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Wieviel Grad wiegt dieser Wein?

Der 100° ist gar nicht schwer!

Rotwein 100°

Rotwein 100°

Veddeler, Deutschland

6,70 €

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Ein Winzer in der Pfalz nennt seinen Rotwein einfach nach dem Mostgewicht. Der Captain hat ihn probiert und fragt sich, warum gibt es nicht auch einen Opel Oktan?
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Winzer lassen sich manchmal originelle Namen einfallen. Einer in Spanien nennt seinen Wein 4 kilos.

Obwohl in der Flasche nur 0,75 Liter schwimmen, also nicht mal ein Kilo Wein.

Im Pfälzer Weingut Veddeler ist man physikalisch genauer, typisch deutsch eben, und nannte eine Rotweincuvée so: 100°.

100 Grad, ist das Glühwein, mit dem man sich die Zunge verbrennt?

Quatsch, die meinen Grad Oechsle, die Messeinheit des Mostgewichts, das – grob gesagt – Auskunft über den Zuckergehalt eines unvergorenen Traubensaftes gibt.

Je mehr Grad Oechsle der Most wiegt, desto höher fallen in der Regel (wenn der Zucker von den Hefebakterien zu Alkohol vergoren wurde) die Volumenprozent Alkohol im fertigen Wein aus.

Der Pforzheimer Tüftler Ferdinand Oechsle hat irgendwann in den 1820er-Jahren eine Skala entwickelt, mit der fortan des Mostegwicht von Weinen definiert werden konnte. Je heißer ein Sommer, desto mehr Zucker in den Beeren, desto höher das Mostgewicht im gepressten Saft – kann man pauschal sagen. Ist natürlich stark vereinfacht.

Um in der Folge die entsprechenden Maßnahmen im Keller einzuleiten, damit ein runder Wein rauskommt, ist es für Winzer wichtig, das Mostgewicht des Ausgangsproduktes zu kennen.

Jetzt reicht es aber mit dem Lernstoff. Kommen wir zum Wein.

Der 100° besteht aus den Rebsorten Merlot, Spätburgunder und Cabernet Mitos. Letztere wurde Ende der 1960er-Jahre aus Spätburgunder und der alten französischen Sorte Teinturier du Cher gezüchtet.

Alle drei Rebsorten hatten nach der Ernte ein relativ hohes Mostgewicht von 100° Oechsle oder mehr, was man zum Beispiel durch die sorgfältige Handselektion von reifem Traubengut hinbekommt.

70° bis 80° Oechsle sind in normalen Jahren bei uns eher die Norm. Das Zeug war also auf ein gewisses Geschmacksvolumen programmiert und hat dabei 13 Volumenprozent Alkohol. Die Veddelers verzichten übrigens auf eine Jahrgangsinformation bei diesem Wein.

Dermaßen mit Weinbildung vollgepumpt mache ich mich an den roten 100° und rieche in mein Glas hinein.

Dort wabert volle Traubigkeit (neue Wortschöpfung), alles duftet sehr beerig. Da will man nicht lange warten und giert nach dem ersten Schluck.

Feine Kräuter im Mund. Ich schmecke vor allem Rosmarin, ein bisschen dunkle Beeren und einen Hauch von Vanille. Die kommt vom Ausbau im Holzfass.

Der Wein hat eine tolle Kraft ohne schwer zu wirken. Das haben die echt gut hinbekommen. Man kann sogar von ein bisschen Komplexität sprechen, was bei diesem Kaufpreis absolut überraschend ist. Der Abgang ist naja. Passt schon.

Kurz gesagt, hier handelt es sich um echt viel Wein zum kleinen Preis.

Ich würde den 100° zu einer deftigen Lasagne trinken. Der packt die schwierigen Tomatenaromen und jedes Gewürz. Oder zum Schweinskotelett.

 

Datum: 9.12.2017
 

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