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Der Bloger, Influenzer und Wein-Podcaster Daniel Bayer ist ein Kollege des Captain, den er besonders mag. Das liegt nicht nur daran, dass Daniel auf seiner Seite → Wein-verstehen unglaublich gelassene und herzerwärmende Interviews im Originalton mit Winzern veröffentlicht (diese Art Internet-Radiosendung nennt man Podcast) und auf seinem → Insta über 12.000 Follower versammelt hat, die seinen Posts (brillante Fotos) begeistert folgen – diese Zahl ist für den deutschsprachigen Raum im Weinfach absolute Spitze. Sondern auch weil er einfach ein sehr netter Kerl ist, der höflich und einfühlsam seinen Weg geht.
Jetzt ist aber Schluss mit der Lobhudelei, denn im Internet ist immer noch der Captain Chef, wenn es um Wein geht. Auch hier gibt es bereits den einen oder anderen Winzerpodcast und wird es künftig noch viele mehr geben. Das hat sich der Captain beim Daniel abgeguckt. Beispiele gefällig? Hier:
Daniel bekam von mir einen Roséwein aus der Appellation Reuilly. Das ist der wärmste und trockenste Teil der riesigen Loire-Region und das will was heißen. Der Fluss liegt 70 Kilometer entfernt. Kreide und Kalkstein dominieren die Böden und verleihen dem Sauvignon Blanc knackige Zitrusfrische, mineralische Noten und das Aroma von geschnittenem Gras. Aus Pinot Noir keltern die Winzer Weine mit rassiger Säure, Kirschnoten und Mineralik.
Für Rosé gilt in Reuilly eine Besonderheit, die fast überall streng verboten ist: Er ist in der Regel ein Verschnitt aus rotem Pinot Noir und weißem Pinot Gris (Grauburgunder). Generell wird Roséwein ja nur aus Rotweintrauben hergestellt. Fast nur, denn bei Wein gibt es nur eine hundertprozentige Regel: Es gibt keine hundertprozentige Regel.
Rosé ist aber eher selten in Reuilly. Und jetzt kommt der Knaller: Daniels Rosé ist gar kein Rosé! Also weintechnisch gesehen. Optisch schon. Denn es handelt sich um den Reuilly Rosé Tradition von der Domaine Cordaillat, der aus 100% Pinot-Gris-Trauben hergestellt wurde. Also aus Weißwein. Wer sich ein bisschen auskennt, weiß, dass Grauburgunder-Trauben eine rötlich-graue Schale haben. Und wenn der Saft dann ein bisschen länger auf der Maische liegt, wandern diese Farbstoffe in den Most und verleihen dem Endprodukt diese rosétypische Farbe.
Rosé oder nicht Rosé ist eigentlich egal. Daniel findet für seinen rosa Wein jedenfalls rosige Worte:
„Aye, aye Captain!“ Deine Flaschenpost hat mich erreicht. In einer blassen Lachsfarbe zieht der Tropfen im Weinglas unaufgeregt seine Kreise. Dabei erinnert mich der Farbton an die Morgenröte eines kühlen, neuen Tages, bei dem von Westen her bereits dunkle Wolken aufziehen. Die Ruhe vor dem Sturm! Auch in der Nase weht eine schwache Brise. Es duftet kühl, kalkig, puristisch. Darüber schwebt anmutig eine unsichtbare Wolke aus Rosen und weißen Blüten. Aye! Ich wusste es: „Ein Sturm zieht auf!“ Mit dem ersten Schluck fließt der Rebsaft von kühler Frische getragen über die Zunge und hinterlässt dabei eine Prise Salz. Es fühlt sich an, als ob mir die Gischt der wogenden See mit voller Kraft ins Gesicht schlägt. Es schmeckt: Mineralisch, trinkanimierend, frisch. Was bleibt ist die Erinnerung an eine frische Meeresbrise und das Verlangen den nächsten Schluck zu nehmen.
Warum probierte Daniel eigentlich diesen Wein? Ganz einfach, er nahm an meiner kollektiven Weinprobe #frischescentreloire teil. Das Prinzip: Leser-Matrosen bewerben sich zur Teilnahme an dieser Themenverkostung, nur wenige werden ausgewählt und erhalten jeweils eine Flasche nach Hause geliefert. Bedingung: Sie berichten, wie es geschmeckt hat.
Ein paar Eckdaten über Centre-Loire: Centre-Loire liegt dort, wo die Loire noch Richtung Norden fließt, kurz bevor sie nach dem Westen abbiegt. Mehr über die Region steht → hier.
Dort gibt es knackfrischen Tropfen aus sieben Appellations d’Origine Contrôlée (AOC.): Menetou-Salon, Quincy, Reuilly, Côteaux du Giennois, Châteaumeillant, Sancerre sowie Pouilly-Fumé & Pouilly-sur-Loire.
Der Franzose orientiert sich beim Weintrinken – ganz anders als der Deutsche – eher nach Region und nicht nach Rebsorte. Deshalb steht auf den Flaschenetiketten meistens ziemlich viel Geografie. Nach den verwendeten Traubensorten sucht man oft vergeblich.
Welche sind das im Centre-Loire?
Die Hauptrebsorte heißt Sauvignon Blanc, die in punkto Frische und Eleganz mit unserem Riesling vergleichbar ist. Aber natürlich ganz anders schmeckt. Die rote Sorte Pinot Noir bringt würzige Tropfen mit frischen Beerenaromen hervor. Gamay und Pinot Gris (Grauburgunder) ergänzen das Spektrum. Allen Weinen gemeinsam ist ihre typische Frische, Finesse und Frucht.
Wer über das Centre-Loire noch ein paar praktische Dinge lernen will, sollte sich dieses Interview mit Sommelière Christine Balais durchlesen: