Einen Jahrgang, bitte. Und aufpassen, dass nichts runterfällt. So, danke. Könnten sie noch bitte kurz die Türe aufhalten, Herr Molitor? Ich habe beide Hände voll…
Ganz so genau wird sich da wohl nicht zugetragen haben. Aber die Eckdaten stimmen.
Die Ernte einer ganzen Lage hat sich der Whisky-Agent und Weinkenner Carsten Ehrlich gegönnt. Genauer gesagt: Alle Flaschen Graacher Himmelreich Riesling Auslese** Jahrgang 2000.
Warum macht man das? Seien sie ehrlich, Herr Ehrlich.
„Ganz einfach, das ist mein Hobby.“
Um den Mann und was ihn mit dem Winzer Markus Molitor verbindet etwas besser zu verstehen, lest ihr am besten diesen Artikel:
Da steht genau, was Ehrlich (und viele, viele andere Weinkenner auf der ganzen Welt) an Molitorweinen so fasziniert. Es ist die Lagen-Vielfalt dieses Weinguts. Und der unbändige Ehrgeiz, den Ton jeder einzelnen dieser Lagen zum Klingen zu bringen.
Eine davon ist das Graacher Himmelreich, ein markanter und berühmter Weinberg von 62,2 Hektar Fläche. Er liegt wind- und frostgeschützt und versorgt dank natürlicher Wasseradern seine Flora mit ausreichend Feuchtigkeit. Der Boden ist von Schiefer geprägt, dazwischen mischt sich etwas Ton. Das macht die Weine kraftvoll und langlebig.
Mancher deutsche Spitzenwinzer hat hier Rebstöcke stehen. Darunter die Weingüter Willi Schäfer, Kees-Kieren, Wegeler, S. A. Prüm.
Und natürlich Markus Molitor.
Steht man im Himmelreich, blickt man nebenan auf die Lage Domprobst und weiter unten auf Graach. Weiter rechts liegt Wehlen und links Bernkastel-Kues.
Carsten Ehrlichs Molitor-Auslese aus 2000 hat nach der betriebseigenen Klassifikation zwei von drei möglichen Sternen. Der selbstkritische Gaumen des Winzers ließ keinen dritten zu.
Anders als im Bordelais war 2000 gar kein gutes Jahr für deutsche Winzer. Es war feucht und viel Traubenmaterial verfaulte an den Stöcken.
Aber wie das so ist – erst in schwierigen Zeiten zeigt sich die wahre Könnerschaft des Winzers.
In der Nase findet sich alles, was ein reifer Moselwein aufbieten kann. Ich rieche kühle, würzige Schiefernoten, schönes Petrol, brauner Honig, in der Porzellantasse erkalteter grüner Tee. Alles sehr dezent.
Ein erster Schluck schießt wie der zarte Stromschlag einer Batterie durch meine Mundhöhle. Das ist die Süß-Säure-Spannung. Dann ungemein saftig. Und zugleich mineralisch.
Die Süße ist deutlich eingebunden. Nach 16 Jahren auch kein Wunder. Wir (4 Mann haben verkostet) lassen die Gläser ein Weilchen stehen. Selbst 5 Minuten nach dem Runterschlucken sind noch traumhafte Karamellnoten zu spüren. Dieser Wein ist ein Gedicht von schwer zu definierender Exotik.
Fazit der angetretenen Mannschaft: Ein immer noch jugendlich wirkender Leckerbissen, der noch eine lange Reise vor sich hat. Wenn man die ihm gönnt.
Weil Ehrlich nicht alles alleine trinken kann, verkauft er den 2000er-Himmelreich über seine Whiskyfirma. Dabei kann man sich auch gleich ein Fläschchen Single Malt einpacken lassen.