in Deutschland? Bisher Trauerspiel, wenn man mich fragt. Meines Erachtens haben nur wenige Winzer ein Händchen für diese Rebsorte und können ihr Potenzial richtig einschätzten.
Leider sind gute Chardonnays aus Deutschland die absolute Ausnahme, viele erweisen sich als banale Tröpfchen ohne Feingefühl, Seele, Stolz – des Namens Chardonnay kaum würdig. Aber ist der Name so gut? Kann die Traube denn was?
Chardonnay ist eine sehr neutrale Sorte, sie verlangt sozusagen nach Holz. Und deswegen sind einige der teuersten Weißweine dieser Welt auch in Holz ausgebaute Chardonnays. Vor allem Meursaults und Montrachets aus der Anbauregion Burgund können das, was andere Chardonnays nicht können: Kraft und Eleganz perfekt verbinden. Wenn Chardonnay nicht im Holz liegt, ist er meistens langweilig. Außer der Winzer weiß, was er macht, wie er der Sorte ein Profil entlockt.
Erst vor einigen Tagen wurde mir wieder ein hoch gelobter Chardonnay aus der Pfalz ins Glas gekippt. Ein alteingesessener Winzer, der neuerdings groß raus will und sich die önologische Beratung und professionelles Marketing einiges kosten lässt. Gleich mehrere Händler in Düsseldorf haben ihn zeitweise in ihr Sortiment aufgenommen. „Astreine Margen!“ schwärmten sie. „Viel Wein fürs Geld!“ Von diesem vermeintlichen Wunderbetrieb hatte ich nun den Chardonnay im Glas. Seinen Besten.
Totale Ernüchterung!
Die totale Ernüchterung ließ leider nicht lange auf sich warten. Der Weißwein fluoreszierte unnatürlich dunkelgelb – wie Morgenurin nach einer Sauftour. Man sollte meinen, er hätte aufgrund von jahrelanger Reifung diese Farbe erhalten. War aber nicht so. Er stammte aus dem Jahr 2011, war also noch ein Kind. Entweder überreif oder önlogisches Getrickse – anders konnte ich mir dieses farbliche Imponiergehabe im Glas nicht erklären.
Es folgte am Gaumen das, was ich befürchtet hatte. Ein pummeliger Chardonnay, der so gerne ein Überseewein wäre und doch nur als grobmotorischer Knüppel taugt. Neuholz à la Spanplatte – so dick wie Atombunkerwände. Klebrige Honigmelonenfrucht, kaum Frische, fiese Restsüße, brandige 14,5 Alkohol. An lebhafter Säure war im Traum nicht dran zu denken.
Banales Monster!
Dieser vinophile Multivitaminsaft war ein banales Monster, aufgebläht durch diverse Kellertricks. Die Australier können so was auch. Nur mit dem Unterschied, dass ich für die nicht mehr als 6 Euro hinblättern muss. Dieser Pfälzer Winzer hingegen verlangt für seinen missglückten Übersee-Versuch knapp dreißig Schleifen und meint, mit diesen ungelenken Preisvorstellungen Noblesse suggerieren zu müssen.
Ja, ich rege mich auf. Und gebe einem negativen Beispiel irre viel Raum, was dem Captain sicher nicht gefallen wird. Aber mich ärgert diese Dreistigkeit. Der Wein ist ein gutes Beispiel, was bei Chardonnay aus Deutschland massenweise falsch läuft. Diese Erfahrungen im Glas musste ich gleich zigfach machen. Ich habe aufgehört diese Nackenschläge zu zählen.
Wäre da nicht einer wie Laible.
Deutscher Chardonnay wäre eine noch kürzere Geschichte, wären da nicht engagierte Winzer wie Alexander Laible, die den Karren wieder aus dem Dreck ziehen. Der Ortenauer macht nämlich mit seinen Chardonnays alles richtig, dass ich mir die Freudentränen verkneifen muss. Winzer wie Laible geben mir den verlorenen Glauben an diese fantastische Rebsorte zurück.
Dabei ist der Badener Alexander Laible längst kein Unbekannter mehr. Dass seine Weine hervorragend sind, hat sich weitläufig herumgesprochen. Immer wieder erstaunt mich seine konsequente Stilsicherheit, die Laible mit seinem Sortiment an den Tag legt – egal wie schwierig das Jahr war. Keine Versuchung, die Weine schön, rund und dicklich zu vinifizieren, damit die Kammerpreismünzenverkoster reflexhaft drauf anspringen.
Alexander Laibles Weingut ist noch sehr jung. Im Jahr 2007 hatte Laible die Möglichkeit bekommen, größere Rebflächen zu erwerben, die sein Vater Andreas Laible nicht haben wollte, weil er betrieblich am Limit war.
So wurde das Weingut Alexander Laible geboren und vom Betrieb seines Vaters Andreas Laible quasi ausgegliedert. Beide Betriebe der Laibles – Vater und Sohn – bestehen heute nebeneinander im Dörfchen Durbach. Manche Dinge muss man nicht genauer nachfragen.
Zurück zum Chardonnay. Alexander Laibles nobelstes Exemplar hört auf den Namen Louis (JG 2012) und hat alles, was einen sauguten Chardonnay ausmacht. Er ist Eleganz pur, schlank, lebendig, irre nachhaltig im Abgang. Ich liebe ihn. Im bauchigen Burgunderglas duftet er nach jungem Apfel, dazu Schulkreide und dünne Limettenscheiben. Im Mund klar wie ein Gebirgsbach, ich denke da an diese weißen Ziersteinchen.
Holz. Aber keine Holzkeule.
Louis öffnet sich spürbar mit Luft, im Mund stahlig, weit und breit keine aufmüpfige Holzkeule. Dazu kommt eine leichte Salznote. Auffällig die terroirbetonte Kargheit und krasse Mineralität durch den Granitboden, auf dem die noch jungen Reben seit acht Jahren stehen. Jedenfalls bilde ich mir ein, auf kleinen grauen Granitsteinchen zu lutschen, dermaßen krass wird die Mineralität dieses Weines transportiert. Der Wein schmeckt auch wärmer irgendwie kühl.
Trinken könnte ich von Laibles Louis eine ganze Menge, weil ihm die sattmachenden Speckschwarten fehlen, die andere Chardonnays so gern ansetzen. „Trinkfluss“ ist besonders im Premiumbereich ein Kompliment, wo sich viele Weine gern sperrig und unnahbar geben.
Lächerlich wenig Flaschen.
Auf diesen Chardonnay darf sich Alexander Laible zu Recht viel einbilden. Blöd nur, dass Laible nur homöopathische Dosen von 1.200 Flaschen des Louis verkaufen kann. Mehr gibt die Einzellage mit ihren mickrigen 0,3 Hektar nicht her. Eine echte Rarität. Und eine Blaupause für verdammt guten Chardonnay aus Deutschland.
- Chardonnay trocken Louis 2012 *** von Weingut Alexander Laible, Baden für 26,50 Euro.
Wo viel Sonne ist ist auch viel „Schadonnay“! Oder wie heißt das?
Ganz so glanzlos sehe ich die deutsche Chardonnay Welt nicht, Huber, Martin Waßmer, Klumpp und Rebholz wären für mich durchaus vorzeigbare Chardonnay’s Made in Germany!
Sehr richtig. Überraschenderweise gibt es neben der Pfalz in Baden einige gute Chardonnays. Neben den genannten würde ich noch Ziereisen hinzufügen. Huber’s Chardonnay R vom Hecklinger Schlossberg aus 2008 ist das Beste an deutschem Chardonnay was ich jemals getrunken habe (2009 ist leider zu fett geraten). Wenn man die paar guten deutschen Chardonnays jetzt aber mit der Masse an richtig guten Rieslingen vergleicht, ist guter Chardonnay echt dünn gesät in Deutschland. Da hat der Maat schon Recht.
Baden bräuchte mehr Winzer wie Alexander Laible. Der Bursche hat es echt im Blut und die nötige Leidenschaft einfach geilen Wein machen zu wollen.
Meine Pfälzer Favoriten:
-Knipser Chardonnay ***2003 sowie 2007, geilster Stoff, aber ausverkauft
-Jakob Pfleger Chardonnay Curator (alle Jahrgänge von 1995-2010, bis auf 2010 ausverkauft).
Es gibt auch einige ordentliche Chardonnays unter 10 Euro, z.B. Brenneis-Koch Chardonnay 2009 oder Egon Schmitt Chardonnay Spielberg .
Aber es stimmt schon: die meisten „nobleren“ sind zugeholzt und aufgebläht.
Wenn ich hier mal wieder lesen muss: aus der Burgund schalte ich umgehend ab. Außerdem kennt der Kleinschreiber hier nix. Guck mal B. Koch in der Pfalz u.a. Aber egal, „die“ Burgund ist sprachlicher Fußpilz.
A
B
C
Warum irgendwas schlechteres als Riesling trinken?
Ahoi Gast,
der Captain (wohl im Delirium?) hat leider den letzten Abschnitt gekappt. Ich reiche ihn daher nach. Wie Sie sehen können, liegt mir deutscher Chardonnay durchaus am Herzen.
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Chardonnay: Ausgerechnet Mosel! https://www.captaincork.com/Weine/chardonnay-antizyklisch-von-der-mosel-rinke-2011-gernot-kollmann-kauftipp
Chardonnay: Alter Boden, geiler Wein!
https://www.captaincork.com/Weine/wehrheim-pfalz-chardonnay-keuper-golenia-weisswein-2010-kauftipp
Ziereisens Chardonnay: Vorerst erheitert! https://www.captaincork.com/Weine/ziereisen-chardonnay-wei%C3%9Fwein-hard-2009-kauftipp
Chardonnay: Ein deutscher Blauarsch. https://www.captaincork.com/Weine/blauarsch-chardonnay-deutschland-rheinhessen-weisswein-2010-kauftipp
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Ahoi „mieser“ Gast,
na, Fußpilz ist ja noch Kindergeburtstag gegenüber fiesen Nagelpilz. Der ist Hardcore. Egal.
Sie haben natürlich recht, was „die Burgund“ angeht. Würde ich nie so schreiben. Hat man bordintern textlich drangepappt als ich offline war.
…..neben den genannten, denke es ist eine Frage der Preisklasse, Chat Sauvage und auch der Karthäuser Chardonnay von Fürst…….
Wenn Maat Golenia der Ansicht ist, der Chardonnay von dem, dessen Name nicht genannt werden darf, wäre ziemlich langweilig oder gar furchtbar, dann ist das sein gutes Recht. Allerdings würde ich gerne wissen, welchen Chardonnay von Lord Voldemort (ich kenne den Klarnamen) er meint: den 11er oder den 12er. Letzteren kenne ich nicht, aber den 11er fand ich ausgesprochen gelungen. Seinerzeit schrieb ich: „Der intensiven Nase mit gelben Früchten, Wiesenblumen und leichter Toastnote folgt ein mächtiger und dennoch eleganter Eindruck am Gaumen. Papaya und Maracuja halten das Holz in Schach, das mineralische Wesen wird von einer feinen Salznote gekrönt, wie ich sie bisher nur von gutem Petit Arvine
kannte. Die Bräsigkeit, mit der so manch vollreifer Chardonnay daherkommt mag bei knackigen, gut verwobenen sieben Promille Säure (und das im säurearmen Jahr 2011) erst gar nicht aufkommen.“
Und das aus dem Mund eines amtlich beglaubigten Chardonnay-Skeptikers! Aber gut, Kollege, Geschmäcker sind nun mal verschieden, und das soll auch so bleiben
das ist doch schwachsinn, lieber benjamin fröhlich. die „abc“ bewegung ist so ein ding der frühen 00er jahre und hat sich überlebt. diese fast schon faschistoide hinwendung zum riesling-über-alles in diesem zeiten wird dem deutschen wein noch teuer zu stehen kommen. spätestens dann, wenn die konsumenten die nase voll haben von riesling, riesling, riesling und es grundsätzlich zu warm in deutschland für ihn wird. beides wird kommen, das können sie mir glauben.
Ich wollte nur mal anmerken, dass ein so langes Zitat aus einem publizierten Artikel fast so gut wie ein Link ist…google machts möglich! Also wenn der Name des Winzers nicht bekannt werden soll, wirds so schwierig! Schöne Grüße
Wer hat denn was dagegen, dass der Name des Winzers bekannt wird? Schon Golenias HInweise waren ja Winke mit dem pfälzischen Zaunpfahl. Nur so richtig genannt werden darf er hier halt nicht. Genau wie bei Harry Potter……
na die Diskussion hatten wir doch erst vor kurzem
Typisch arrogantes Schreiben von ahnungslosen Autoren!!!!! Wer keine Erfahrung vom alltäglichen Geschäft hat wie der Maat, der sollte besser still sein. Chardonnay hat nun ein Geschmacksbild, daß von einem Grossteil der Kundschaft bevorzugt wird. Was ist daran falsch, wenn ich dieses Geschmacksbild als Winzer bei dem Kunden bediene? Dieses Geschmacksbild der kräftigen holzbetonten Chradonnays wird nun mal nachgefragt! Bevor sie Käse schreiben, nachdenken!
Ja, „die Kunden“ sind bei Chardonnay überwiegend auf geschmacksglobalisierte, fette Einheitsplörre geeicht. Gerade deswegen ist es für einigermaßen verantwortungsbewusste Weinpublizisten nahezu eine Pflicht, auf diesen für die Weinkultur verhängnisvollen TRend immer wieder hinzuweisen und aufzuzeigen, dass es mit dieser Sorte auch anders geht. . Ansonsten landen wir bei dem alten Klaus Staek-Plakat: „Esst mehr Scheiße – Milliarden Fliegen können nicht irren“.
Da scheinen sie aber vom Geldverdienen nicht allzu viel zu verstehen. Als Winzer habe ich eine Nachfrage zu bedienen und nicht meine Kundschaft umzuerziehen! Vielleicht ist Umerziehung ja in ihrem politischem Weltbild ein probates Mittel, alle Ungerechtigkeiten und Schieflagen zu beseitigen. Will sagen: ein Trend wird vom Endverbraucher geformt und nicht vom Winzer. Der liefert die Waren zum Trend und beschert ihm Brötchen auf dem Tisch. Warum sollte er dieses Prinzip aufbrechen, bloß weil irgendein Publizist das „verhängnisvoll“ findet???
Von mir aus können Sie Ihren Kunden verkaufen, was Sie wollen. Aber erwarten Sie doch bitte nicht, dass der „trendige“Flüssigmüll dann auch noch gelobt wird. Und es gibt durchaus Winzer, die sich scheinbar unausweichlichen Trends ziemlich konsequent verweigert haben und dennoch Erfolg haben. So what?
Nach Lesen des Textes bin ich fast sicher, daß Maat Golenia die Weine von B. Koch doch sehr genau kennt…
Das sehr diskret besprochene Negativbeispiel scheint mir aus diesem Hause zu kommen.
… schöne Grüsse nach Ellerstadt?
Ja, jeder muss Geld verdienen! Aber die reine Einstellung, allein die „Nachfrage“ zu bedienen, ist geschmacklicher, kultureller und ideologischer Super-Gau. Genau deswegen haben wir überall nur noch die Dreck-Produkte: Klebende Luftbrötchen, Fleischskandale und nach nix schmeckendes Obst und Gemüse. Wir wäre es mit Bildung und Mitnahme der Konsumenten? Es geht anders und es muss anders. Ich erwarte das jeder Produzent zu 100% zu seinen Produkten steht. Das bin ich, das ist mein Stil, das sind meine Produkte. Genauso wie normalerweise jeder 100% erwartet, wenn es bspw. durch einen Arzt um seine Gesundheit, ja sein Leben geht.
das s***-bashing ist überflüssig und kam gefühlt schon in viel zu vielen artikeln hier vor. was der artikel zeigt aber was der autor irgendwie nicht ganz umrissen hat: es gibt eine ganze reihe von chardonnay-stilen, die gleichberechtigt nebeneinander stehen. vor diesem hintergrund ein battle namens „deutschland sucht den super chardonnay“ loszubrechen macht wenig sinn.
Wieso ist das Dreck? Diese Produkte werden ja gekauft. Also haben sie sich legitimiert. Der Winzer auf seinem 08/15-Acker kann eben nicht großes zaubern und muss zusehen, wo er finanziell bleibt!
Ahoi Duni,
nein, es ist ausdrücklich nicht (!) Markus Schneider bei dem ominösen Adipositas-Chardonnay gemeint. Schneider ist ja schon ein alter Hase und braucht nicht mehr „groß rauszukommen“, wie im Text geschrieben.
[träumen an]Aber warum eigentlich keinen „Deutschland sucht den Super-Chardonnay“ Battle lostreten? Immerhin ist das für mich die hier am meist unterschätzestetetete Sorte überhaupt mit dem gleichzeitig größten Potenzial. Man müsste der Mehrzahl der Winzer eben den Hang zur schlecht gemachten überseeischen Grobschlächtigkeit austreiben. Wäre schon mal ein Schritt nach vorn.[träumen aus]
Niemand am Schiff basht Markus Schneider. Ganz im Gegenteil..
Maat Golenia, auch wenn es ihnen nicht passt: Chardonnay gerät nur im Burgund so richtig vorzüglich. Und einmal auch in der Langhe und im Burgenland..
weg von schneider, mein kritikpunkt ist ein andrer: für mich ist chardonnay eine wahnsinnig variable rebe, die weine unterschiedlichster stilistik ergibt. innerhalb dieser unterschiedlichen stiltypen gibts wieder gelungene und weniger gelungene exemplare. sich aber von vorn herein auf einen bestimmten typus festlegen, macht mE wenig sinn.
na da bin ich ja beruhigt, das es nicht der Schneider war. Denn dessen 2011er Bubeneck ist wirklich ziemlich groß
Genau meine Meinung!
Mein werter Herr Kapitän! Ich habe nie etwas anderes behauptet als das, was Sie behaupten. Trotzdem sollte mal festgehalten werden, dass selbst bei Ihren alten Landsleuten, den Österreichern, der Chardonnay meist um Welten besser und stilsicherer gelingt als im Deutschland. Ich möchte Sie nur auf die meist vorzüglichen Chardonnays des Leithagebirges verweisen. Also Burgenland. Aber das schrieben Sie ja schon.