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Körperteile vorsorglich entfernen zu lassen liegt gerade im Trend. Da will die Besatzung nicht nachstehen.
Maat Küblbeck geht als ehrenwertes Beispiel voran und erwägt ernsthaft eine Kopfamputation. „Nicht, weil zu wenig drin ist,“ beschwichtigt der junge Maat die Bedenken der Crew, „sondern weil mein Kopf der einzige Körperteil ist, der nicht mit teuren Modeaccessoires bedeckt werden kann.“
Er sehe sich als ganzheitliches Kleiderkunstobjekt, wie der Maat dem Captain glaubhaft versicherte. „Dieses Gesamtkunstwerk wird durch meine unbedeckte Kopfpartie nachhaltig gestört.“ Zudem würden nach der Amputation teure Besuche beim Münchener Edelfrisör und lästiges Rasieren entfallen. „Dieser Schritt hätte somit auch wichtige finanzielle Aspekte. Die Schiffskasse würde weiter entlastet werden“, so der Maat.
Das finanzielle Argument lässt den knauserigen Zahlmeister sofort aufhorchen. Einer Zustimmung zu Maat Küblbecks Vorhaben zieht er ernsthaft in Erwägung. „Ich erwarte auch von anderen Crewmitgliedern ähnliche Schritte, um die klammen Finanzen zu entlasten“, lässt der Zahlmeister offiziell ausrichten. Nun geht an Bord das große Rätselraten um, welcher Körperteil von wem das nächste sein wird, das ab soll. Vielleicht die legendäre Doppelleber des Captain, die man sicher gewinnbringend verkaufen kann.
Schiffkassen entlasten!
Schiffskassen entlasten ist also gut, denke ich mir, und erinnere mich an eine günstige Flasche Rotwein, die ich letztes Jahr getrunken habe. Es war ein Rotwein vom Österreicher Robert Stark. Mir fällt auf, dass dieser Robert Stark gar kein eigenes Weingut besitzt. Auch ist er eigentlich gar kein Winzer. Und eigene Lagen hat er auch nicht. Trotzdem macht er seinen eigenen Wein, der günstig ist und trotzdem erstaunlich gut.
Robert Stark kommt viel in Österreich herum. Er selbst kennt Hinz und Kunz der dortigen Weinszene (das ist auch nicht schwer, sagt der Captain). Zu jedem Weingut hat er eine fundierte Meinung und ist versierter Kenner der Materie. Mit ihm kann man stundenlang über Winzer und Weine quatschen, was der Maat letzten Sommer zusammen mit Anwaltsmaat Lauterbach auch tat. Bei Tisch im schönen Gut Purbach am Neusiedler See.
Vom Händler zum Macher
Robert Stark war lange Zeit im Weinhandel beschäftigt, bevor das überraschende Angebot kam, in einem Fünf-Sterne-Hotel in Lech am Arlberg den Sommelier zu machen. „Damals wurde ich ins kalte Wasser geworfen. Vorher hatte ich noch nie in der klassischen Gastronomie gearbeitet. Ich war ein Greenhorn“, sagt Stark.
In der Wintersaison erweiterte Stark sein Wissen über Wein, den Sommer über hatte er frei und heuerte ab 2009 bei Winzer Thomas Schwarz im „Kloster am Spitz“ an. Zunächst als Helfer im Weinkeller, dann als Mastermind im empfehlenswerten Heurigen von Kloster am Spitz, der traditionell nur wochenweise geöffnet hat.
Während dieser Zeit schaute er Thomas Schwarz im Keller über die Schultern und bekam ein Gefühl dafür, wie Weinmachen überhaupt funktioniert.
Die Idee reifte, selbst Wein in Auftrag zu geben, und nach eigenen Vorgaben und Vorstellungen auszubauen. „Ein Alltagswein sollte es sein, so wie ich ihn mir für jeden Tag wünsche. Nicht so banal, sondern mit Stil, mit Spannung“, sagt Stark.
