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#Matrosentrinken heißt das kollektive Flaschenöffnen des Captain, das in unregelmäßigen Abständen stattfindet. Das Prinzip: viele Matrosen (also Leser) bewerben sich zur Teilnahme an einer Themenverkostung, nur wenige werden ausgewählt und erhalten jeweils eine Flasche nach Hause geliefert. Bedingung: Sie berichten, wie es geschmeckt hat. Wer die Flasche austrinkt und sich danach nicht mehr meldet, wird gnadenlos und für alle Zeiten aussortiert.
Vor einer gefühlten Ewigkeit war es wieder mal soweit, es ging um die Region Centre-Loire. Der Name ist selbsterklärend, es handelt sich um eine Handvoll Appellationen die allesamt dort liegen, wo die Loire aus dem Süden kommend einen Knick nach Westen macht. Hier ist eine → Karte.
Damit man in den sozialen Kanälen alle Ergebnisse der Centre-Loire-Sause findet, hat sich der Captain den Hashtag #frischescentreloire ausgedacht. Probiert ihn mal auf Facebook und Instagram aus.
Leserin Katja Apelt ist Digitalisierungsexpertin beim Winzerverband VDP, dem rund 200 deutsche Weingüter angehören. Die Dame ist somit vom Fach.
Entsprechend kritisch ging Katja an den Weintest ran und entdeckte prompt einen Weinfehler: Korkschleicher! Das kann dem besten Winzer passieren. Man ist der Korkindustrie ja mit Gedeih und Verderb ausgeliefert. Oder steigt auf Schraubverschluss um. In traditionell geprägten Märkten wie Frankreich scheut man sich jedoch (noch) vor diesem Schritt.
Katja Apelt versammelte also Freunde (und noch ein paar Flaschen mehr – siehe unten) und öffnete den Quincy 2017 der Domaine Pierre Duret.
Die Rebpflanzungen der Appellation Quincy in der Nähe der Stadt Bourges befinden sich auf den sanft abfallenden Plateaus an beiden Ufern des Flüsschens Cher, das in die Loire mündet.
Quincy war eine der ersten Appellationen, die in den 1930er-Jahren den AOC-Status verpasst bekam und misst rund 250 Hektar bestockte Rebfläche. Die Appellationen Pouilly-Fumé, Sancerre, Menetou-Salon, Quincy und Reuilly liegen auf einer Achse. Die einzig zugelassenen Rebsorte ist Sauvignon Blanc. Quincy-Weine zeichnen sich durch fruchtige Noten nach Melone, grünem Apfel, Grapefruit und mineralische Elemente aus, oft spürt man eine deutliche Minz-Aromatik.
Wer mehr über das Centre-Loire wissen will, klickt → hier.
Was das Besondere an der Centre-Loire-Region ist, erzählt die ausgewiesene Expertin Christine Balais, von Beruf Sommelière, die selber von der unteren Loire stammt (genauer gesagt aus dem Pays Nantais, dort kommt der Muscadet her) in einem Interview:
Die Domaine Pierre Duret gehört einer bedeutenden Sancerre-Dynastie mit dem Namen Mellot. Die Rebstöcke sind 35 bis 40 Jahre alt.
Und hier ist der kurze, aber aussagekräftige Bericht von Katja Apelt:
Die Matrosen haben getrunken. Und zwar den 2017 Quincy von Pierre Duret. Leider hatte der Wein einen leichten Korkschleicher. Ich beschreibe aber mal drumrum.
Der Wein hat ein helles Strohgelb mit grünlichen Reflexen. In der Nase Cassisblätter, etwas reduktiv (spritzig, duftig, fruchtbetont), frisch aufgeschnittener Granny Smith und Limettenschale, am Gaumen gelbfruchtig, Cassis, Brennnessel und grüner Apfel. Grapefruit im Abgang. Der Wein wirkt insgesamt frisch und leicht.
Der richtige Anlass? Gut gekühlt im Sommer auf der Terrasse mit Blick auf‘s Meer bitte. Dazu passen Austern, Dorade mit Zitronensauce, Ceviche, Scaloppina di vitello al limone, Hühnchen mit Zitronengras.
Ja, so sind die Leser des Captain. Der kleinste Makel wird gnadenlos aufgedeckt. Doch insgesamt schlug sich der Quincy des Captain gar nicht so schlecht, wenn man die Konkurrenz betrachtet, die am selben Abend auf dem Tisch der Verkoster bereitstand: