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The Walking Dead: der letzte Wein

Wein für die Apokalypse.
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Der Captain trank in Miami sauber gemachten Sauvignon Blanc, der ein Beispiel für ziemlich gutes Crossmarketing mit der Entertainment-Industrie ist.
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[Dieser Artikel entstand im Lockdown #1, den der Captain in Miami erlebte, wo er festsaß. Keine Flüge nach Hause, aber viel Wein.] Der Captain sah mit Begeisterung alle Staffeln von The Walking Dead (besonders 1-5), einer TV-Serie auf Amazon Prime mit besinnungslos herumtorkelnden Untoten, die lebendiger wirken als sämtliche Studiogäste von Maischberger, Plasberg und Giovanni di Lorenzo.

Wahrscheinlich lief die Serie genau deshalb nicht im ZDF, weil der Inhalt stark dem Geschäftsmodell des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ähnelt: Auf dem Arbeitsmarkt schwer vermittelbare Gestalten reißen wehrlosen Bürgern das Fleisch von den Knochen.

Genug der wohlfeilen Polemik. Wenden wir uns Erfreulicherem zu: einem Weißwein, den der Captain in seinem vom brachliegenden transatlantischen Flugverkehr erzwungenen Südstaaten-Exil im warmen Florida erwarb. Und zwar im selben Weinsupermarkt Total Wine, wo er neulich eine Flasche Trump-Wein erstand und danach erlebte, wie der verborgene Handel mit Kundendaten zum politischen Stimmenfang genutzt wird. Da derzeit in Deutschland die Bürgerrechte gerodet werden wie altersschwacher Dornfelder im Weinberg, wagt der Captain eine Prognose: Bald geht’s bei uns genauso zu. Hier steht die Story:

Weinkauf USA: die Trump-Falle

Zurück zu The Walking Dead und einem Sauvignon Blanc gleichen Namens aus kalifornischen Trauben.

Die Firma dahinter heißt nicht minder originell: The Last Wine Company. Sie sitzt in einem Industriegelände unweit des Napa County Airport.


Auf der Website des Walking-Dead-Weinprojekts steht, was bis vor kurzem noch durchgeknallte fiction war, inzwischen jedoch von der Realität eingeholt wurde. Naja, teilweise:

Eine Epidemie apokalyptischen Ausmaßes hat den Globus überrollt, wodurch die Toten auferstehen und sich von den Lebenden ernähren. Innerhalb weniger Monate ist die Gesellschaft zusammengebrochen; es gibt keine Regierung, keine Lebensmittelgeschäfte, keine Postzustellung, kein Kabel-TV.
Zum Glück gibt es Wein…

Das Berichtenswerte an diesem Wein und seiner Vermarktung ist weder das lustige Etikett, noch der Inhalt (der ist ok, mehr darüber weiter unten), sondern die Nutzung hochmoderner Technologien aus dem Arsenal der sogenannten Augmented Reality.

Anmerkung: Der Großteil meiner Leser, die in der deutschen Weinwirtschaft arbeiten, können jetzt aufhören, diesem Text weiter zu folgen. Für sie endet das Internet in der letzten Zeile jeder E-Mail. Vor einem Jahr schrieb ich diesen Artikel:

Verschlafen die Winzer das Internet?

Alle anderen, die weiterlesen, lernen eine von vielen neuen Marketingmethoden kennen, mit denen sich Weinleute in anderen Ländern beschäftigen, wo sich der Weinbau besser mit der digitalen Realität angewärmt hat.

Was heißt Augmented Reality eigentlich? Der Captain spart sich die Mühe und zitiert aus Wikipedia:

Unter erweiterter Realität (auch englisch augmented reality) versteht man die computergestützte Erweiterung der Realitätswahrnehmung. Diese Information kann alle menschlichen Sinnesmodalitäten ansprechen. Häufig wird jedoch unter erweiterter Realität nur die visuelle Darstellung von Informationen verstanden, also die Ergänzung von Bildern oder Videos mit computergenerierten Zusatzinformationen oder virtuellen Objekten mittels Einblendung/Überlagerung.

Klingt doch ganz vernünftig. Aber was macht diese Augmented Reality mit dem Sauvignon Blanc The Walking Dead? Antwort: Spezielle Flaschenetiketten mit digitaler Markierung erwachen zum Leben, wenn man sie durchs Smartphone betrachtet. Wie das wirkt, zeigt ein Video:

Das nennt der Captain Innovation und kommt endlich zur Weinprobe: In der Nase frische und zitrige Sauvignon-Blanc-Noten nach zerriebenen Blättern der Tomatenstaude. Dann Grapefruitschale, Mandarine, Feuerstein. Dabei sehr klar und sauber. Im Mund überzeugend und nicht übertrieben fruchtig. Ich schmecke Pampelmuse mit feiner Restsüße, die am Gaumen deutlich spürbar ist. Stachelbeere, nochmal Mandarine, etwas Ananassaft, grüner Tee und Litschi. Technisch astreiner und professionell gemachter Industriewein, der durchaus zu empfehlen wäre, wenn es ihn in Deutschland gäbe.

Bei Total Wine war der Wein übrigens dramatisch im Preis runtergesetzt: von 19 auf 7,99 US-Dollar zuzüglich Steuer. Der Gag kommt derzeit vielleicht nicht so gut an.

 

Datum: 4.4.2020 (Update 4.7.2022)
 

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