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Der große Wein des Spinners

Giorgio Lungarotti (1910 - 1999)
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Weingeschichte zum Trinken! Für diesen Wein hat man Giorgio Lungarotti einst verlacht. Lest weiter, was danach aus ihm wurde.
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Es gab eine Zeit, da kamen aus Italien gerade mal zwei Rotweine von Weltruhm: Barolo und Brunello. Alles andere war einfach nur Rotwein aus Italien. Dann sagte ein Winzer aus Umbrien: Was die können, können wir auch. Der Name des Mannes: Giorgio Lungarotti. Er begann Anfang der 60er-Jahre damit, beim umbrischen Rotwein neue Maßstäbe zu setzen. Als erstes schaffte er die Mischkultur ab. Damals rankten sich Weinreben noch an den Stämmen der Olivenbäume empor.

Lungarotti legte zahlreiche Weinberge an, experimentierte mit neuen und alten Sorten, erneuerte die Gerätschaften in seinem Weinkeller, führte die temperaturkontrollierte Gärung ein (damit der Wein macht, was der Winzer will und nicht andersherum) und kaufte neue Holzfässer. Die Leute hielten ihn für ein bisschen verrückt. Für völlig bekloppt hielten sie ihn dann, als er einen Wein aus den einheimischen Rebsorten Sangiovese und Canaiolo machte und ankündigte, er werde diesen Tropfen erst nach zehn Jahren verkaufen. Bis dahin solle er im Keller reifen. Erst im Holzfass, dann in der Flasche.

Zehn Jahre später, als die Flaschen hervorgeholt wurden, galt Lungarotti als Visionär. Sein Wein wurde zum Star. Nicht nur in Italien, auch im Ausland. Den „Mouton-Rothschild Italiens“ nannte man Lungarotti in England und in Deutschland für seinen Rubesco Riserva della Vigna Monticchio.

Das mag etwas übertrieben gewesen sein. Auf Château Mouton-Rothschild in Bordeaux macht man damals schon ein paar Dekaden länger Wein von Weltklasse. Lungarotti taufte seinen Spitzentropfen „Rubesco“. Der Name leitet sich vom lateinischen Verb rubescere (=rot werden) ab. 1999 starb Giorgio Lungarotti und seine beiden Töchter übernahmen die Leitung.

Ich lernte Chiara Lungarotti einmal in Montefalco/ Umbrien kennen und schrieb über die beiden Schwestern ein Porträt:

Diese Lungarottis

Was machten die beiden Damen mit dem Erbe? Sie verkürzten die Lagerung des Rubesco. Seither kommt er für ein Jahr in Barriques, danach reift er weitere vier Jahre lang in der Flasche. Da steht er nun vor mir auf dem Tisch, Jahrgang 2008. Die zwei Dekaden, die der Wein schon auf dem Buckel hat, sieht man sofort an der Farbe, wenn man das Glas schräg hält. Das Rubinrot wird an den Ausläufern leicht granatfarben. Der Duft, der dem Glas entströmt, ist einfach fantastisch. Da ist Frucht, vor allem Kirsche, dann Veilchen. Und Noten , die Alter und Holz beisteuern: Vanille und etwas Leder. Großes Weinkino. Und das geht am Gaumen direkt weiter. Hier tritt die Ledernote noch deutlicher nach vorne, einhergehend mit herber Kräuterwürze. Die Fruchtnoten bleiben vornehm im Hintergrund. Alles ist bei diesem Wein in perfekter Harmonie, seine Tiefe und Komplexität ein beeindruckendes Trinkerlebnis. So etwas nennt man wohl großer Wein.

Diese Flasche ist nicht gerade billig aber völlig zurecht der Herzeigewein des Lungarotti-Imperiums und mehr als ein Schluck Weingeschichte.

 

Datum: 14.3.2018 (Update 27.12.2019)
 

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