In Zusammenarbeit mit Thomas Schwarz entstanden auf diese Weise rund 6.000 Flaschen Rotwein mit dem Namen „Einfach Stark“, einer Cuvée aus Zweigelt und Syrah. Mit erfreulich niedrigen 12,5 % vol. Alkohol. „Frag mich nicht, wie Thomas den Wein genau macht, das sind seine Kniffe.“ Andersherum zuckt auch Thomas Schwarz mit den Schultern und sagt: „Musst Du mich nicht fragen. Das ist der Wein von Robert Stark.“
Mittlerweile habe ich im Schiffsbauch die letzte verstaubte Flasche „Einfach Stark 2009“ ausfindig machen können. Ein hübsch-modernes Etikett, oben links mit einem roten Stern. „Der ist jetzt nicht politisch gemeint.“ klärt Stark auf.
Eigenständig, günstig, gut
Ich reiße den Drehverschluss auf und gieße einen dunklen schwarz-roten Wein ins Glas, der zunächst alles andere als nach einem günstigen Wein riecht. Er zeichnet sich durch Eigenständigkeit aus. Blind würde ich diesen Rotwein nicht im Keller von Thomas Schwarz vermuten, der einen extravaganten Weinstil pflegt, wie er oft schon am Geruch zu erkennen ist (der Weinstil, nicht Schwarz – betont der Zahlmeister beim Korrekturlesen).
Im Mund ist der Wein erstaunlich karg mit einer gerbstofflastigen Würze, die mich an dunkle Kirschen erinnert. Dazu frisch gepresste Johannisbeeren, etwas Pfeffer, Kräuter, Tinte, auch ein wenig Espresso. Aber kaum Schokolade, keine Marmelade. Insgesamt sehr fokussiert, mit schlanker, mineralischer Struktur. Faszinierend: der trockene Biss.
Wenig Alkohol, keine Marmelade
Im Mund dann auf der fruchtigen Seite, der erfreulich geringe Alkohol macht den Einfach Stark unkompliziert bekömmlich. Etwas Cassis, Kirsche, Pfeffer, auch Kreuzkümmel. Mittlerer bis langer Abgang. Für einen Wein, der gerade mal schlappe 8,50 Euro kostet, ist das keine Selbstverständlichkeit. Zu oft schon hat man langweilige, weichgespülte Säfte im Glas gehabt. Robert Stark macht das bei seinem Wein anders und vieles richtig. Man merkt, dass dieser Wein ein sehr persönlicher Wein ist. Von jemandem kreiert, der diese Art Wein am Markt vermisst hat. Das haben wir auch.
- Einfach Stark 2009, Rotwein-Cuvée, von Robert Stark, Neusiedler See, erhältlich für schlappe 8,50 Euro.
Nein. Wurde verschoben. Zunächst wird meine Plauze amputiert, hat der Zahlmeister hochamtlich entschieden. Um das Schiff von der leichten Schlagseite zu befreien…
Heißt es eigentlich der Körperteil oder das Körperteil?
Fragen wir uns auch. Zu faul zum gugeln. Wollen Sie instead?
lecker?
Captain, ich bin erschüttert!
Beim Foto vom Stark dachte ich erst, einfach stark dieser Tim Raue. Ein bißchen ähnlich scheinen mir die beiden auszusehen.
Duden und Wiktionary sind sich einig:
Körperteil, der
Wortart: Substantiv, maskulin
„… welcher Körperteil von wem DER nächste sein wird, DER ab soll. “ liest sich aber komisch, obwohl DER richtig ist. Blödes Deutsch!
Gesehen auf korrekturen.de —> „Gen. -s, Pl. -e. Standardsprachlich gilt nur der Körperteil als korrekt, da sich der Begriff auch mit „der Teil des Körpers“ paraphrasieren lässt – hierbei stellt man sich einen Bereich, eine Partie vor, nicht etwas vom Ganzen Losgelöstes. Umgangssprachlich wird jedoch vielfach auch das neutrale Genus verwendet (vgl. Teil).“
Mal wieder die Umgangssprache, die uns verunsichert.
Teil, der oder das
Wortart: Substantiv, maskulin oder Substantiv, Neutrum
Wenn es nur um „Teil“ geht, ist beides möglich.
Kassiererin zum Kunden – Supermarktkasse: „Stellen Sie mal das Teil hinten am Band auf!“
Aber, „Der Teil der Lieferung auf den wir warten ist noch nicht im Lager.“
Erst typisches aufgesetztes Golenia Gesülze. Ab „Vom Händler zum Macher“ lesbar und informativ.
Liebe Camilla,
immerhin sagen Ihnen dann 2/3 des Textes zu. Das ehrt mich außerordentlich.